Santander will 7,5 Mrd. Euro
Mit einer Aktienemission will Spaniens Geldhaus Santander 7,5 Mrd. Euro einsammeln. Auch kürzt die Bank die Dividende deutlich. Mit dem Schritt setzt die neue Bankchefin Ana Botín eigene Akzente.ths Madrid – Weniger als vier Monate, nachdem Ana Botín ihren plötzlich verstorbenen Vater Emilio an der Spitze von Santander beerbte, hat die neue Vorsitzende Spaniens größte Bank umgekrempelt. Der jüngste Schritt ist die gestern angekündigte Kapitalerweiterung zusammen mit einem radikalen Kurswechsel und Einschnitt in der Dividendenpolitik. Der Vorstand stimmte einer Ausgabe von 1,26 Millionen neuen Aktien im Wert von 7,5 Mrd. Euro zu. Das frische Kapital soll kurzfristig bei institutionellen Investoren eingeholt werden. Es gibt kein Vorzugsrecht für die bestehenden Aktionäre, wie die Bank erklärte.Die Erhöhung entspricht knapp 10 % des bisherigen Kapitals, womit der spanische Branchenprimus seine Stellung als nach Marktwert größte europäische Bank weiter ausbauen kann. Vergangenen Sommer hatte sich die Deutsche Bank auf ähnliche Weise 8 Mrd. Euro am Markt besorgt und mit dem Scheichtum Katar einen Großaktionär ins Boot geholt.Mit dem Geld will Santander “organisches Wachstum” in den Märkten, wo sie bereits aktiv ist, finanzieren sowie zur Cash-Ausschüttung zurückkehren, hieß es in einer Mitteilung. Die Bank verweist ausdrücklich auf Spanien, Portugal und Deutschland, was Spekulationen über mögliche Zukäufe anheizte. Das Geldhaus, das in vierter Generation von den Botíns geführt wird, hat bereits Interesse an der Reprivatisierung des portugiesischen Novo Banco bekundet, des Geldinstituts, das nach staatlichem Eingriff die gesunden Aktiva und Geschäftsbereiche des bankrotten Banco Espírito Santo übernommen hat. In Deutschland hat es zuletzt Gerüchte über ein Interesse der Spanier an der Postbank oder der Commerzbank gegeben. Auf dem Heimatmarkt hat Santander im Gegensatz zur Konkurrenz bei den Verkäufen der verstaatlichten Kreditinstitute noch nicht zugegriffen. Ein Interesse an der italienischen Krisenbank Monte Paschi dementierte Santander gestern erneut. Drastischer KurswechselDie Kapitalerhöhung dient aber auch der Verbesserung der Kapitaldecke. Zwar hatte Santander die europäischen Bilanztests im Herbst gut bestanden. Doch Analysten kritisierten, dass die Eigenmittel gegenüber einigen heimischen Mitbewerbern geringer ausfielen. Mit den 7,5 Mrd. Euro wird nun eine Eigenkapitalquote bei voller Umsetzung von Basel III von 10 % erreicht, erklärte Santander. Damit zähle man zu den “stärksten Banken der Welt, was das Kapital angeht”.Ana Botín füllt die Kasse auch über eine deutliche Reduzierung der Dividende von zuletzt 0,60 auf 0,20 Euro auf. Emilio Botín, der fast drei Jahrzehnte an der Spitze der bereits von seinem Vater geleiteten Bank stand, hatte entgegen der Kritik von Analysten trotz der Finanzkrise in den letzten Jahren an der Dividende von 0,60 Euro festgehalten.Als Ana Botín nach dem Herztod ihres Vaters im September zur Vorsitzenden ernannt wurde, versprach sie den Aktionären und Mitarbeitern zunächst Kontinuität. Dies hielt jedoch nicht lange. Im November setzte sie zur allgemeinen Überraschung den CEO Javier Marín ab, der gerade einmal eineinhalb Jahre zuvor von ihrem Vater mit Hinblick auf eine zukünftige Stabsübergabe an seine älteste Tochter ausgesucht worden war. Der langjährige Finanzvorstand José Antonio Alvarez übernahm den Posten als Nummer 2, was einige Analysten als Hinweis auf größere Veränderungen deuteten, wie die Kapitalerhöhung nun bestätigt.Santander nahm gestern vorweg, dass der Reingewinn 2014 gegenüber dem Vorjahr um 30 % auf 5,8 Mrd. Euro gestiegen ist. Die Bilanz soll am 3. Februar vorgelegt werden.