Der Bund stützt die Kreditversicherer mit 30 Mrd. Euro Garantien, damit diese Lieferantenkredite weiter absichern können. Die Branche gibt 2020 zwei Drittel ihrer Beitragseinnahmen ab und trägt selbst bis zu 500 Mill. Euro an Schäden. Dafür müssen eigentlich gesunde Kunden keine Kürzung ihrer Deckung fürchten. ak Köln – Der Schutzschirm für die Kreditversicherer steht. Bund und Branche haben eine Vereinbarung geschlossen, damit die bestehenden Kreditlimite von rund 400 Mrd. Euro für versicherte Unternehmen in Deutschland auch weiterhin weitgehend aufrechterhalten werden können. Der Schutzschirm gilt rückwirkend ab März und läuft Ende des Jahres aus. Bei den ersten 5 Mrd. Euro an Schäden, die gemeldet werden, übernimmt der Bund 90 %, die Kreditversicherer tragen 10 %. Bei mehr Schäden springt der Bund zu 100 % bis zu einer Grenze von 30 Mrd. Euro ein. Darüber wären dann wieder die Kreditversicherer in der Pflicht. Das bedeutet, dass der Schadenaufwand für die Kreditversicherer aller Voraussicht nach bei 500 Mill. Euro gedeckelt wird.Die Kreditversicherer geben dafür 65 % ihrer Prämieneinnahmen für das Jahr 2020 an den Bund ab. Sie verpflichten sich außerdem, die Kreditlimite im bestehenden Umfang weitestgehend weiterzuführen. 2019 betrugen die Beitragseinnahmen der Kreditversicherer 817 Mill. Euro. Die Leistungen an die Kunden lagen bei 421 Mill. Euro.”Die Garantiezusage des Bundes ermöglicht es uns, Kreditlimite für Abnehmer, die grundsätzlich gesunde Unternehmen darstellen, aber durch Corona in Schwierigkeiten geraten sind, aufrechtzuerhalten beziehungsweise zu zeichnen. Diese wären unter gewöhnlichen Risiko-Underwriting-Grundsätzen mit Blick auf die Einordnung von Corona als pandemisches Risiko nicht versicherbar gewesen”, sagte Thomas Langen, Deutschland-Chef von Atradius und Branchensprecher im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Die Branche erwartet, dass die Insolvenzzahlen stark ansteigen werden. Bilaterale Verträge schließenDie Kreditversicherer müssen zur Umsetzung noch bilaterale Verträge mit der Bundesregierung abschließen. Die Marktführer Euler Hermes und Atradius sowie Coface und R+V teilten am Donnerstag umgehend mit, dem Schutzschirm beitreten zu wollen. Die EU-Kommission hat den Schutzschirm ebenfalls gebilligt.Der GDV verwies in einer Stellungnahme darauf, dass die Bundesgarantie kein Freibrief für riskante Geschäfte mit Abnehmern sei, deren wirtschaftliche Stabilität schon vor der Corona-Pandemie in Frage stand. Die Kreditversicherer überwachten und bewerteten weiterhin die Bonitäten der Abnehmer und übernähmen damit für ihre Kunden die wichtige Funktion der Risikoeinschätzung. In Fällen besonders schlechter Bonitätsentwicklung könne es weiterhin zu Limitkürzungen kommen.”Wir können so den größten Teil unserer Deckungszusagen aufrechterhalten und sogar neue übernehmen. Bei einigen Unternehmen wirkt Corona jedoch nicht als primäre Ursache, sondern vielmehr als Katalysator für bereits bestehende finanzielle Probleme. Für diese Unternehmen gibt es dadurch keinen generellen Freifahrtschein”, betonte Ron van het Hof, Deutschland-Chef der zur Allianz gehörenden Euler Hermes.Die Warenkreditversicherer hatten in den vergangenen Jahren mit niedrigen Insolvenzzahlen ausnehmend gut verdient. So lag die Schaden-Kosten-Quote in den Jahren 2014 bis 2018 immer um die 75 %. Das bedeutet, dass die Branche an einem eingenommenen Euro 0,25 Euro verdiente. In diesem Jahr dürfte sie auch mit dem Schutzschirm einen Verlust einfahren, der sich in der Größenordnung eines mittleren dreistelligen Millionenbetrags bewegen dürfte.Eine Warenkredit- oder Delkredere-Versicherung schützt Lieferanten für den Fall, dass ein Abnehmer im In- oder Ausland die Rechnung nicht zahlt. Kommt es zu Forderungsausfällen oder längerfristigen Zahlungsverzögerungen, wird die Rechnung vom Kreditversicherer beglichen. Nach Schätzungen des GDV decken die Limite der Kreditversicherer unter anderem rund 15 % der deutschen Ausfuhren und tragen damit erheblich zur Sicherheit der deutschen Exportwirtschaft bei. – Wertberichtigt Seite 8