SOMMERLOCH

Sami A., Özil und der Wels

Wir schlagen uns hier täglich mit Quartalsberichten, Handelskriegen und aktivistischen Aktionären herum. Eigentlich Stoff genug, um im vermeintlichen Sommerloch mit Anstand über die Runden zu kommen. Doch was treibt die Menschen da draußen wirklich...

Sami A., Özil und der Wels

Wir schlagen uns hier täglich mit Quartalsberichten, Handelskriegen und aktivistischen Aktionären herum. Eigentlich Stoff genug, um im vermeintlichen Sommerloch mit Anstand über die Runden zu kommen. Doch was treibt die Menschen da draußen wirklich um und die Republik mal wieder an den Rand der Selbstzerfleischung? Die Abschiebung eines islamistischen Gefährders und die Inszenierung des Rücktritts eines beim FC Arsenal kickenden Multimillionärs aus der deutschen Nationalelf. Wer die Zeitung aufschlägt oder das Radio einschaltet, glaubt, die letzte Stunde des Rechtsstaats habe geschlagen und die Deutschen seien ein Volk von Rassisten. Als ob das nicht reicht auf der nach oben offenen Empörungsskala, treibt zugleich nahe Frankfurt der Küken und Katzen fressende Problem-Wels sein Unwesen.Doch der Reihe nach. Für die Abschiebung des mutmaßlichen Unterstützers der Terrororganisation Al-Kaida und salafistischen Hasspredigers Sami A. in sein Heimatland Tunesien gab es nach jahrelangen vergeblichen Bemühungen, ihn loszuwerden, offenbar für kurze Zeit ein “Window of Opportunity”. Der Landesregierung in Düsseldorf gebührt Dank dafür, dass sie es genutzt hat. Aber die Diskussion läuft nach typisch deutschem Muster. Hier sei der Rechtsstaat vorgeführt worden, beklagen rot-grün-linke Neunmalkluge und funktionieren allen Ernstes den Gefährder zum Opfer um. Keiner redet davon, wie Islamisten & Co. seit Jahren den deutschen Rechtsstaat vorführen.Als Opfer von “Rassismus und Respektlosigkeit” in Deutschland sowie rechter Propaganda hiesiger Zeitungen sieht sich derweil Mesut Özil. Man hätte darauf wetten können, dass seine Rücktrittsshow in drei Akten und englischer Sprache stante pede nicht nur in der Türkei, sondern auch hierzulande politisch instrumentalisiert wird. Der Ärmste, der seit langem im Ausland spielt und das deutsche Trikot gerne trug, solange es der Karriere diente, als Exempel gescheiterter Integrationspolitik – wow! Wessen “Opfer” war er denn, als er unbedingt mit dem türkischen Präsidenten Erdogan aufs Bild wollte? Wie viel Naivität darf man bei einem 29-Jährigen tolerieren, der sein Handeln, das natürlich auch die Stimmung im deutschen WM-Quartier belastete, für unpolitisch hält?Bei lauter Rechtsbruch und Rassismus sorgt wenigstens der Riesenwels im Dreieichparkweiher für eine gute Nachricht. Endlich sind wir im Sommer nicht mehr auf das Ungeheuer von Loch Ness angewiesen. Deutschland hat jetzt sein eigenes: das Monster von Loch Offenbach.