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Sammlerstücke mit Verzinsung

Fananleihen

Sammlerstücke mit Verzinsung

Die Enttäuschung bei den Fans des 1. FC Kaiserslautern ist dieser Tage groß. Viele von ihnen haben den krisengebeutelten Verein in den vergangenen Jahren nicht nur mit Spenden, sondern auch durch den Erwerb von Fananleihen unterstützt. Erst 2019 hatten die Roten Teufel über die Crowdlending-Plattform Kapilendo und die sogenannte Betze-Anleihe II über 3 Mill. Euro aufgenommen. Im Gegenzug versprachen die Pfälzer Zinsen von 5 % pro Jahr. Nun hat der 1. FC Kaiserslautern allerdings Insolvenz in Eigenverantwortung beantragt – der Betrieb soll somit weitergeführt werden, während sich der Verein mit den Gläubigern auf einen Interessenausgleich verständigt. Die Fananleihen werden in der Folge wohl in der Insolvenzmasse aufgehen.Der viermalige deutsche Meister ist nicht der einzige Fußballclub, der sich in finanzieller Not an seine Anhänger gewandt hat – und einige Vereine haben damit Erfolg. Hertha BSC beispielsweise hat seit 2004 insgesamt vier Anleihen herausgegeben und diese auch zurückgezahlt. Durch die aufgenommenen Mittel wurde der Bau von Medizin- und Rehazentren für den Nachwuchs und von neuen Kunstrasenplätzen ermöglicht. Auch weitere Bundesligisten wie Schalke 04 und der 1. FC Köln haben sich auf diesem Weg Geld geliehen, dazu kommen in Not geratene unterklassige Vereine wie Alemannia Aachen. Ein weiteres prominentes Beispiel ist der Hamburger SV, der Anfang 2019 eine bis 2026 laufende Fananleihe mit einer Verzinsung von 6 % begeben und damit ein Gesamtemissionsvolumen von 17,5 Mill. Euro erzielt hat.Zwar ist die HSV-Anleihe an der Börse Hamburg handelbar, jene von Schalke 04 kann über die Tradegate Exchange ge- und verkauft werden. Gebrauch machen die Zeichner von dieser Option aber selten, beim ausgelaufenen HSV-Jubiläumstitel lag der tägliche Umsatz bei 15 000 bis 60 000 Euro. Der Großteil der Investoren dürfte in den Anleihen Fanartikel sehen, mit deren Erwerb sich die Sanierung des Lieblingsclubs unterstützen lässt. Wer Gläubiger seines Vereins wird, lässt sich die Schuldverschreibung häufig durch eine Urkunde, oft mit dem Foto eines Spielers illustriert, einzelverbriefen. Diese Schmuckanleihe wird in der Regel über den Verfallstag hinaus aufbewahrt – ihr Nominalwert ist meist so gering, dass sich ein Abschneiden und Einlösen des Zinskupons für den Fan kaum lohnen würde. Die über die Sammlerstücke erlösten Beträge können die Vereine also zumeist einbuchen.Alex Wehnert