Schufa gibt weitere Dateneinblicke
Schufa gibt weitere Dateneinblicke
Basisscore über Fintech-Tochter Forteil digital abrufbar – Finanzwende übt harsche Kritik
fir Frankfurt
Privatpersonen haben ab sofort die Möglichkeit, ihren Schufa-Basisscore online und kostenlos abzurufen. Damit können sie die Einschätzung der eigenen Bonität durch die Wiesbadener Wirtschaftsauskunftei Schufa einsehen. Sie müssen sich dafür bei der Schufa-Tochter Forteil über deren Bonify-App registrieren. Der Schufa-Basisscore ist der zentrale Wert zur Einschätzung der Bonität, und zwar branchenübergreifend, wie Schufa-Chefin Tanja Birkholz am Dienstag anlässlich der Vorstellung der Dienstleistung sagte. Er wird als zwischen 0 und 100 liegender Prozentwert angegeben und misst die Zahlungswahrscheinlichkeit. Ein häufiges Missverständnis suchte sie auszuräumen: Der Score spiele in den Produkten für den Wohnungsmarkt keine Rolle. Es gehe lediglich um die Frage, ob eine Zahlungsstörung vorliege oder nicht.
Rechtlich eigenständig
Die Schufa hatte im Dezember angekündigt, das 2015 gegründete Berliner Fintech Forteil zu übernehmen, das jedoch als rechtlich eigenständiges Unternehmen bestehen bleibt. Bonify und Schufa seien datenrechtlich voneinander getrennte Einheiten, sagte Birkholz. Beide könnten nur dann auf die Daten des jeweils anderen zugreifen, wenn der Verbraucher explizit einwillige.
Durch Bonify sei die Schufa schon jetzt in der Lage, einen kostenlosen digitalen Dateneinblick zu bieten in die bei der Schufa gespeicherten Daten, sagte Birkholz. Wer sich nicht bei Bonify registrieren wolle, könne auf das entsprechende Angebot bei der Schufa selbst warten, das 2024 kommen soll, oder wie bisher eine kostenlose papierhafte Selbstauskunft auf der Internetseite der Schufa bestellen. Als Nächstes sei bis Jahresende angedacht, den Basisscore anzureichern und Menschen auch die bonitätsrelevanten Daten, welche die Schufa über sie gespeichert hat, kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Dabei handelt es sich Birkholz zufolge etwa um Vertragsdaten, im Wesentlichen Positivinformationen, in einzelnen Fällen aber auch Negativinformationen. Diese sollen kostenlos und digital einsehbar sein.
Darüber hinaus kündigte sie abermals für das nächste Jahr einen Benachrichtigungsservice an: Registrierte Verbraucher werden dann umgehend im Fall eines Negativeintrags kostenfrei informiert. Auch ein Datencockpit soll angeboten werden, über das Verbraucher simulieren können, wie sich etwa die Aufnahme eines Ratenkredits oder eine weitere Kreditkarte auf den persönlichen Score auswirkt. “Das folgt der Tatsache, dass die am häufigsten der Schufa gestellte Frage ist: Wie kann ich meinen Score beeinflussen? Deshalb soll den Verbrauchern die Möglichkeit gegeben werden, diesen durch eigenes Datenmanagement zu verbessern.” Forteil-Gründer und CFO Andreas Bermig stellte auf Vorteile der Integration des Schufa-Scores in die Bonify-App ab. “Das hebt unser Angebot, den Nutzerinnen und Nutzern nachhaltig bei der Verbesserung von Bonität und Finanzen zu helfen, auf das nächste Level.”
Harsche Kritik kam hingegen am Dienstag vom Verein Finanzwende, der Bonify als “trojanisches Pferd” bezeichnete: Es handele sich um eine Vertriebsplattform für Kredite und andere Finanzprodukte, und Kunden würden mit der Möglichkeit, den Schufa-Score abzurufen, “in eine App gelockt, auf der ihnen dann später vielleicht teure Finanzprodukte angeboten werden”.