Russlandgeschäft pusht Raiffeisen International
Reuters Wien – Die Raiffeisen Bank International (RBI) hat im abgelaufenen Geschäftsjahr auch dank ihres Russlandgeschäfts ihren Nettogewinn mehr als verdoppelt. Unter dem Strich stieg das Ergebnis auf 3,63 Mrd. Euro nach 1,37 Mrd. Euro, wie das Institut mit Sitz in Wien am Dienstagabend mitteilte. Davon sollten auch die Aktionäre profitieren, die zuletzt leer ausgegangen waren. Für 2022 werde der Vorstand eine Dividende von bis zu 80 Cent je Aktie empfehlen, hieß es. Der Zeitpunkt der Entscheidung sei aber noch offen und werde voraussichtlich nicht auf der Hauptversammlung Ende März fallen, erklärte der Konzern. Abhängig sei die Ausschüttung von den Kapitalquoten und den fortdauernden strategischen Überlegungen.
„Unbekanntes Marktumfeld“
Eine Entscheidung über die Zukunft des Russlandgeschäfts ließ die Bank weiterhin offen. In den vergangenen elf Monaten sei die Bewertung aller strategischen Optionen vorangetrieben worden, sagte Bankchef Johann Strobl. „Als wir diese Bewertung angekündigt haben, sind wir davon ausgegangen, dass dieser Prozess Zeit in Anspruch nehmen wird. Bei der Durchführung unserer Bewertung bewegen wir uns in einem bisher unbekannten, komplexen Marktumfeld. Dazu gehören sich ständig ändernde rechtliche und regulatorische Anforderungen“, so der Manager.
Gewinne aus Russland und Belarus können laut RBI nach jetzigem Stand nicht ausgeschüttet werden. Ohne Russland und Belarus sowie einen Verkauf sei ein Konzerngewinn von 982 Mill. Euro erzielt worden, ein Plus von 35%. „Dieses Ergebnis zeigt, dass die RBI nach wie vor konzernweit hohe Gewinne erwirtschaftet“, sagte Strobl. Die Profitabilität des Geschäfts in Österreich sowie in Mittel- und Südosteuropa sei weiterhin robust.
Im Schlussquartal habe sich der Nettogewinn auf 826 Mill. Euro mehr als verdoppelt. Mit dem Ergebnis liegt die RBI klar über den Erwartungen von Analysten, die laut einer Erhebung der Bank im Schnitt mit einem Gewinn von 657 Mill. Euro gerechnet hatten. Kräftig gestiegen sei der Zinsüberschuss, der aufgrund höherer Zinsen auf 5,05 Mrd. Euro von zuvor 3,33 Mrd. Euro kletterte.
Ohne Russland und Belarus wäre der Wert um 37% auf 3,4 Mrd. Euro gestiegen. Beim Provisionsüberschuss legte die Bank auf 3,88 Mrd. Euro nach 1,99 Mrd. Euro zu. Ohne Russland und Belarus wäre es ein Plus von 16% auf 1,74 Mrd. Euro. Die harte Kernkapitalquote (CET1) sprang auf 16% nach 13,1 % per Jahresende 2021. Im laufenden Jahr will die RBI bei über 15% bleiben.
Risikokosten verdreifacht
Deutlich mehr musste die RBI im vergangenen Jahr für faule Kredite zur Seite legen. Die Risikokosten hätten sich auf 949 (295) Mill. Euro mehr als verdreifacht. 490 Mill. Euro seien davon allein in Belarus und Russland angefallen, hieß es.
Für 2023 habe sich die Bank auch Ziele ohne Russland und Belarus gesteckt. So soll etwa die harte Kernkapitalquote ohne die beiden Länder bei 13,5% liegen. Der Zinsüberschuss werde zwischen 3,2 Mrd. Euro bis 3,4 Mrd. Euro erwartet, der Provisionsüberschuss bei rund 1,6 Mrd. Euro. Inklusive der beiden Länder rechnet die Bank hingegen mit einem Zinsüberschuss von bis zu 4,7 Mrd. Euro und einem Provisionsüberschuss von bis zu 2,5 Mrd. Euro.