Dank geografischer Diversifizierung

Santander profitiert vom Zinszyklus auf beiden Seiten des Atlantiks

Europa hat die Geschäfte in Nord- und Südamerika als Wachstumsträger der spanischen Großbank abgelöst, dank der höheren Zinsen. CEO Grisi erwartet für 2024 jedoch wieder einen stärkeren Beitrag aus Lateinamerika.

Santander profitiert vom Zinszyklus auf beiden Seiten des Atlantiks

Santander profitiert vom Zinszyklus auf beiden Seiten des Atlantiks

Spaniens größte Bank steigert Reingewinn um 11 Prozent und erwartet mehr als 10 Mrd. Euro im Gesamtjahr – Keine Angst vor Kreditausfällen

ths Madrid

Die breite geografische Aufstellung hat Santander im dritten Quartal einmal mehr auf die Sprünge geholfen. Während der langen Phase der Negativzinsen in Europa profitierte Spaniens größte Bank von den sprudelnden Geschäften jenseits des Atlantiks. Seit der Zinswende durch die Europäische Zentralbank hat sich der Spieß umgekehrt. Die Geschäfte auf dem Alten Kontinent verhalfen dem Kreditinstitut in den ersten neun Monaten des Jahres zu einem Rekordgewinn von 8,14 Mrd. Euro, ein Plus gegenüber 2022 von 11%, wie die Bank am Mittwoch bekannt gab.

Positive Börsenreaktion

Der Zinsüberschuss stieg bis September gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 13% auf 32 Mrd. Euro. In Europa betrug der Anstieg dank der drastisch erhöhten Zinsen jedoch 32%, während er in Nordamerika bereinigt 6% betrug und in Südamerika stagnierte. Die Quartalszahlen entsprachen im Wesentlichen den Erwartungen der Analysten und wurden an der Börse mit einem Kursanstieg quittiert.

Das beste Beispiel dieser Trendwende im geografischen Mix ist die Tatsache, dass Spanien mit einem Reingewinn von 1,85 Mrd. Euro nun wieder der wichtigste Markt von Santander ist. Der Heimatmarkt hatte der Bank während der Negativzinsen Schmerzen bereitet, da im Retailgeschäft kaum Geld zu verdienen war. „In Spanien sind die Kredite immer noch günstiger als anderswo, etwa in Deutschland“, unterstrich Héctor Grisi, Chief Executive Officer (CEO) des Instituts.

Spanischer Staat schöpft Gewinne ab

Die gute Entwicklung daheim hat jedoch auch negative Folgen. Santander rechnet damit, dass die Sondersteuer für dieses Jahr um rund 30% höher ausfallen wird als die 224 Mill. Euro, die für 2022 entrichtet wurden. In dem am Dienstag vorgestellten Koalitionsvertrag sehen die Sozialisten und die Linken eine Verlängerung der ursprünglich auf zwei Jahre angelegten Maßnahme vor, sofern die Minderheitsregierung im Parlament die nötigen Stimmen für die Wiederwahl erreicht. „Diese Steuer ist diskriminierend. Alle Unternehmen sollten die gleichen Steuern zahlen“, klagte Grisi.

Auch in den anderen europäischen Märkten von Santander, wie Großbritannien, machten sich die gestiegenen Zinsen positiv bemerkbar. In Portugal wurde der Zinsüberschuss sogar beinahe verdoppelt.

Anders sah es auf der anderen Seite des Atlantiks aus, mit Ausnahme von Mexiko. Das könnte sich bald ändern: „Die Erträge werden 2024 zum guten Teil aus Lateinamerika kommen“, sagte Grisi voraus. In Brasilien, wo der Reingewinn bis September um fast 30% auf 1,42 Mrd. Euro fiel, sollen sich demnach die erwarteten fallenden Zinsen positiv auswirken. Denn dort sind die Einlagen automatisch an die Leitzinsen gekoppelt, so dass sich ein Anstieg sofort in der Bilanz bemerkbar macht, während die Zinsen bei den Krediten erst später ihre Wirkung entfalten, wie der Finanzvorstand José García Cantera erläuterte.

Der Zinsanstieg bewirkte andererseits einen Rückgang der Nachfrage nach Krediten, während viele Kunden ihre Hypotheken frühzeitig abbezahlten. Vor Kreditausfällen hat man bei Santander trotz eines leichten Anstiegs der NPLs auf 3,13% keine Sorgen. „Die ausschlaggebende Variable ist der Arbeitsmarkt, und der ist in Spanien, Großbritannien, den USA und anderswo weiter stabil“, so García Cantera.

Santander konnte dank einer Umstrukturierung und Bündelung von Produkten und Prozessen das Neugeschäft ausbauen. Die Zahl der Kunden stieg weltweit um neun Millionen auf 166 Millionen. Die Betriebskosten blieben mit einem Anstieg von knapp 8% unterhalb des Ertragswachstums. Die Bank sieht sich auf gutem Weg, die Ziele für 2023 zu erreichen. Die Eigenkapitalrendite liegt mit 14,8% nahe der angepeilten 15%. Das harte Eigenkapital übersteigt mit 12,3% die Vorgabe und soll im Schlussquartal weiterwachsen.

Wertberichtigt Seite 2
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