Schuldscheinmarkt wird aufgepeppt

Verband ICMA stellt europäische Standards vor

Schuldscheinmarkt wird aufgepeppt

Von Andreas Hippin, Londonhip London – Europäische Firmen haben bislang gerne auf den US-Markt für privat platzierte Schuldentitel zurückgegriffen, der auf ein jährliches Emissionsvolumen von rund 60 Mrd. Dollar kommt. Nun will der Branchenverband International Capital Market Association (ICMA) mit Hilfe neuer Standards einen gesamteuropäischen Markt für Schuldscheine und ähnliche Papiere schaffen – und hat einen “Guide” vorgelegt. PEPP (Pan-European Private Placement) heißt das neue Zauberwort, das vor allem kleinen und mittleren Unternehmen neue Finanzierungsquellen erschließen soll. Alternative zum BankkreditIn Deutschland und Frankreich gibt es bereits funktionierende Märkte für nicht an Börsen handelbare Schuldentitel. Dort wurden 2013 rund 15 Mrd. Euro eingesammelt. Weitere 15,3 Mrd. Dollar holten sich europäische Firmen auf dem US-Markt für Privatplatzierungen. Untersuchungen von Standard & Poor’s zufolge stehen bei mittelgroßen Unternehmen bis 2018 um die 2,7 Bill. Euro zur Refinanzierung an – in einer Zeit, in der Banken bemüht sind, Risiken abzubauen.Die Finanzlobby betrachtet ihren Vorschlag als Beitrag zur Schaffung einer europäischen Kapitalmarktunion. PEPP soll gerade den rund 200 000 Mittelständlern in der Region eine Alternative zu Bankkrediten und der Emission von börsennotierten Anleihen bieten. Ein Rating ist nicht erforderlich. Als Investoren kommen laut ICMA vor allem langfristige Anleger wie Fondsgesellschaften und Vermögensverwalter in Frage, die über Kapazitäten verfügen, um die Kreditwürdigkeit eines Schuldners zu prüfen. PEPP sind zwar übertragbar, aber illiquide. Die vorrangigen unbesicherten Schuldentitel eignen sich daher in erster Linie für Investoren, die sie kaufen, um sie zu halten. Sie werden Anlegern im privaten Rahmen angeboten und sollen außerhalb der Clearing-Systeme gehalten werden. Von der Loan Market Association (LMA) und der europäischen Arbeitsgruppe für Privatplatzierungen (Euro PP Working Group) wurden bereits standardisierte Unterlagen für PEPP-Emissionen vorgelegt.Der französische Finanzminister Michel Sapin nannte den ICMA-Guide einen “Baustein für die Kapitalmarktunion”. Christian Noyer, der Gouverneur der Banque de France, sprach von einem Meilenstein für die Entstehung eines europäischen Marktes für Privatplatzierungen und für die Diversifizierung der Finanzierungsquellen der “Real Economy”. Die französische Zentralbank unterstütze dieses Unterfangen. Auch der stellvertretende Gouverneur der italienischen Notenbank, Fabio Panetta, stellte sich hinter das Vorhaben.In der europäischen PEPP-Arbeitsgruppe finden sich zahlreiche Investoren, die mit mehreren Finanzverbänden zusammenarbeiten. Auch etliche Kanzleien sind beteiligt.—– Wertberichtigt Seite 8