R+V profitiert von geringen Schadenbelastungen
la Wiesbaden – In allen Sparten ist der zum genossenschaftlichen Sektor gehörende Versicherungskonzern R+V 2014 stärker als der Branchendurchschnitt gewachsen und hat damit erneut Marktanteile gewonnen. In der inländischen Erstversicherung insgesamt wuchs der Konzern um 7,5 % auf 12,2 Mrd. Euro und damit fast dreimal so stark wie der Markt. Im ersten Quartal 2015 war das Wachstum mit 2,2 % auf 4,3 Mrd. Euro zwar noch deutlich bescheidener. Doch soll sich dies im Jahresverlauf noch steigern. “Wenn wir im Gesamtjahr unter 3 bis 4 % liegen, sind wir unzufrieden”, sagte Friedrich Caspers auf der Bilanzpressekonferenz in Wiesbaden.In der Lebensversicherung wuchs die R+V im abgelaufenen Jahr am stärksten. Hier legten die Beitragseinnahmen mit 9,1 % auf 7,8 Mrd. Euro zu, in der gesamten Branche war es nur ein Plus von 3,1 %. Das Neugeschäft erreichte 3,8 Mrd. Euro (+17,8 %), ein neuer Rekordwert, betonte Caspers. Dies wurde durch den starken Anstieg der Einmalbeiträge erreicht. Die gebuchten Beiträge des Einmalgeschäfts wuchsen um 19 % auf 3,3 Mrd. Euro, des laufenden Beitragsgeschäfts um 1,5 % auf 3,7 Mrd. Euro. Spitzenreiter beim Neugeschäft waren dem Vorstandschef zufolge das fondsgebundene Geschäft und die betriebliche Altersvorsorge (bAV), die jeweils um 45 % zulegten. Gemessen an den gebuchten Bruttobeiträgen hat die R+V in der Lebensversicherung einen Marktanteil von 7,3 (i.V. 7,0) % und im Neugeschäft von 10,8 (10,2) %.Der Anteil der Lebensversicherungspolicen, die noch mit einem hohen Garantiezins von 4 % ausgestattet sind, liegt nach den Worten Caspers’ bei 16 % an den Deckungsrückstellungen. Einschließlich der Verträge mit Garantiezinsen von 3,5 % und 3,25 % beträgt der Anteil 38 %. Zur Sicherung dieser Garantien auch in der aktuellen Niedrigzinsphase hat die R+V die Zinszusatzreserve 2014 um 389 Mill. Euro auf nun 964 Mill. Euro aufgestockt. In der Krankenversicherung stiegen die Beitragseinnahmen um 8,1 % auf 426 Mill. Euro (Markt + 0,7 %). Die Zahl der versicherten Personen legte um fast 10 % auf 764 000 zu. Der Großteil davon sind Zusatzversicherungen (+10,4 % auf 704 000). In der Vollversicherung kamen 1 200 neue Versicherte (+2,1 %) dazu. In der Krankenversicherung hat die R+V einen Marktanteil im Neugeschäft von 4,3 % und gemessen an den gebuchten Beiträgen von 1,2 %.Auch in der Schaden- und Unfallversicherung, dem zweiten großen Standbein neben der Lebensparte, sind die Einnahmen um 5,0 % auf knapp 5 Mrd. Euro gestiegen (Markt + 3,2 %). Der Marktanteil der R+V erhöhte sich damit auf 7,6 (7,5) %. Alle Sparten haben sich Caspers zufolge positiv entwickelt. Besonders steche aber die Kfz-Versicherung mit einem Plus von 6 % auf über 2 Mrd. Euro hervor. Nach dem Ausnahmejahr 2013 mit hohen Elementarschäden erreichte das Schadenniveau im Berichtsjahr wieder Normalniveau. Die Schadenquote lag mit 72,3 (84,5) % auf dem niedrigsten Niveau seit Jahren. Einschließlich der Betriebskostenquote von 24,3 (24,5) % fiel die Combined Ratio mit 96,6 (109) % wieder unter die kritische 100-Prozent-Marke, über der versicherungstechnische Verluste geschrieben werden. Die Verwaltungskostenquoten sind in allen Versicherungssparten gesunken. Investitionen werden künftig für die weitere Digitalisierung anfallen, die die R+V in engem Schulterschluss mit den Volks- und Raiffeisenbanken angehen will. Geplant sei ein hoher zweistelliger Millionenbetrag in den nächsten 3 bis 3,5 Jahren, erklärte Caspers.Das Kapitalanlageergebnis, das im Vorjahr noch um knapp 15 % gesunken war, kletterte 2014 um 56,7 % auf fast 4,4 Mrd. Euro. Vor allem die Gewinne aus Zuschreibungen und Zeitwertgewinnen legten deutlich zu. Der Großteil der Kapitalanlagen ist weiterhin in Rentenpapieren investiert (siehe Grafik). Die Aktienquote von etwas über 5 % soll nach den Worten des seit Jahresanfang amtierenden neuen Finanzvorstandes Marc Michallet aktiv ausgebaut werden. In der Sachversicherung liege sie bereits über 10 %. Bei der Immobilienquote liege der Zielwert bei 6 bis 8 %.Was alternative Investments angeht, sind Michallet zufolge die Bereiche erneuerbare Energien und die Beteiligung an Kreditportfolios der Banken interessant, damit beschäftige sich der Konzern derzeit. Investitionen in Infrastruktur machten etwa 1 % der Kapitalanalgen aus, hier gebe es schon konkrete Pläne für eine Ausweitung.