Pfandbriefe

Schwaches Aktivgeschäft drückt die Stimmung

Die Stimmung unter den Emittenten von Pfandbriefen und unbesicherten Bankanleihen ist derzeit ambivalent. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage vom Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) unter Kapitalmarktexperten der Mitgliedsinstitute.

Schwaches Aktivgeschäft drückt die Stimmung

Schwaches Aktivgeschäft drückt die Stimmung

VDP-Umfrage zum Emissionsklima bei Pfandbriefen und Bankanleihen – Rückzug der EZB aus dem Primärmarkt gut verkraftet

Die Stimmung unter den Emittenten von Pfandbriefen und unbesicherten Bankanleihen ist derzeit ambivalent. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage vom Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) unter Kapitalmarktexperten der Mitgliedsinstitute, die jetzt zum zweiten Mal durchgeführt wurde.

Die Stimmung unter Pfandbriefbanken hat sich in den vergangenen Monaten leicht eingetrübt: Der aggregierte Emissionsklima-Indikator des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (VDP) erreichte in der Umfrage einen Stimmungswert von −21 Punkten bei einer möglichen Bandbreite von −100 bis +100 Punkten. Etwas besser ist die Einschätzung für Pfandbriefe (−14 Punkte), während unbesicherte Bankanleihen mit −29 Punkten bewertet werden. Gegenüber der Umfrage im Dezember war bei den Scores eine leichte Verschlechterung zu verzeichnen.

 „In den vergangenen sechs Monaten ist an den Märkten viel passiert. Die EZB hat ihre Zinserhöhungen fortgesetzt und die Anleihekäufe sukzessive zurückgefahren. Zudem belasteten die Turbulenzen um kleine und große Banken in den USA und Europa sowie die anhaltende geopolitische Unsicherheit die Märkte“, sagt Franz-Josef Kaufmann, zuständig für die Kapitalmarktrefinanzierung für die Commerzbank. Andererseits sei der Covered-Bond-Markt sehr stabil und habe ein hohes Volumen neu auf den Markt gekommener Pfandbriefe gut absorbiert. „Gemessen an den Ereignissen der vergangenen Monate hat sich insbesondere der Pfandbriefmarkt exzellent geschlagen. Die Situation des Pfandbriefs ist deutlich besser als die der unbesicherten Anleihen“, sagt Sascha Kullig, Mitglied der VDP-Geschäftsleitung.

Dass der Emissionsklima-Score für Pfandbriefe von −10 auf −14 gefallen sei, hängt nach Einschätzung des Verbands im Wesentlichen mit der Erwartung zusammen, dass sich die derzeit starke Investorennachfrage nach Pfandbriefen im zweiten Halbjahr beruhigen könnte. Erwartet werde ein weiterhin geringes zu refinanzierendes Aktivgeschäft, das vor allem unter der schwachen Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen leide.

Leichte Entspannung bei den Stimmungswerten gibt es hinsichtlich des Rückzugs der EZB. Die Notenbank hatte angekündigt, ab Juli fällige Pfandbriefe und andere Covered Bonds aus dem Asset Purchase Programme nicht mehr zu ersetzen. Investoren wie etwa Lebensversicherungen und Pensionskassen hätten die Lücke kompensieren können, und die Kaufbereitschaft dieser Investorengruppen werde auch durch den Aufschlag von Pfandbriefen gegenüber Bundesanleihen unterstützt. Generell könne man auch feststellen, dass der Rückzug der EZB hervorragend weggesteckt worden sei, so Kullig.

Für das weitere Jahr geht Kullig vom VDP aber nicht davon aus, dass sich diese Dynamik fortsetzen wird. „Dafür bräuchte es eine Belebung des Immobilienfinanzierungsgeschäfts.“ Kaufmann von der Commerzbank ergänzt: „Technisch betrachtet nähert sich der Pfandbriefmarkt schon einer Kapazitätsgrenze angesichts des im bisherigen Jahresverlauf sehr hohen Angebots.“ Positiv sei aber, dass die Spreads für Pfandbriefe gegenüber Swap-Sätzen insgesamt weitgehend stabil geblieben seien, auch wenn sie im Vergleich zu Bundesanleihen eher am oberen Ende der langfristigen Aufschlagsspanne handeln würden.  „Pfandbriefe hatten viele Jahre einen Aufschlag von rund 50 Basispunkten gegenüber Bundesanleihen. Da sind die aktuellen Aufschläge schon erheblich. Damit gewinnt der Pfandbrief zum Beispiel für Versicherungen und Pensionskassen verstärkt an Attraktivität“, sagt Kullig.

Als „herausfordernd“ werden beim VDP die Absatzmöglichkeiten von unbesicherten Bankanleihen eingeschätzt, die Nachfrage dürfte auch für die nächsten sechs Monate verhalten bleiben bei wenig attraktiven Refinanzierungsbedingungen.  „Die Platzierung unbesicherter Bankanleihen erwies sich in diesem Jahr bisher überwiegend als schwierig“, so Kullig. Er hofft für das zweite Halbjahr auf „mehr Emissionschancen als zu Beginn dieses Jahres“. Relativ schwach wurde von den Befragten der generelle Ratingtrend für den Bankensektor eingeschätzt. Der Score ging von −30 im Dezember auf −36 zurück.

Dem stehen hohe Spreads gegenüber. „Bei den ungesicherten Anleihen ist der Renditeaufschlag gegenüber Swaps stark abhängig von dem jeweiligen Rating des Emittenten“, sagt Kaufmann. Hier habe die Spanne der Spreads vor dem Ukraine-Krieg zwischen 80 und 90 Basispunkten gelegen, heute seien es circa 200 Basispunkte.

Von Wolf Brandes, Frankfurt
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