Schiffsfinanzierer Nord/LB um Abgrenzung bemüht
Von Carsten Steevens, HannoverTrotz Schifffahrtskrise ein Gewinn in diesem Jahr, keine Ländergarantien beansprucht und keine Bad Bank gegründet: Nord/LB-Chef Gunter Dunkel war am Dienstagabend bei einem Pressetermin in Hannover sichtlich bemüht, sein Haus von dem anderen großen Schiffsfinanzierer im Landesbankenlager, der HSH Nordbank, abzugrenzen.Natürlich sei das erklärte und am vorigen Donnerstag bei der Präsentation der Neunmonatszahlen bekräftigte Ziel, im Gesamtjahr 2013 einen höheren Vorsteuergewinn als im Vorjahr (76 Mill. Euro) zu erreichen, nicht sehr ambitioniert, so Dunkel (vgl. BZ vom 29. November). Das mittelfristige Ziel eines Vorsteuergewinns von 1 Mrd. Euro sei auch 2014 wegen geplanter “signifikanter” Wertberichtigungen im Schiffskreditportfolio noch “weit weg”. Allerdings seien Gewinne angesichts der seit mehr als fünf Jahren andauernden Schifffahrtskrise auch nicht selbstverständlich. Die HSH Nordbank, die sich seit dem Sommer wieder auf eine um 3 Mrd. auf 10 Mrd. Euro aufgestockte Garantie der Träger Hamburg und Schleswig-Holstein stützt und Altlasten intern auf eine Restrukturierungseinheit übertragen hat, erwartet in diesem Jahr einen deutlich dreistelligen Millionenverlust.”Wir sind robust und widerstandsfähig”, betonte der seit Anfang 2009 amtierende Nord/LB-Chef mit Blick auf das Geschäftsmodell. Die Bank sei breit aufgestellt, Zyklen in den einzelnen Geschäftsbereichen seien unterschiedlich. Einzelwertberichtigungen auf 278 von 1 728 finanzierten Schiffen seien angesichts der Krise zudem “recht wenig”. Zwar seien im Krisenverlauf Einzelwertberichtigungen von 1 Mrd. Euro sowie noch nicht zugeordnete Portfoliowertberichtigungen von 400 Mill. Euro gebildet worden. Definitiv verloren habe die Nord/LB seit 2009 jedoch nur 250 Mill. Euro, so Dunkel.Dieser Verlust schmerze sehr. Doch auch eine neue Krisenwelle werde die Bank nicht umwerfen. Schiffsportfolio ist nicht gleich Schiffsportfolio, das wisse die deutsche Bankenaufsicht, erklärte der Nord/LB-Chef. Die Nord/LB gehe den Bankenbilanztest der Europäischen Zentralbank (EZB) “mit Respekt” an, aber auch “mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein”.Neben der konservativen Risikovorsorge hob Dunkel “saubere” Eigenkapitalabzüge über IFRS von 2,3 Mrd. Euro, davon einen Großteil auf das Schiffskreditportfolio, hervor. Bei einem harten Kernkapital von 7,8 Mrd. Euro und einem Gesamtkapital von 10 Mrd. Euro sieht der Nord/LB-Chef sein Haus nach den Kapitalstärkungsmaßnahmen der Jahre 2011 und 2012 über insgesamt rund 3 Mrd. Euro “gut gerüstet”, auch für den 2014 geplanten EU-weiten Bankenstresstest. Die Bilanzsumme sei seit 2009 um 15 % von 240 Mrd. auf 204 Mrd. Euro reduziert worden, die Risikoaktiva um 24 % von 98 Mrd. auf 71 Mrd. Euro. Den subsidiären Garantierahmen der Länder Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, für den Zinsen bis Ende 2014 gezahlt werden, werde die Bank nicht in Anspruch nehmen.Dunkel unterstrich das Interesse der Nord/LB an einer einheitlichen Bankenaufsicht in Europa mit klaren Regeln. Der Stresstest müsse erfolgreich sein, damit Investoren wieder Vertrauen in Banken fassten. Er habe aber die Sorge, dass “wir vor lauter Aufsicht nicht die Übersicht verlieren”. Die EZB soll im kommenden Herbst die Aufsicht über rund 130 Banken im Euroraum übernehmen.—– Personen Seite 12