Schweizer bleiben lieber unter sich

Six verdrängt Deutsche Börse aus Konsortium für digitale Assets - Frankfurter fokussieren auf EU-Projekte

Schweizer bleiben lieber unter sich

bg Frankfurt – Die Akteure des Schweizer Finanzplatzes spannen sich zusammen, um ein Ökosystem für digitale Assets inklusive tokenisierter Wertpapiere aufzubauen. Nachdem sich die Swisscom sowie die beiden einheimischen Fintechs Sygnum und Daura zunächst mit der Deutschen Börse verbündet hatten, ist nun die Six als neuer Partner hinzugekommen – und hat die Deutsche Börse verdrängt.Die Deutsche Börse wird sich nun umorientieren und ihre Expertise, “mit der wir bislang den Aufbau des Schweizer Ökosystems aktiv unterstützt haben, jetzt in Projekte in Deutschland und die EU-27 einbringen”, heißt es auf Nachfrage. Mit demselben Zungenschlag hatte Jens Hachmeister, bei der Börse für die Entwicklung von Infrastruktur für digitale Assets zuständig, im März die Perspektive des Konsortiums erläutert: Ein solches Ökosystem müsse im gesamten EU-Raum zugänglich sein. Klare Regeln in DeutschlandDafür sind nun offenbar die Voraussetzungen geschaffen. Wie die Deutsche Börse weiter erklärt, liegt der Grund für den Schwenk in neuen regulatorischen Entwicklungen, “die eine stärkere Fokussierung auf Deutschland und die EU ermöglichen. Die Weiterentwicklung von DLT-basierten Lösungen für die Finanzindustrie ist für die Deutsche Börse nach wie vor von strategischer Bedeutung.” DLT bezeichnet die Distributed-Ledger-Technologie, die als Grundlage für Blockchain-Systeme fungiert. Diese werden unter anderem als digitales Register für Wertpapiere verwendet und versprechen eine erhöhte Prozesseffizienz im Wertpapierkreislauf.Die neue Gefechtslage dürfte damit zusammenhängen, dass Deutschland ab dem 1.1.2020 über ein Regelwerk für die Verwahrung von Kryptowerten verfügt. Zudem bedürfen Schuldverschreibungen nicht mehr einer Urkunde aus Papier, was die Emission von komplett digitalen Anleihen ermöglicht (E-Bonds). Auf dieser Grundlage ist der deutsche Finanzplatz so fortschrittlich aufgestellt wie kein Zweiter der großen Kapitalmärkte für digitale Assets. In Deutschland baut die Stuttgarter Börse einen Handelsplatz für digitale Assets, in der Schweiz steht die Six Digital Exchange (SDX) in den Startlöchern. Die SDX will die von Daura entwickelte Tokenisierungsplattform mit dem eigenen Angebot verzahnen. Eine erste Transaktion tokenisierter Wertpapiere hatten Deutsche Börse, Swisscom und weitere Partner im November erfolgreich abgewickelt.Die Deutsche Börse will offenbar mehrgleisig fahren beim Aufbau solcher Plattformen. Das weitere Vorgehen auch im Schweizer Markt erläutert sie so: “Eine künftige Zusammenarbeit, ein weiterer Austausch sowie konkrete Projekte zwischen uns und den Partnern des Ökosystems – sowohl im Schweizer als auch im deutschen/europäischen Markt – sind selbstverständlich nicht ausgeschlossen und werden zu gegebener Zeit evaluiert.”