Spanien

Santander hat für Corona reichlich vorgesorgt

Nach einem Rekordverlust von 8,7 Mrd. Euro sieht sich Spaniens größte Bank für die Folgen der Pandemie gerüstet. Santander nahm massive Abschreibungen auf Aktiva im Ausland vor und stockte die Risikovorsorge stark auf. Fusionen schließt die Vorsitzende Ana Botín aus.

Santander hat für Corona reichlich vorgesorgt

ths Madrid

Sie präge ein „realistischer Optimismus“ mit Blick auf das Jahr eins nach Ausbruch der Coronakrise, erklärte die Vorsitzende von Santander, Ana Botín, am Mittwoch bei der Vorlage der Jahresbilanz. Wegen der bestehenden Unsicherheiten über die Impfkampagne könne man die drohenden Risiken durch Zahlungsausfälle schwer abschätzen. Doch Spaniens größte Bank meint, gut gerüstet zu sein mit einer Risikovorsorge von gut 12 Mrd. Euro im vergangenen Jahr.

Wie viel davon der Pandemie geschuldet ist, konnten die Vorsitzenden von Spaniens führender Bank nicht quantifizieren. Aber Corona spielt eine große Rolle dabei, wie auch bei den massiven Abschreibungen auf mehrere erworbene Auslandstöchter und Steuerguthaben im Sommer. „Das Institut ist für das Jahr vorbereitet mit angesammelten Rücklagen von 24,3 Mrd. Euro“, versicherte Santander in einer Mitteilung an die Börsenaufsicht.

Im vierten Quartal verbuchte die Bank Sonderausgaben von 1,15 Mrd. Euro, den Großteil davon für die Umstrukturierung im Heimatmarkt mit dem Abbau von gut 3500 Stellen. Dadurch lag der Reingewinn im Schlussabschnitt 2020 mit 277 Mill. Euro weit unter den Erwartungen der Analysten. Dennoch legte die Aktie am Mittwoch zu, denn die Anleger konnten dem operativen Geschäft etwas Positives abgewinnen.

Der Zinsüberschuss stieg von Oktober bis Dezember gegenüber dem Vorquartal um 3,2% auf 8 Mrd. Euro. Auch die Provisionen zogen zum Jahresende wieder an. Wegen der Pandemie wuchsen die Einlagen 2020 um 3%, da die Kunden wegen der Lockdowns mehr sparten. Wie so oft verwies Santander auf Währungseffekte, vor allem in Lateinamerika, die erneut negative Spuren in der Bilanz hinterließen. So sei das operative Ergebnis vor Risikovorsorge und in konstanten Wechselkursen gegenüber 2019 um 2 % auf 23,6 Mrd. Euro gestiegen. Die schwächeren Zahlen in Europa wurden durch das Geschäft in Nord- und Südamerika ausgeglichen. Brasilien war der wichtigste Markt der Bank, trotz eines wechselkursbedingten Rückgangs des Gewinn auf 2,1 Mrd. Euro.

Botín antwortete auf mehrere Fragen von Seiten der Analysten und Journalisten, dass die Bank an einer Übernahme nicht interessiert sei. Nach der Fusion von Caixabank mit Bankia und den geplatzten Gesprächen zwischen BBVA und Banco Sabadell schauen Experten und Aufseher auf den Branchenprimus für eine weitere Konsolidierung in Spanien. „Wir haben in Spanien einen Marktanteil von 20%, das ist mehr als genug, um aus eigener Kraft weiter zu wachsen“, versicherte die Santander-Vorsitzende. Gleiches gilt auch für Europa. Botín hält eine Konsolidierung der Branche für sinnvoll, obwohl sie sich dafür einen besseren regulatorischen Rahmen wünscht. „Wir haben eine andere Größe und geografische Diversifizierung als andere Banken in Europa. Ich glaube, wir werden eine Konsolidierung sehen, aber wir sind nicht dabei.“ Jedoch halte man ständig Ausschau nach Kaufgelegenheiten im digitalen Bereich, so wie zuletzt die Aktiva von Wirecard in Deutschland.

Die Bank will, sobald es die EZB erlaubt, wieder eine Dividende in bar zahlen, mit einer Ausschüttung von 40 bis 50% des Gewinns. Durch die von der Aufsicht verfügte Einschränkung der Vergütung wurde schließlich die Eigenkapitalquote gestärkt, sagte Botín.

Wertberichtigt Seite 6

Santander
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Bilanzsumme15082501522695
Zinsüberschuss3199435283
Provisionsüberschuss1001511779
Operatives Ergebnis2314925949
Risikovorsorge121739321
Gewinn vor Abschreibungen 5081 8252
Nettoergebnis− 87716515
Gewinn pro Aktie− 0,5380,347
Eigenkapitalrendite (ROE; %) − 9,8 6,62
Eigenkapitalquote (%)12,3411,65
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