IM INTERVIEW: FRANK DORNSEIFER, BUNDESVERBAND ALTERNATIVE INVESTMENTS

"Schattenbank ist nicht Hedgefonds"

Verbandsgeschäftsführer plädiert für Ausrichtung der Regulierung an Aktivitäten, nicht an Akteuren

"Schattenbank ist nicht Hedgefonds"

Die EU-Kommission hat am Freitag zu einer großen Aussprache darüber eingeladen, wie sie mit Geldmarkt- und Hedgefonds, Zweckgesellschaften und Investmentvehikeln umgehen soll. Der Geschäftsführer des Bundesverbandes Alternative Investments (BAI), Frank Dornseifer, warnt davor, allzu simple Annahmen über Schattenbanken zu treffen und regeln zu wollen, was bereits andernorts geregelt ist.- Die EU-Kommission konkretisiert gerade ihre Überlegungen zur Regulierung von Schattenbanken. Viele denken dabei vor allem an Hedgefonds und Private-Equity-Gesellschaften, also an Mitglieder Ihres Verbands.Der Bundesverband Alternative Investments hat frühzeitig zu einer sachlichen Debatte über Schattenbanken aufgerufen und vor einer Diffamierung der Fondsbranche gewarnt. Damals war eine Tendenz zu erkennen, Hedgefonds, aber auch Private Equity als Synonym dieses Sektors zu stigmatisieren. Die sogenannten Schattenbanken haben sich zum politischen Schreckgespenst entwickelt. In der Öffentlichkeit sollte der Eindruck entstehen, dass sich dahinter vor allem Hedgefonds und Private-Equity-Gesellschaften verbergen.- Ist das denn falsch?Das ist völlig falsch. Gemessen am Anlagevolumen machen Hedgefonds und Private-Equity-Firmen zusammen gerade einmal 5 bis 6 % des Marktes aus, den die EU unter dem Begriff Schattenbanken zusammenfasst. Wir sind also schon vom Anlagevolumen offensichtlich nicht die maßgeblichen Akteure. Schattenbanken sind nicht gleich Hedgefonds. Das wurde heute auch auf der Konferenz von Vertretern von Aufsichtsgremien bestätigt.- Halten Sie es denn für falsch, dass die EU-Kommission die Tätigkeiten von Schattenbanken genauer unter die Lupe nimmt?Nein. Unsere Forderung lautet allerdings: Regulierung muss sich hier an den Aktivitäten ausrichten, nicht an Akteuren. Schattenbanken definieren sich schließlich nicht durch ihre Organisationsform, sondern durch ihre Tätigkeit. Der EU wird es deshalb auch nie gelingen, eine Definition vorzugeben, die sagt: Schattenbanken sind Hedgefonds, Geldmarktfonds und außerdem noch X, Y und Z.- Welche Aktivitäten meinen Sie?Das Financial Stability Board hat zum Beispiel Wertpapierleihe und Repogeschäfte, Intermediation von Kreditrisiken, Verbriefungen oder eben Fristen- und Liquiditätstransformation im Fokus.- Brüssel guckt sich auch Refinanzierungsaktivitäten an.Ja, und es ist durchaus legitim, sich in diesem Zusammenhang grundsätzlich auch die Fondsbrache anzuschauen. Wovor ich allerdings warne, ist, dass man nun alle Refinanzierungsaktivitäten von denen, die keine Banklizenz besitzen, dem Schattenbankenbereich zuordnet und einer spezifischen Regulierung unterwirft. Die Gewährung einer Brückenfinanzierung macht einen Fonds nicht zu einer Schattenbank.- Was ist mit dem Thema Hebelung?Der Einsatz von Leverage ist für Aufseher natürlich von Bedeutung. Aber das ist in der EU-Richtlinie für Alter native Investments, also der AIFMD, bereits richtig adressiert. Da gibt es Darlegungspflichten, obligatorische interne Limits oder die Anforderung, die fünf größten Kreditgeber zu melden. Da ist AIFM der richtige Ansatz – und es besteht kein zusätzlicher Regulierungsbedarf im Zuge der Schattenbanken-Diskussion.- Was kommt neben AIFMD und Schattenbank-Regeln eigentlich noch auf Ihre Branche zu?Ich hoffe, dass wir den Scheitelpunkt der Regulierungswelle hinter uns haben. Es geht ja nicht nur um die zahlreichen neuen Richtlinien und Verordnungen auf europäischer Ebene, sondern auch um unzählige Umsetzungs- und Durchführungsrechtsakte, die sich daran anschließen – sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene. Die Anzahl und Taktung von entsprechenden Rechtsakten ist kaum noch zu bewältigen. Wenn sie indes übereilt verabschiedet werden, schadet das nicht nur der Branche, sondern erschwert auch gute und effiziente Aufsicht.—-Das Interview führte Detlef Fechtner.