PSD2

Schufa-Fintech bringt den digitalen Kontocheck

Um Online-Bestellungen abzusichern, braucht es schnelle Bonitätsprüfungen. Die Schufa-Tochter Finapi kommt bald mit einem digitalen Kontoinformationsdienst, der auch Datenschützer überzeugen dürfte.

Schufa-Fintech bringt den digitalen Kontocheck

bg Frankfurt – Die Schufa unternimmt einen zweiten Anlauf, um ein Produkt zum Open Banking marktfähig zu machen. Dieser PSD2-Kontoinformationsdienst wird nun ausschließlich über ihre Tochter Finapi angeboten, die das Produkt auch entwickelt hat, wie am Dienstag angekündigt worden ist. Die Schufa verzichtet dabei auf einen gemeinsamen Datenpool mit der Auskunftei der Muttergesellschaft. Ein solches Setup war Teil des Produkttests unter der Marke „Schufa Check Now“ und hatte Ende 2020 zu Protesten von Datenschützern geführt, die eine missbräuchliche Verwendung von gespeicherten Daten befürchteten – auch wenn die freiwillige Weitergabe von Kontodaten, die den Nutzern und nicht der Bank gehören, genau dem Geist der PSD2 entspricht. Die Schufa stampfte das Projekt ein, auch weil das Ergebnis einer Vertestung über eine mobile Bank nicht den Erwartungen entsprach.

Unter der Marke „Girocheck“ ist das Produkt für den Online-Bonitätscheck im E-Commerce nun neu gestaltet worden. Den Marktstart strebt die Schufa für das dritte Quartal an, sobald sie die Zertifizierung durch den TÜV Nord erhalten habe, sagt Finapi-Chef Florian Haagen in einem Pressegespräch. Mit einem speziellen Datenfilter zu den persönlichen Angaben will die Schufa redundante Informationen ausschließen, um den Umfang übermittelter Daten möglichst gering zu halten. Die Klickstrecke ist so gehalten, dass der Nutzer einen Überblick hat, welche Kontoinformationen ausgelesen werden, falls er zunächst diesem Vorgang zustimmt. Im Anschluss erhält er in Form einer Prognose Feedback, ob die Freigabe einer Warenbestellung basierend auf dem Ergebnis des Kontochecks wahrscheinlich ist oder eher nicht. Dann können sich Nutzer für eine Übermittlung der Daten entscheiden oder aber dagegen.

Diese Form der digitalen Bonitätsprüfung ist ein großer Fortschritt für Kunden von Versandhäusern sowie für den gesamten E-Commerce: Früher mussten Kunden Bonitätsnachweise erst per Post einreichen oder Anzahlungen leisten, bevor Warensendungen freigegeben wurden, wenn ein (internes) Bestell-Limit erreicht war. Im rein digitalen Raum geht das mit dem Auslesen von Kontodaten schneller – allerdings schwelt bei Verbrauchern aufgrund der Erfahrungen mit Facebook & Co nicht zu Unrecht die Furcht vor Datenmissbrauch.

Um da null Angriffsfläche zu bieten, wolle man „die Spielregeln so definieren, wie es unserer gehobenen Marktstellung entspricht“, erklärt Schufa-Chefin Tanja Birkholz. Damit spielt sie zum einen darauf an, dass man mit dem erwähnten Filter für relevante Daten über die Anforderungen der DSGVO hinausgeht. Zum anderen ist „Girocheck“ so angelegt, dass Nutzerdaten ausschließlich für den punktuellen Bonitätscheck eingesetzt werden. „Wir sammeln hier keine Daten auf Vorrat,“ sagt Haagen. Die Daten, die nicht zur Nachweispflicht benötigt werden, werden gelöscht, wie es heißt.

Mit dem neuen Bonitätscheck tritt die Schufa-Tochter gegen eine bunte Fintech-Konkurrenz an. Wie wichtig es ist, schnell Marktanteile zu gewinnen, zeigte die Übernahme von Fintecsystems durch die schwedische Tink. Der deutsche API-Spezialist war dem Käufer 120 Mill. Euro wert. Da Kreditprozesse als „Embedded Finance“ immer enger mit dem Bestellvorgang selbst verbunden sind, sind im Digitalbanking zusätzliche Fähigkeiten gefordert, um als Kreditinstitut zum Zug zu kommen. Mit Diensten wie „Buy Now, Pay Later“ für Impulskäufe machen Fintechs wie Klarna Boden gut. Allerdings haben jetzt auch die Bankenaufseher und Verbraucherschützer ein Auge auf diesen Bereich geworfen, werden Nutzer doch so zu einem Kreditkauf verführt, der auf den ersten Blick vielleicht gar nicht so aussieht.