Ein düsteres Bild malt Norbert Schraad, Vorstandsmitglied der Helaba, für das deutsche Firmenkundengeschäft. Er sieht schwarze Wolken am Horizont aufziehen. Wettbewerbsdruck, Digitalisierung und Regulierung machten insbesondere den deutschen Instituten zu schaffen, während US-Banken erstarkten.sto Frankfurt – “Das Firmenkundengeschäft steht vor großen Herausforderungen, am Horizont sind mehr schwarze Wolken als eine strahlende Sonne.” So schätzt Norbert Schraad, Vorstandsmitglied der Helaba, die Lage und die Erwartungen im Firmenkundengeschäft der deutschen Banken ein. Durch den zunehmenden Druck wegen des Wettbewerbs ausländischer Banken, der Digitalisierung und der weiter sich verschärfenden Regulatorik prognostiziert er “tektonische Verschiebungen” im Firmenkundengeschäft, wie er auf dem 11. Corporate Banking Tag der Börsen-Zeitung hervorhob.Insbesondere Groß- und Landesbanken verdienten ihre Kapitalkosten nicht, so Schraad. Die Eigenkapitalrentabilität liege bei den Landesbanken bei knapp 2 % und bei den Großbanken bei knapp 3 %. Zugleich würden die ausländischen Banken, allen voran die Institute aus den USA und China, immer größer und mächtiger. So liege die Deutsche Bank als deutscher Branchenprimus nurmehr auf dem 17. Platz nach Bilanzsumme. 1998 hatte sie mal die Rangliste angeführt. Bei der Börsenkapitalisierung sei sie auf den 63. Rang abgerutscht. Die großen Adressen würden immer größer, und das Too-big-to-fail-Problem sei damit noch virulenter geworden als vor der Finanzkrise. Daran hätten die Eingriffe der Finanzaufseher nichts geändert.Zugleich seien die deutschen Landesbanken geschrumpft, seit 2007 bis heute ging deren kumulierte Bilanzsumme von 1,67 Bill. Euro auf 989 Mrd. Euro zurück. Man könne fast sagen, dass die Banken der einzige “notleidende Sektor der deutschen Wirtschaft” seien. Die Margen seien wegen der wachsenden Konkurrenz in dem Geschäftssegment durch die erstarkten US-Banken hierzulande massiv unter Druck. Im Vergleich zu 2011 seien die Erträge um 19 % zurückgegangen. Somit habe sich die Profitabilität halbiert. Eigenkapitalrendite schrumpftZugleich müssten die Banken wegen der verschärften Regulierung immer mehr Kapital einsetzen. Grob gesagt hätte sich daher das Eigenkapital seit 1995 bis heute verdoppelt, während die Eigenkapitalrendite sich gleichzeitig in etwa halbiert habe (siehe Grafik).In puncto Eigenkapital käme mit Blick auf Basel IV eine weitere gewaltige “Lawine” auf die Banken zu. Alleine für die öffentlich-rechtlichen Institute würden die risikogewichteten Aktiva um 89 Mrd. Euro oder 23 % nach oben schnellen. Da die faulen Kredite mit mehr Eigenkapital hinterlegt werden müssten, könnten Banken künftig die Unternehmen nicht mehr durch Krisenzeiten begleiten, prophezeite Schraad, der zugleich ganze Geschäftsmodelle vor einschneidenden Änderungen sieht. Der Manager bezeichnete die regulatorischen Eingriffe als einen “Frontalangriff auf die kontinentaleuropäischen Geschäftsmodelle”, der den US-Banken in die Hände spiele.Mit Blick auf die Konkurrenz durch Fintechs und die grundsätzlich notwendige Digitalisierung des Geschäftsmodells stellt Schraad den deutschen Instituten ebenfalls ein schlechtes Zeugnis aus. Der Nachholbedarf sei wegen der zersplitterten IT-Landschaft enorm im Vergleich zur internationalen Konkurrenz. Zudem gebe es wegen der Finanzkrise einen Innovationsstau.”J.P. Morgan investiert 10 Mrd. Euro in die Modernisierung der IT, wo die deutschen Mittel herkommen sollen, ist mir schleierhaft.” Mittlerweile gebe es schon mehr als 800 Fintechs in Deutschland. “Der Bank bleibt nur noch die Rolle als Vermittler und Distributor von digitalen Produkten”, so Schraad.Daher habe die Helaba als einen der drei Blöcke ihrer digitalen Agenda die Zusammenarbeit mit Fintechs intensiviert. Bei den digitalen Produkten der Helaba stehe die Kundenschnittstelle im Fokus. Unter anderem gebe es mit Komuno eine digitale Plattform für Kommunalkredite oder mit Gofinex eine Exportfinanzierungsplattform. Ein neues Kundenportal gebe den Unternehmen ein Überblick über alle Geschäfte mit der Helaba. Sein Haus sei für die erwarteten tektonischen Verschiebungen im Firmenkundengeschäft gut vorbereitet, konstatierte Schraad.