Schrumpfpläne der Südwestbank nehmen Formen an
Von Thomas Spengler, StuttgartDie österreichische Bankengruppe Bawag PSK kommt mit ihren Plänen voran, die Südwestbank AG im Konzern zu integrieren. Das Stuttgarter Institut wird rückwirkend zum 30. Juni 2020 auf seine Mutter verschmolzen. Damit wolle der Konzern das Geschäftsmodell vereinfachen und zusammenführen, sagte Bawag-CEO Anas Abuzaakouk gestern bei der Vorstellung der Zahlen für das dritte Quartal der Bankengruppe in Wien. Dabei sollen spätestens ab Beginn des kommenden Jahres die Geschäfte der Südwestbank durch eine neue deutsche Zweigniederlassung weitergeführt werden. Der Traditionsname soll aber erhalten bleiben. “Wir werden weiterhin unsere Verkaufs- und Serviceaktivitäten für unsere Kunden in Deutschland unter der Marke Südwestbank führen, aber unter der Lizenz der Bawag”, sagte Abuzaakouk. Künftig wird die Südwestbank keinen eigenen Jahresabschluss mehr erstellen müssen.Das 1922 als Württembergische Landwirtschaftsbank gegründete Institut wird damit sein 100-jähriges Firmenjubiläum nicht mehr als eigenständiges Institut feiern. Mit der geplanten Rückgabe der Banklizenz schrumpft die Südwestbank zur Niederlassung der Bawag. Gleichzeitig geht das Vermögen der Bank auf die Mutter über, das in der Größenordnung von 720 Mill. Euro plus 70 Mill. Euro stille Reserven nach HGB liegen dürfte. Überraschenderweise aber bleibt die Bank im freiwilligen Einlagensicherungsfonds des deutschen Bankenverbandes, wie ein Bawag- Sprecher auf Nachfrage erklärte.Unklar ist die Zukunft des dreiköpfigen Vorstands unter Führung von Constantin von Oesterreich, der sich selbst nicht äußern wollte. Das Geschäftsmodell bleibe bestehen, wird bei der Bawag betont. Mit der geplanten Verschmelzung werde das Ziel verfolgt, Abläufe und Entscheidungen weiter zu vereinfachen sowie Kosten, die im Zusammenhang mit regulatorischen Anforderungen auftreten, “deutlich zu reduzieren”. Die Bawag hatte die Südwestbank 2017 mit dem US-Finanzinvestor Cerberus im Rücken den Hexal-Gründern, den Gebrüdern Strüngmann, abgekauft.Nachdem das Traditionshaus bisher als eigener Bereich der Bawag geführt wurde, findet sich sein Geschäft inzwischen im Segment “Retail & SME” als einem von vier Segmenten wieder. Die Eigenkapitalrendite (Return on Tangible Equity) des Segments wird im Quartalsbericht der Bawag mit 25,1 % angegeben und liegt damit deutlich über der Zielmarke von 15 %. Ob die Südwestbank diesen Wert erreicht hat, teilte der Konzern auch auf Anfrage nicht mit. Noch 2019 hinkte die Südwestbank laut Jahresabschluss mit 5 % weit hinter den angepeilten 15 % her.Im Fokus der Südwestbank steht der Ausbau des neuen, margenträchtigen Bereichs digital vermittelter Ratenkredite und Immobiliendarlehen, die über die Bawag-Plattform Qlick oder die Portale Interhyp und Dr. Klein vertrieben werden. Wie zu hören ist, boomt das Geschäft. Auch das Private Banking soll gestärkt werden. Nachdem der Bereich eine Reihe langjährige Mitarbeiter verloren hatte, ist Private-Banking-Chef Michael Huber dabei, “spürbar” Personal aufzubauen, heißt es in einem Newsletter der Bank.Dagegen hat sich das Institut von gewerblichem Geschäft getrennt, das den neuen Eignern nicht profitabel genug erschien. Gerade das Kreditgeschäft mit Landwirten, das gut 10 % des Firmenkundengeschäfts umfasste, wurde “aktiv beendet”. Dieser Abbau spiegelt sich auch im Rückgang von 10 % der Bilanzsumme auf 5,6 Mrd. Euro im Jahr 2019 wider. Vor der Übernahme brachte die Südwestbank eine Bilanzsumme von 7,4 Mrd. Euro auf die Waage. Unmut in StuttgartAls “ein Scheitern auf der ganzen Linie” nennt ein Kritiker aus dem Bankenumfeld den Umstand, dass das Institut “auf niedrigstes Niveau” gestutzt werde und sogar seine Banklizenz zurückgeben muss. Immerhin war die Südwestbank von der Bawag als Wachstumsplattform für Deutschland gepriesen worden.Im Zuge dieser Entwicklung wurde die Belegschaft von 649 Köpfen im Jahr 2017 auf 310 reduziert. Darüber hinaus wird befürchtet, dass etwa die Schließung weiterer Backoffice-Bereiche wie Controlling und Meldewesen bevorstehen könnte, so dass die Belegschaft bis 2021 auf 250 sinken könnte. Auch stellt sich die Frage, inwieweit die Bank im Betriebsrat der Bawag vertreten sein wird. Offenbar gibt es Überlegungen für einen europäischen Betriebsrat. Die Überleitung der Mitarbeiter soll im Zuge eines Betriebsübergangs erfolgen, so dass die bisherigen Verträge auf tariflicher Basis weiterlaufen.Inzwischen wurde die BNP Paribas als Makler beauftragt, um die Immobilien der Südwestbank zu versilbern. Der Wert der Objekte wird im Halbjahresbericht der Bawag mit 161 Mill. Euro beziffert. Hinzu kommen 37 Mill. Euro Buchwert für den Firmensitz. Den aggregierten Marktwert aller acht Objekte, die sich in Stuttgart (fünf), München, Mainz und Darmstadt befinden, schätzt ein Immobilienexperte auf mindestens 250 Mill. Euro. Auch ihren Stammsitz im Stuttgarter Westen erwägt die Bank aufzugeben. Man evaluiere derzeit einen neuen Standort für die Stuttgarter “Filiale”, schreibt Private Banker Michael Huber. Der neue Standort soll demnach moderner sein und in der Innenstadt liegen.Darüber hinaus ist nun auch noch die Kunstsammlung der Bank auf dem Markt. Die Werke, die zusammen einen einstelligen Millionenbetrag einbringen dürften, stehen bei dem Stuttgarter Kunsthaus Nagel zur Auktion bereit. “Zu Ramschpreisen”, wie ein Kunstkenner meint.