Schattenbanken und Versicherer schichten um
lee Frankfurt – Die Finanzrisiken in Portfolios verschiedener Investoren haben sich aus Sicht der Bundesbank in den vergangenen zehn Jahren spürbar verlagert: Während private Haushalte und Banken demnach verstärkt in risikoärmere Anlageformen investierten, spielten für Hedgefonds und andere Schattenbanken, aber auch für Pensionseinrichtungen und Versicherungsunternehmen riskantere Investments eine zunehmend wichtige Rolle: “In den Portfolios beider Sektoren verschob sich das Gewicht von risikoarmen Bankeinlagen zu Wertpapieren”, schreiben die Ökonomen im aktuellen Monatsbericht, den die Bundesbank am Montag veröffentlicht hat. Garantiezusagen belastenVerantwortlich hierfür dürften bei den Versicherungen und Pensionseinrichtungen nach Einschätzung der Autoren vor allem hohe nominale Zinsgarantien im Bestand sein. Durch das gesunkene Zinsniveau erhöhe sich die Laufzeit der Verbindlichkeiten stärker als jene der Forderungen. Um die dadurch entstehende “Durationslücke” zu verringern, können die Versicherer und Pensionseinrichtungen entweder längerfristige Anleihen kaufen oder kurzfristige Einlagen durch Investmentfondsanteile ersetzen. Mit anderen Worten: Pensionseinrichtungen und die Anbieter klassischer Lebensversicherungen sehen sich gezwungen, stärker ins Risiko zu gehen, um die Garantiezusagen an ihre Kunden einhalten zu können. Bei den sogenannten Schattenbanken, zu denen Hedgefonds und andere weniger regulierte Finanzmarktakteure gezählt werden, vermutet die Bundesbank dagegen die “Suche nach Rendite in engerem Sinne” als Motiv.Interessant ist die Analyse auch mit Blick auf die von der Bundesbank vorgenommene Definition der vergleichsweise risikoarmen Anlagen privater Haushalte. Hierzu zählt der Bericht Forderungen gegenüber Versicherungen und Pensionseinrichtungen, denen er im selben Atemzug eine stark gestiegene Risikoneigung attestiert.In den Portfolios der regulierten Banken sei derweil die Bedeutung risikoloser Einlagen beim Eurosystem gestiegen. In etwa risikoneutral hätten sich die Veränderungen der Portfoliozusammensetzung bei den Investmentfonds und den nichtfinanziellen Unternehmen dargestellt. Die teils gegenläufigen Entwicklungen seien auch darauf zurückzuführen, dass durch Käufe und Verkäufe Forderungen zwischen den Sektoren ausgetauscht worden seien, halten die Autoren fest.Auch wenn riskantere Anlageformen in einem von niedrigen und negativen Zinsen geprägten Umfeld an Attraktivität gewinnen, führt die Bundesbank die Risikoverlagerung nicht in erster Linie auf die während der Finanzkrise eingeschlagene ultralockere Geldpolitik zurück. Der Trend zu sinkenden Zinsen habe sich seither zwar verstärkt. Er sei jedoch seit den 1980er Jahren in fast allen entwickelten Volkswirtschaften zu beobachten und habe insbesondere realwirtschaftliche und demografische Ursachen.Empirische Schätzungen, denen zufolge expansive geldpolitische Schocks die sektoralen Portfolios hin zu riskanteren Anlageformen verschieben, hätten sich dagegen nicht bestätigt. Der Vergleich der Daten der letzten Dekade zeige vielmehr, dass geldpolitische Faktoren nur eine untergeordnete Rolle für die Portfolioveränderungen der Investoren gespielt hätten.