Schifffahrtskrise sorgt auch 2015 für Gegenwind
ste Hannover – Die Krise in der Schifffahrt dauert noch länger an, die Nord/LB rechnet inzwischen auch 2015 nicht mit einer Branchenerholung. Für das kommende Jahr kündigte Gunter Dunkel, Vorstandsvorsitzender des drittgrößten deutschen Landesbankkonzerns, eine abermals “substanzielle” Risikovorsorge für ausfallgefährdete Schiffskredite an. Die Wertberichtigungen könnten sich auf dem 2014 erwarteten Niveau bewegen. Die seit 2009 verbuchten echten Verluste als Folge der Krise bezifferte er in einem Pressegespräch in Hannover mit mittlerweile 350 Mill. Euro – rund 100 Mill. Euro mehr als vor Jahresfrist.Dunkel verwies auf andere Geschäftsfelder, in denen der Konzern Geld verdiene. Das Geschäftsmodell der Nord/LB, zu der auch die Bremer Landesbank gehört, funktioniere dank der breiten Aufstellung mit unterschiedlichen Segmenten. Die 2015 anstehende Risikovorsorge im Schiffskundensegment werde man daher gut verarbeiten können, betonte der seit 2009 amtierende Vorstandsvorsitzende.Die Nord/LB hatte vor wenigen Tagen über einen Rückgang der Kreditrisikovorsorge in den ersten neun Monaten um 28 % auf 464 Mill. Euro informiert (vgl. BZ vom 28. November). Allerdings blieb die Vorsorge im defizitären Schiffskundengeschäft mit 474 Mill. Euro fast auf Vorjahresniveau und lag damit schon über dem langfristig in einem Gesamtjahr als normal betrachteten Vorsorgekorridor von konzernweit 200 Mill. bis 400 Mill. Euro. Im vergangenen Jahr hatte die Nord/LB eine um 41 % auf 846 (598) Mill. Euro gestiegene Kreditrisikovorsorge verbucht, den Vorsteuergewinn jedoch auf 161 (78) Mill. Euro verdoppelt. Kein Grund zur EuphorieNach den ersten neun Monaten 2014, die insgesamt besser als erwartet ausgefallen seien, erwartet die Landesbank in diesem Jahr einen weiteren deutlichen Gewinnanstieg. Mit Blick auf 2015 äußerte sich Dunkel zurückhaltend: Vorsicht sei aber angebracht, Grund zur Euphorie bestehe nicht. Derzeit geht die Nord/LB nicht von einem Gewinnrückgang im kommenden Jahr aus. Um ihre Kapitalkosten zu verdienen, müsste die Bank nach Auskunft von Dunkel auf ein Vorsteuerergebnis von etwa 850 Mill. Euro kommen. Von Januar bis September 2014 kam die Nord/LB auf 364 (i.V. 108) Mill. Euro.Der Anteil der Einzelwertberichtigungen im Segment Schiffskunden von 1,6 Mrd. Euro zum 30. September stieg zuletzt auf 9,2 % des gesamten Schiffsportfolios von 17,3 Mrd. Euro. Portfoliobasierte Wertberichtigungen beliefen sich auf 390 Mill. Euro. Dunkel betonte, die gebildeten Einzelwertberichtigungen würden keinesfalls voll benötigt. Von 1 582 finanzierten Schiffen waren zum 30. September 256 mit Einzelwertberichtigungen belegt.Die Nord/LB macht dem Vorstand zufolge “durchaus wieder attraktives Neugeschäft” mit Schiffskunden. Dunkel bezifferte das Volumen in diesem und im kommenden Jahr auf rund 1 Mrd. Euro: “Wir wollen nicht, dass unser Portfolio vergreist.” Bei einigen Schiffstypen gingen die Marktwerte bereits wieder nach oben, für asiatische Investoren sei die Krise vorüber, erklärte Nord/LB-Vorstand Eckhard Forst. In anderen Segmenten wie der Containerschifffahrt setzte sich der Druck auf Fracht- und Charterraten hingegen fort.Die Landesbank geht nicht davon aus, ihr laufendes Sparprogramm, das bis 2016 eine Kostenbasis von 1,1 Mrd. Euro vorsieht, verschärfen zu müssen. Es werde nicht nachjustiert, sagte Vorstandschef Dunkel mit Blick auf die HSH Nordbank. Die ebenfalls stark bei Schiffen engagierte Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein hatte unlängst mitgeteilt, bis 2017 weitere 170 Mill. Euro sparen zu wollen und dafür auch 500 Stellen abzubauen. Dass das Geschäftsmodell durch die Schifffahrtskrise nicht in Frage gestellt wird, sei, so Dunkel, auch mit dem europäischen Bankenstresstest deutlich geworden, den die Nord/LB zur Überraschung einiger Analysten klar bestanden habe. Es sei damit aber “nicht alles in Butter”, bei der Nord/LB gebe es “null Selbstzufriedenheit”. Kapitalquote im BlickIhre Kapitalquote will die Nord/LB nach dem Erfolg der “Northvest”-Transaktion im März durch Platzierung weiterer verbriefter Kreditrisiken bei institutionellen Investoren stärken. Angesichts der Niedrigzinsen sei der Anlagedruck bei den Investoren hoch, sagte Kapitalmarktvorstand Hinrich Holm. Im ersten Quartal 2015 will die Bank zudem – wie schon in Aussicht gestellt – eine sogenannte “Additional-Tier- 1”-Anleihe mit einem Volumen von 500 Millionen Euro oder Dollar begeben. Ende September lag die harte Kernkapitalquote bei 10,6 %.