Schmiergeldverdacht belastet Monte dei Paschi di Siena

Aktie vorübergehend vom Handel ausgesetzt

Schmiergeldverdacht belastet Monte dei Paschi di Siena

tkb Mailand – Elf Manager der drittgrößten italienischen Bank, Monte dei Paschi di Siena (MPS), stehen nicht nur im Verdacht Derivate-Geschäfte verschleiert zu haben, um Bilanzverluste zu kaschieren. Sie sollen auch beim Kauf der norditalienischen Bank Antonveneta Schmiergelder bis zu 5 % der Provision kassiert haben. Die Banker müssen in den nächsten Tagen vor Gericht aussagen. Nicht nur die Staatsanwaltschaft in Siena, sondern auch jene in Trani und in Rom ermitteln wegen des Verdachtes auf Betrug, Bilanzfälschung, Kursmanipulation und Unterschlagung wichtiger Dokumente.Gestern stand bereits Giuseppe Mussari, Ex-Präsident von MPS vor Gericht, verweigerte jedoch die Aussage. Er soll in dem größten Bankenskandal des Landes eine tragende Rolle gespielt und u. a. mit der spanischen Bank Santander wegen des Übernahmepreises für Antonveneta und entsprechender Schmiergelder gemauschelt haben. Mit im Spiel soll auch die Vatikanbank IOR gewesen sein, die ebenfalls Berater von MPS bei der Antonveneta-Übernahme war. Die Richter wollen Klarheit darüber, weshalb MPS 2008 Antonveneta für 9,3 Mrd. Euro von der spanischen Santander Bank kaufte, obwohl die Spanier wenige Monate zuvor nur 6,3 Mrd. Euro dafür gezahlt hatten. Laut dem ehemaligen Berater der Dresdner Bank in London, Antonio Rizzo, diente der “Aufpreis” dazu, Schmiergelder zu zahlen. Er habe diesbezügliche Telefongespräche aufgenommen: Mehrere MPS-Bank-Manager und Mittelsmänner sollen Geld auf Schweizer Konten abgezweigt haben. In London seien jene MPS-Banker als “Mr. Fünfprozent” bekannt gewesen, da sie von jeglicher Provision bei wichtigen Deals 5 % Schmiergelder abzweigten. Auch der ehemalige Chef von Santander Italia, Ettore Gotti Tedeschi, späterer Chef der Vatikanbank IOR, hatte angeblich seine Hände im Spiel. IOR soll ebenfalls ein Geheimkonto bei Monte dei Paschi geführt haben.Italiens Traditionsbank hat inzwischen zugegeben, bis zu 720 Mill. Euro durch Derivate-Geschäfte verloren zu haben. Diese Geschäfte wurden weitgehend geheim gehalten, um die durch den überhöhten Kaufpreis von Antonveneta entstandenen Verluste zu kaschieren. Inzwischen schießen sich Hedgefonds auf Monte dei Paschi ein und wetten zunehmend auf fallende Kurse. Am Montag mussten die MPS-Aktien wegen Kursverlusten von über 10 % vorübergehend vom Börsenhandel ausgesetzt werden.