Santander opfert Gewinnzuwachs

Spanische Großbank macht für Umbau 814 Mill. Euro locker - Milliarden für Mexiko mobilisiert

Santander opfert Gewinnzuwachs

Spaniens größte Bank hat für Stellenabbau und Digitalisierung mächtig Geld zurückgelegt. Der Nettogewinn in den ersten sechs Monaten sank daher um 14 %, doch Anleger und Analysten belohnen die Quartalsergebnisse mit Kursaufschlägen. Denn im operativen Geschäft lief es rund – gerade in Lateinamerika.ths Madrid – Die Übernahme des heimischen Mitbewerbers Banco Popular, der vor zwei Jahren abgewickelt wurde, hat Santander weitgehend für abgeschlossen erklärt. Doch für den weiteren Umbau des Geschäfts in Spanien legte die Bank allein im zweiten Quartal 600 Mill. Euro zurück. Im gesamten ersten Halbjahr verbuchte Santander Rücklagen für die auf dem Investorentag im April angekündigte Verschlankung und Digitalisierung in Europa in Höhe von 814 Mill. Euro, wie das Kreditinstitut am Dienstag mitteilte.Dadurch sank der Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 14 % auf 3,23 Mrd. Euro. Ohne diese Sondereffekte hätte die nach Börsenwert größte Bank Europas in den ersten sechs Monaten mit rund 4 Mrd. Euro rund 2 % mehr verdient. Das operative Geschäft läuft rund. Allein im zweiten Quartal wurden eine Million Kunden hinzugewonnen, womit die Gesamtzahl auf 142 Millionen stieg. An der Börse stieg der Kurs nach Bekanntgabe der Zahlen, die über den Erwartungen der Analysten lagen.Die Aufwand-Ertrag-Quote von 47,4 % lässt sich im internationalen Vergleich sehen. Die Vorstandsvorsitzende Ana Botín zeigte sich am Dienstag zuversichtlich, die im April genannten Renditeziele zu erreichen, darunter die Verbesserung der Profitabilität (Return on Tangible Equity, ROTE) von derzeit 11,7 % auf mittelfristig 13 bis 15 %. Die harte Kernkapitalquote stieg auf 11,3 %.Auf dem spanischen Heimatmarkt machten sich die Synergieeffekte der Fusion mit Banco Popular bemerkbar. Der Nettogewinn wuchs bis Juni um 5 % auf 694 Mill. Euro. Die Bank einigte sich vor Kurzem mit den Gewerkschaften auf den Abbau von 10 % der Stellen in Spanien.Eher schlecht lief es dagegen in Großbritannien, wo die Spanier einen harten Wettbewerb und die Brexit-Unsicherheit beklagen. Der Nettogewinn fiel dort um 13 % auf 582 Mill. Euro. Die Brasilien-Tochter konnte dagegen ihre Position als größter Markt ausbauen und steuerte 29 % zum Konzernergebnis bei. Der Reingewinn erhöhte sich bis Juni um 13 % (18 % in lokaler Währung) auf 1,48 Mill. Euro.Das Geschäft in Mexiko wird demnächst mehr als zuletzt 8 % zum Ergebnis beitragen. Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung genehmigten die Aktionäre am Dienstag die Ausgabe neuer Aktien im Wert von 2,56 Mrd. Euro, mit der die ausstehenden 25 % der Anteile an der Mexiko-Tochter gekauft werden sollen. “Mexiko bietet im Durchschnitt eine höhere Rentabilität als andere Regionen und der Finanzsektor hat ein hohes Potenzial aufgrund der geringen Penetration der Banken in diesem Land”, erklärte Botín. Kampfansage an OrcelIm Streit um die geplatzte Verpflichtung von Andrea Orcel als CEO Anfang des Jahres will Santander dessen Schadenersatzforderungen über 100 Mill. Euro vor Gericht anfechten. Die Absage an den ehemaligen UBS-Banker sei korrekt verlaufen, erklärte Aufsichtsratsmitglied Jaime Pérez Renovales.