Scheu vor Aktien hält an
Die deutschen Privatleute horten ein Geldvermögen von 5,7 Bill. Euro, doch nur ein kleiner Anteil entfällt auf Aktien und Fonds, berichtet die Bundesbank. Der Fluss neu angelegter Mittel legt nahe, dass sich an den Gewichten vorerst wenig ändern wird.jsc Frankfurt – Die deutschen Sparer bevorzugen trotz der niedrigen Zinsen weiterhin Einlagen und Versicherungsprodukte. Mehr als vier Fünftel der neu angelegten Mittel – rund 44 Mrd. von 53 Mrd. Euro – flossen im zweiten Quartal entweder in Einlagen und Bargeldbestände oder aber in Versicherungen und Altersvorsorgesysteme, wie die Deutsche Bundesbank berichtet. Lediglich 12 Mrd. Euro der neu angelegten Gelder kamen Aktien, weiteren Anteilsrechten und vor allem Fonds zugute, während 2 Mrd. Euro aus sonstigen Forderungen abflossen. Damit spiegelt die Vermögensbildung ungefähr das Verhältnis des Bestands wider: Von den 5,7 Bill. Euro entfallen mit 4,4 Bill. Euro mehr als drei Viertel auf die meist unmittelbar verfügbaren Geld- und Einlagenprodukte sowie auf das Versicherungs- und Altersvorsorgesegment (siehe Grafik).Bezogen auf die Vorquartale seit Anfang 2016 hat sich die Präferenz für klassische Produkte fortgesetzt, auch wenn Investmentfonds in der Anlegergunst merklich gestiegen sind und im zweiten Quartal einen Zufluss von 10 Mrd. Euro erreicht haben. Auch die Aktien ausländischer Gesellschaften waren wieder etwas stärker gefragt. Die Bundesbank erkennt in den Daten somit ein “gewisses Renditebewusstsein”, stellt aber weiterhin eine “Präferenz der privaten Haushalte für als besonders liquide und/oder risikoarm wahrgenommene Anlageformen” fest.Insgesamt ist der Wohlstand in Deutschland hoch: Das gesamte Geldvermögen hat trotz moderater Wertverluste an den Börsen einen Rekordstand erreicht und übertrifft das Bruttoinlandsprodukt der Bundesrepublik aus dem Jahr 2016 um das 1,8-Fache. Rechnerisch entfallen auf jeden Bundesbürger 69 300 Euro. Sachwerte, insbesondere Immobilien, sind in der Statistik nicht erfasst und kommen somit noch hinzu. Werden die Schulden und Verbindlichkeiten der privaten Haushalte in Höhe von 1,7 Bill. Euro berücksichtigt, halten die Deutschen immer noch ein privates Geldvermögen von netto 4,0 Bill. Euro, das sind rund 48 800 Euro pro Kopf. Unternehmen im MinusHinzu kommen die Geldvermögen von Unternehmen, die – ohne Personengesellschaften und Banken gerechnet – brutto 4,1 Bill. Euro halten. Die Verteilung fällt anders aus als bei den privaten Haushalten: Lediglich 527 Mrd. Euro der Geldvermögen nichtfinanzieller Kapitalgesellschaften entfallen auf Bargeld und Einlagen, während ausgereichte Kredite und sonstige Forderungen zusammengenommen mit 1,5 Bill. Euro den dicksten Brocken ausmachen. Nichtbörsennotierte Aktien und weitere Anteilsrechte fallen mit 1,4 Bill. Euro ebenfalls ins Gewicht.Die Geldvermögensbildung der Gesellschaften fiel nach Berücksichtigung der Schulden mit 1 Mrd. Euro gering aus, nachdem die Firmen im Startquartal etliche Forderungen an Dritte neu verbucht und somit netto 49 Mrd. Euro angelegt hatten. Die Verschuldung ist mit 5,9 Bill. Euro aber höher als bei Privatleuten, so dass die Firmen unterm Strich mit 1,8 Bill. Euro im Minus stehen.