Nach beendeten Fusionsgesprächen

Schröder Bank will eigenständig bleiben

Die Hamburger Schröder Bank setzt nach Fusionsgesprächen mit der Merkur Privatbank, die im Oktober beendet wurden, auf Eigenständigkeit. Der Vorstand verweist auf eine im Branchenvergleich sehr gute Kapitalausstattung. Die Dividendenquote soll kräftig steigen.

Schröder Bank will eigenständig bleiben

Im Gespräch: Helmuth Spincke und Norbert Kistermann

„Die Kleineren sind nicht immer die Schwächeren“

Otto M. Schröder Bank will nach beendeten Fusionsgesprächen eigenständig bleiben – Hamburger Institut erhöht Dividende – Vertrag von Vorstandschef endet

Die Hamburger Schröder Bank setzt nach beendeten Fusionsgesprächen mit Merkur Privatbank auf Eigenständigkeit. Der Vorstand verweist auf die im Branchenvergleich sehr gute Kapitalausstattung. Die Dividendenquote soll kräftig steigen.

Von Carsten Steevens, Hamburg

Als die in München ansässige börsennotierte Merkur Privatbank im Juli über den Plan informierte, sich mit der Otto M. Schröder Bank zusammenzuschließen, sah es nach einem Ende der Eigenständigkeit für das kleine, 1932 gegründete Institut in Hamburg aus. Die gemessen an der Bilanzsumme von rund 4 Mrd. Euro und mit knapp 500 Beschäftigten zehnmal größere Merkur Privatbank hätte – darauf lief es hinaus – die Schröder Bank übernommen. Der Name der Otto M. Schröder Bank wäre vom Markt verschwunden, die Bank wäre zur nördlichsten Niederlassung der Merkur Privatbank in Deutschland geworden. Bislang ist diese in Düsseldorf.

Solides Asset

Rund drei Monate später wurde der Plan aufgegeben, wie beide Häuser am 24. Oktober separat mitteilten. Warum die Gespräche beendet wurden, ließen die Banken damals offen. Im Gespräch mit der Börsen-Zeitung erklärt Helmuth Spincke, seit 2010 Vorstandsvorsitzender und selbst auch Gesellschafter der Schröder Bank, nun, die mit mehr als 96% beteiligte Eigentümerfamilie – vier Kinder aus der zweiten Ehe des 2010 verstorbenen Gründersohns Kurt Schröder – habe nach sehr intensiver Beschäftigung erkannt, über welch solides Asset sie mit der Otto M. Schröder Bank auch im Vergleich verfüge.

Seit Anfang 2021 halten die Familienmitglieder die Anteile an dem Institut direkt, nachdem diese seit 2010 von einem Nachlassverwalter betreut worden waren. 2022 habe der älteste Sohn, der dem Aufsichtsrat angehört und der als einziges Familienmitglied für die Bank tätig ist, im Zuge von Veränderungen im Aufsichtsrat und Vorstand entschieden, keine Position in der Führung der Schröder Bank anzustreben, so Spincke, „auch nicht mit Blick auf mein absehbares Ausscheiden aus dem Vorstand“. Die Frage der Nachfolge für den 73 Jahre alten Bankchef steht seit längerem im Raum, auch jetzt wieder nach dem Ende der Fusionsgespräche.

Keine Einigung

Damals, 2022, kam die Familie, wie Spincke es darstellt, zu dem Schluss, ihr Vermögen, das vor allem in der Bank liege, stärker zu diversifizieren. Dies habe zu den Gesprächen über einen Zusammenschluss mit der Merkur Privatbank geführt. Doch offenbar kamen beide Häuser, die auf ähnlichen Geschäftsfeldern tätig sind, in einzelnen Fragen wie der Bewertung nicht zusammen.

Dass die Familie nun mehrheitlich an der Schröder Bank beteiligt bleibe, folge der Erkenntnis, „dass wir mit unserer deutlich besseren Kapitalausstattung stabil aufgestellt sind, dass es für sie besser ist, am Erbe ihres Vaters und Großvaters festzuhalten“, sagt Spincke. Die Familie Schröder wäre den Angaben zufolge mit weniger als 10% an der fusionierten Merkur Privatbank beteiligt gewesen. „Nun wird es die Otto M. Schröder Bank als eigenständiges Institut weiterhin geben.“ Die Phase der Unsicherheit für die 37 Beschäftigten sei vorbei.

Industrielle Logik

Der Ansatz bei den Fusionsgesprächen sei gewesen, das Beste aus zwei Welten zusammenzubekommen, fügt Norbert Kistermann, bis 2021 Vorstandschef des in Stuttgart und Essen ansässigen Bankhauses Bauer und seit Oktober 2022 Vorstand der Schröder Bank, hinzu. In der Immobilien-Zwischenfinanzierung hätten sich beide Banken ergänzt, da sie in unterschiedlichen Regionen tätig seien. „Die industrielle Logik für einen Zusammenschluss war in dieser Hinsicht gegeben.“ Auch im Privatkundengeschäft hätte es die Aussicht auf eine Erweiterung gegeben: „Wir sind im höheren Segment unterwegs, die Merkur Bank im unteren und mittleren Segment.“ Die Gespräche hätten aber gezeigt, dass „der hehre Anspruch, das Beste aus beiden Welten zusammenzuführen, nicht umsetzbar sein würde, wenngleich alle Beteiligten ex ante davon ausgegangen sind“.

Die Familie Schröder habe sich dann entschieden, ihre Anteile nicht zu verkaufen. „Wir als Schröder Bank können sehr gut damit leben“, betont Kistermann. „Die Kleineren sind nicht immer die Schwächeren.“ Die Bank sei in der Nische tätig und könne ihre Geschäfte in der Immobilien-Zwischenfinanzierung in Berlin und Hamburg sowie in der Vermögensanlage „aus einer Position der Stärke“ betreiben. „Wir werden nicht nervös, weil wir gerade eine schwächere Immobilienmarktphase erleben, wir sind kräftig genug, um auch vorsorglich ausreichend Wertberichtigungen bilden zu können.“

Auskömmlich kapitalisiert

Die Schröder Bank verfüge mit einer Kernkapitalquote von rund 20% sowie stillen Reserven über eine im Branchenvergleich sehr gute Kapitalausstattung, unterstreicht Vorstandschef Spincke. „Dieses Niveau benötigen wir in der Bank im Grunde nicht, deshalb wollen wir die Dividenden erhöhen und die Thesaurierungsquote entsprechend reduzieren.“ Für das vergangene Geschäftsjahr zahlte die Bank mit rund 1 Mill. Euro mehr als 25% des Jahresüberschusses als Dividende. „Wir werden zunächst für 2024 vorschlagen, rund die Hälfte des Ergebnisses, vielleicht auch etwas mehr auszuschütten.“

Die Mehrheitseigentümer ihrerseits wollen sich enger an die Bank binden und sich stärker engagieren. So soll die Familie einen zweiten Sitz im Aufsichtsrat erhalten, der noch bis Jahresende um ein auf vier Mitglieder erweitert wird. „Mit einem neuen Anlauf für einen Verkauf ist nicht zu rechnen“, erklärt Spincke, dessen Vertrag zum Jahresende ausläuft, aber auch verlängert werden könnte, wenn die Nachfolge bis dahin nicht geregelt sein sollte.

Kulturell muss es passen

„Wir suchen einen Nachfolger, der zur Schröder Bank passt, der unser spezielles Geschäft und die spezielle Ausrichtung des Hauses versteht“, sagt Vorstand Kistermann. „Wir sind im Vorstand sehr geschäftsorientiert, es muss insbesondere auch kulturell und menschlich passen.“ Ob der 61 Jahre alte Diplom-Bankbetriebswirt, der gebürtig aus Essen stammt und unter anderem auch für die Dresdner Bank und die BHF-Bank tätig war, an die Stelle von Spincke rücken wird, bleibt im Gespräch offen.

Die Vorstellungen über die weitere Ausrichtung der Schröder Bank indes sind klar. Das Dienstleistungsgeschäft soll ausgeweitet werden. „Jetzt geht es darum, Wege zu finden, ohne mehr Kapital und ohne besondere Bilanzausweitung mehr zu verdienen“, erläutert Kistermann. Dazu will die Bank vor allem Potenzial in der Vermögensanlage heben. „Der Markt ist groß, und wir haben gute Argumente für ein größeres Geschäft.“         

Provisionsüberschuss im Blick

Man werde voraussichtlich werden wir in der Vermögensanlage relativ stärker wachsen als in der Immobilien-Zwischenfinanzierung, fügt Vorstandschef Spincke hinzu. „Es geht darum, den Anteil des Provisionsüberschusses im Verhältnis zum Zinsüberschuss zu erhöhen.“ Der Provisionsüberschuss aus der Vermögensanlage soll bedeutsamer für die Schröder Bank werden.

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