Sabadell zieht nach Katalonien zurück und setzt BBVA unter Druck
Sabadell geht zurück nach Katalonien
Rückverlegung des Stammsitzes verschafft politische Vorteile im Abwehrkampf gegen BBVA
ths Madrid
Der Führung von Banco Sabadell hat in der Abwehrschlacht gegen BBVA einen überraschenden und geschickten Schachzug gelandet. Der Aufsichtsrat von Spaniens viertgrößtem Geldinstitut wollte am Mittwoch die Rückverlegung des Stammsitzes von Alicante nach Sabadell beschließen, wie vorab bekannt wurde. Wie viele Unternehmen zog Sabadell nach den Turbulenzen rund um das illegale Unabhängigkeitsreferendum 2017 den Stammsitz aus Katalonien ab.
Überraschende Entscheidung
Die Lage hat sich beruhigt, seit die Sozialisten von Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez im letzten Jahr nach vielen Jahren die katalanischen Separatisten an der Macht in Barcelona ablösten. Seither sind einige wenige Firmen zurückgekehrt.
Spaniens zweitgrößte Bank unterbreitete im April 2024 ein Übernahmeangebot, das Sabadell mit gut 12 Mrd. Euro bewertete. Bei einer Fusion würde ein neuer Riese entstehen, mit einer Bilanzsumme von mehr als 1 Bill. Euro und 100 Millionen Kunden weltweit. Doch das Sabadell-Management um den langjährigen Vorsitzenden Josep Oliu lehnte ab. Daraufhin lancierte BBVA ein für Spaniens Finanzbranche sehr ungewöhnliches feindliches Angebot, das direkt an die Aktionäre der katalanischen Bank gerichtet ist.
Politische Dimension
Die Operation hat eine wichtige politische Dimension. In Katalonien beklagen nicht nur Nationalisten, dass bei einer Übernahme von Sabadell ein wichtiges Entscheidungszentrum in der Region verloren ginge. Die Minderheitsregierung von Sánchez ist im Parlament auf die Unterstützung der katalanischen Separatisten angewiesen. Diese haben die Rückkehr der katalanischen Firmen zu einer ihrer Bedingungen gemacht.
Sánchez verwies am Mittwoch in einem Interview mit Bloomberg TV in Davos auf den „territorialen Zusammenhalt“ als einen wichtigen Aspekt bei der Frage der Großfusion. Unternehmen in Spanien und vor allem in Katalonien fürchten, dass bei einem Zusammenschluss die Kreditvergabe aufgrund der geringeren Konkurrenz teurer würde. Sabadell ist bei kleinen und mittelständischen Unternehmen führend.
Aufsicht muss noch entscheiden
Noch muss die Wettbewerbsaufsicht CNMC über die Operation befinden und wird vermutlich starke Auflagen diktieren. Danach hätte die Regierung ein Mitspracherecht. Wirtschaftsminister Carlos Cuerpo hat mehrfach klargemacht, dass man einen organischen Zusammenschluss beider Institute verbieten könnte.
BBVA bleibt gelassen
Bei BBVA blieb man ob der Nachricht des Umzugs von Sabadell gelassen. Man wolle ohnehin in Katalonien ein wichtiges Standbein aufbauen und auch die Marke Sabadell beibehalten, teilte die Bank mit und betont die finanziellen Vorteile eines Zusammenschlusses. Doch ist der Aufschlag von 30% auf die Sabadell-Aktie mittlerweile aufgebraucht und sogar negativ. Sabadell plant zudem eine Erhöhung der Dividende nach einem guten Jahr 2024. Analysten erwarten daher, dass BBVA das Angebot verbessern wird.