Score-Simulator

Schufa öffnet Blackbox nur einen Spalt

Ein „Score-Simulator“ der Auskunftei erklärt das Bewertungsprinzip. Details der Berechnung bleiben geheim.

Schufa öffnet Blackbox nur einen Spalt

Von Jan Schrader, Frankfurt

So sieht also die „Transparenzoffensive“ der Schufa aus: ein Simulator mit sieben beispielhaften Fragen, die eine vereinfachte Bonitätsbewertung zulassen. Der neue „Score-Simulator“ will wissen, wie lange jemand bereits ein Girokonto besitzt, wie viele Kreditkarten die Person hat, wie viele Ratenkredite sie abbezahlt, ob sie ein Immobiliendarlehen abstottert, ob sie zuletzt Online-Einkäufe auf Rechnung getätigt hat, wann sie zuletzt umgezogen ist und – besonders wichtig – ob sie einen Zahlungsausfall auf dem Kerbholz hat. Die Bonitätsnote erfolgt auf einer fünfstufigen Skala von „ungenügend“ bis „hervorragend“. Fortan ist der neue Simulator online kostenlos abrufbar, ehe 2024 eine App auch den Umgang mit den eigenen Schufa-Daten erleichtern soll. „Der Score-Simulator ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg der Schufa zu mehr Transparenz und Verbraucherfreundlichkeit“, erklärt Schufa-Chefin Tanja Birkholz. Bislang werde die Auskunftei der Kreditwirtschaft oft als „Blackbox“ wahrgenommen.

Der Simulator macht deutlich, wie sich die einzelnen Fragen auf die Bewertung auswirken. Paradox ist die Erkenntnis, dass Schulden die Bonität stärken können: Wer ein Ratendarlehen seit einiger Zeit zuverlässig zurückbezahlt, eine Kreditkarte mit sich führt und von einer Bank ein Immobiliendarlehen erhalten hat, liefert dem Modell Datenpunkte, die statistisch für eine geringere Ausfallwahrscheinlichkeit sprechen. Je weniger Daten die Schufa wiederum hat, desto unsicherer ist auch ihre Prognose und desto schlechter der Score. Denn einige entscheidende Datenpunkte wie Einkommen und Ersparnisse einer Privatperson fehlen der Schufa. Ihre Stärke liegt vor allem darin, dass sie Daten zum Kundenverhalten aus einem Netzwerk an Unternehmen und Banken zentral sammelt.

Doch wie die allseits bekannte wie auch häufig umstrittene Gesellschaft im Detail zu ihrem Score kommt, der auf einer feingliedrigen Skala die Kreditwürdigkeit be­stimmt, bleibt auch weiter geheim. Das Simulator-­Er­gebnis deckt sich ungefähr mit dem tatsächlichen Basis-Score, erklärt die Schufa. Doch viele Variablen bleiben außen vor, und das fünfstufige Ergebnis erlaubt kaum Rückschlüsse auf die genaue Gewichtung der einzelnen Faktoren. Bis zu 17 Fragen wollte die Schufa ursprünglich stellen, womit der Simulator deutlich aufwendiger geworden wäre, aber auch mehr Erkenntnisse preisgegeben hätte. Um nicht die meisten Menschen zu überfordern, habe sich die Gesellschaft dann für lediglich sieben Fragen entschieden, sagte Birkholz.

An dem Grundkonflikt der Schufa ändert sich nichts: Im Kreditgeschäft ist ihr Score einerseits viel wert. Banken und Unternehmen ziehen oft weitere Daten für die Bewertung der Kreditwürdigkeit heran, verlassen sich aber wesentlich auf den Score. Ohne jedwede Information läge die Ausfallwahrscheinlichkeit eines Darlehens bei ungefähr 12% statt der üblichen 2%, wie die Gesellschaft sagt. Gäbe es die Schufa nicht, müsste sie erfunden werden. Doch es wird dabei andererseits immer auch Verlierer geben. Für eine Reihe von Personen steht ein schlechter Score dem Zugang zu Kredit natürlich im Weg. Daher wird die Schufa unvermeidbar ein unbeliebtes Unternehmen bleiben, auch wenn ihr Geschäftsmodell im Grunde legitim ist.

Der Simulator räumt immerhin mit dem Vorwurf auf, dass die Schufa die Bewertungsprinzipien nicht erkläre. Doch allzu tief lässt sie die breite Öffentlichkeit nicht blicken.

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