Gerichtsprozess

Santander muss 68 Mill. Euro an Orcel zahlen

Nachdem die spanische Großbank Santander den heutigen Unicredit-Chef Andrea Orcel erst einen Vertrag für die Spitze anbot, dann aber zurückzog, muss sie nun 68 Mill. Euro Entschädigung zahlen.

Santander muss 68 Mill. Euro an Orcel zahlen

ths

Der heutige Unicredit-Chef Andrea Orcel hat den langen Prozess um seine gescheiterte Verpflichtung bei Santander gewonnen. Ein Madrider Zivilgericht verurteilte am Freitag Spaniens größte Bank zu einer Entschädigung für den Italiener in Höhe von 68 Mill. Euro. Der Richter kam zu dem Schluss, dass eine rechtlich verbindliche Vertragsgrundlage zwischen beiden Parteien bestanden habe, die einseitig von Santander aufgelöst wurde. Die Bank hat Berufung angekündigt.

Santander hatte im September 2018 die Verpflichtung von Orcel als neuer CEO verkündet. Der Italiener leitete zu dem Zeitpunkt das Investment Banking der Schweizer UBS. Orcel sollte José Antonio Álvarez als CEO ablösen und hinter der Vorsitzenden des Verwaltungsrates Ana Botín die neue Nummer 2 bei Spaniens Branchenprimus werden. Doch noch bevor Orcel den Job antreten konnte, zog Santander zurück. Die Bank versicherte damals, dass man sich über die hohen Anforderungen zur Vergütung Orcels nicht einig geworden sei. Doch in Branchenkreisen wird auch über Differenzen zwischen Botín und Orcel über die Machtverteilung geredet.

Botín erklärte in ihrer Aussage vor Gericht, dass die Einstellung Orcels entscheidend gewesen sei. Dessen Vergütungsansprüche seien angesichts des Stellenabbaus nach der Übernahme von Banco Popular nicht zu vermitteln gewesen. Die Verteidiger der Bank argumentierten, dass es nur ein schriftliches Angebot gegeben habe, welches jedoch nicht verbindlich gewesen sei, da noch andere Gremien zustimmen mussten.

Mitte 2019 verklagte Orcel die Bank auf Schadenersatz für die entgangene Vergütung bei seinem früheren Arbeitgeber und Rufschädigung. Der Richter in Madrid gab nun Orcels Anwälten recht. Das Dokument sei „gültig und vollständig, da es ein Angebot einer der beiden Seiten sowie die Akzeptanz der anderen Seite enthalte“, zitierte das spanische Portal „El Confidencial“ aus dem Urteil. Als weiteren Beleg führte das Gericht eine Nachricht von Botín auf Twitter im September 2018 an, in der sie erklärte: „Andrea Orcel ist zum CEO der Gruppe ernannt worden“.

Nachdem Orcel im April allerdings als Chef der Unicredit anfing, senkte er seine Schadenersatzforderung gegenüber Santander von 112 Mill. Euro auf 76 Mill. Euro.