Schweizer Banken drehen Kredithahn auf
dz Zürich – Die Sorgen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) um die Stabilität des helvetischen Finanzsystems kreisen immer weniger um die Großbanken. Stattdessen rücken die ausschließlich im Inland tätigen Kreditinstitute in den Fokus. Der am Donnerstag in Bern vorgestellte jährliche Bericht zur Finanzstabilität verweist auf das anhaltend kräftige Wachstum der Hypothekarkredite um mehr als 4 % im vergangenen Jahr. Die Kreditexpansion verläuft mehr als doppelt so schnell wie das Wirtschaftswachstum. Der zuständige Nationalbank-Direktor Fritz Zurbrügg sprach, wie schon im vergangenen Jahr, von “großen Ungleichgewichten am Schweizer Hypothekar- und Immobilienmarkt”.Gemäß dem Stabilitätsbericht gibt es Indizien, dass die Banken den Risikoappetit im Hypothekenmarkt langsam, aber stetig steigern. Der Anteil an neu vergebenen Krediten mit ausgereizter Tragbarkeit habe einen Höchststand erreicht. Raiffeisen, die größte Hypothekenbank der Schweiz, hatte im vergangenen Jahr für Aufsehen gesorgt, als sie ein neues Kreditmodell auf den Markt bringen wollte. Das Modell sah einen kleineren Puffer für das Risiko eines starken Zinsanstieges vor. Dadurch wäre die Tragbarkeit für den Kreditnehmer gestiegen und Hypothekarkredite wären auch für Geringverdiener erschwinglicher geworden.Die Entwicklungen deuten darauf hin, dass das Raiffeisen-Modell inzwischen Schule macht. Raiffeisen-Chef Patrick Gisel hatte im Februar selbst erklärt, seine Bank werde bei Hypothekarkreditanträgen künftig mehr Ausnahmen von den bisherigen Tragbarkeitsregeln gewähren. Der steigende Risikoappetit der Banken ist eine Folge der schrumpfenden Zinsmargen. Die Institute versuchen, geringe Margen durch mehr Volumen auszugleichen.