Schattenbanken legen weltweit zu
bn Frankfurt – Der Schattenbankensektor hat sein Wachstum im vorvergangenen Jahr beschleunigt. Für das Jahr 2016 weist der am Montag veröffentlichte “Global Shadow Banking Monitoring Report 2017” des Financial Stability Board (FSB) eine Ausweitung um 7,6 % auf ein Volumen von 45,2 Bill. Dollar aus. Dabei hat der globale Finanzstabilitätsrat 29 Länder ausgewertet, die zusammen für vier Fünftel der globalen Wirtschaftsleistung stehen. Erstmals flossen dabei auch Daten aus Luxemburg ein. Auch schätzte der FSB zum ersten Mal die Aktivitäten chinesischer Nichtbanken in der Kreditvermittlung ein und beschrieb die Folgen für die Finanzstabilität, etwa durch Fälligkeits- und Liquiditätsdiskrepanzen. Für 2015 hatte der FSB im vergangenen Jahr eine Volumenzunahme um 3,2 % ausgewiesen. Das ermittelte Schattenbankenvolumen von 45,2 Bill. Dollar steht den Angaben zufolge für 13 % des gesamten Finanzsystems der untersuchten Staaten. Von dem Betrag entfallen 7 Bill. Dollar oder 15,5 % auf China, auf Luxemburg 3,2 Bill. Dollar oder 7,2 %. Bei seinen Berechnungen hat der Finanzstabilitätsrat eigenen Angaben zufolge eine an Aktivitäten orientierte, enge Definition von Schattenbanken zugrunde gelegt. Diese konzentriert sich auf Nichtbanken, die “wirtschaftliche Funktionen” ausübten, von denen mutmaßlich “Risiken für die Finanzstabilität” ausgingen. Seit Jahren bemüht sich der globale Finanzstabilitätsrat darum, den Schattenbankensektor in ein “belastbares marktbasiertes Finanzwesen” zu überführen. Risiko einer Anlegerflucht72 % des nach dieser Definition ermittelten Volumens bilden dabei kollektive Anlagevehikel mit Eigenschaften, die sie anfällig für eine Anlegerflucht werden lassen, etwa offene Anleihe-, Kredit-, Hedge- oder Geldmarktfonds. Ihr Wachstum im vorvergangenen Jahr beziffert der FSB auf 11 %. In den vergangenen fünf Jahren haben diese Vehikel damit in einem Tempo von durchschnittlich ebenfalls 11 % zugelegt. Damit einhergegangen seien Investitionen in Kreditprodukte, zudem in Liquiditäts- und Fälligkeitentransformation. Die Aktiva von Marktintermediären, die auf eine kurzfristige Finanzierung oder eine besicherte Finanzierung von Kundenassets angewiesen sind, haben 2016 dagegen um 3 % abgenommen. Auf solche Marktintermediäre entfallen 8 % des Schattenbankenvolumens. Broker-Dealer setzen dabei in einigen Staaten einen bedeutenden Fremdkapitalhebel ein, heißt es. Dieser liege allerdings unter den Niveaus vor den Jahren der Finanzkrise von 2007 bis 2009. Die Aktiva von Nichtbanken, die in der Kreditvergabe tätig sind und dabei auf kurzfristige Finanzierung angewiesen sind, haben sich den Angaben nach um beinahe 4 % reduziert und machen nur mehr 6 % des Volumens aus. Ein relativ hoher Schuldenanteil (Leverage) sowie die Fristentransformation machen solche Finanzfirmen in einigen Staaten verwundbar, wie berichtet wird. Das weiter gefasste Schattenbanken-Aggregat, das alle Finanzinstitutionen einschließt, die nicht Zentralbanken, Banken, Versicherer, Pensionsfonds, öffentliche Finanzinstitute oder Förderinstitute sind, ist 2016 unterdessen in 21 beobachteten Staaten sowie der Eurozone um 8 % auf 99 Bill. Dollar geklettert und damit schneller als Banken, Versicherer und Pensionsfonds gewachsen, wie der FSB schreibt. Damit repräsentierten diese “anderen Finanzintermediäre” (Other Financial Intermediaries, OFI) 30 % aller Finanzassets. Dies sei das höchste Niveau seit mindestens 2002. Sowohl die Kreditausreichungen der Banken an diese Finanzintermediäre sowie ihre Refinanzierung durch OFI sei 2016 indes weiter zurückgegangen. Das Niveau sei mit den Werten von 2003 bis 2006 vergleichbar.