Geldpolitik

Schweizer Notenbank wetzt tiefe Bilanzscharte aus

Martin Schlegel kann nach seiner Ernennung zum Schweizer Notenbankchef im vergangenen Jahr bereits einen Rekordgewinn von 80 Mrd. sfr ausweisen.

Schweizer Notenbank wetzt tiefe Bilanzscharte aus

Geldpolitik

Schweizer Notenbank wetzt tiefe Bilanzscharte aus

Ein Rekordgewinn von 80 Mrd. sfr stärkt das Eigenkapital und macht das Noteninstitut wieder ausschüttungsfähig

dz zürich

Die Schweizerische Nationalbank hat im vergangenen Jahr nach eigener „provisorischer“ Berechnung einen Gewinn von 80 Mrd. sfr eingefahren. Das Rekordergebnis kommt nicht überraschend, nachdem der Überschuss schon in den ersten neun Monaten 2024 über 60 Mrd. sfr erreicht hatte.

Der Bilanzverlust 2023 in Höhe von 53 Mrd. sfr, der noch vom Rekordverlust des Jahres 2022 von 133 Mrd. sfr herrührte, ist somit vollständig getilgt und hat sich in einen Bilanzgewinn von 16 Mrd. sfr verwandelt.

3 Mrd. sfr an öffentliche Hand

Dieser Gewinn übersteigt nicht nur die Untergrenze von 2 Mrd. sfr, die für eine Mindestausschüttung an Bund und Kantone in gleicher Höhe erforderlich sind. Der Bilanzgewinn knackt auch die nächsthöhere Marke von 10 Mrd. sfr, weshalb das Noteninstitut, basierend auf der Gewinnausschüttungsvereinbarung von 2021 zwischen SNB und Bund, in diesem Jahr 2 Mrd. sfr an die 26 Schweizer Kantone (Bundesländer) und 1 Mrd. sfr an den Bund auszahlen kann. Die Ausschüttungsvereinbarung sieht vor, dass die Gewinnabführung beim Erreichen jeder weiteren Zehnmilliarden-Marke um eine weitere Milliarde steigt, bis bei einem Bilanzgewinn von 40 Mrd. sfr das Ausschüttungsmaximum von 6 Mrd. sfr erreicht ist.

Der Zuschuss kommt vor allem dem Bund entgegen. Finanzministerin Karin Keller-Sutter müht sich derzeit damit ab, neue Milliardenausgaben, unter anderem für das Militär, durch Sparmaßnahmen zu kompensieren, um den Auflagen der Schuldenbremse gerecht zu werden. Doch die Säckelmeister sind gut beraten, weitere Ausschüttungen vorsichtig zu budgetieren. Das vorliegende SNB-Ergebnis ist nämlich unter ungewohnt vorteilhaften Bedingungen zustande gekommen.

Glückliche Umstände

So resultierten 2024 sowohl aus dem starken Anstieg des Goldpreises (+35%) wie auch aus der Aufwertung des Dollar zum Franken (+6%) – ein kumulierter Gewinnbeitrag von schätzungsweise 45 Mrd. sfr. Erfahrungsgemäß gingen ein starker Dollar und höhere Zinsen in den USA mit einem Rückgang des Goldpreises einher, schreibt die UBS in einer Analyse. Dass es 2024 anders war, sei mitunter den umfangreichen Goldeinkäufen vieler Zentralbanken in den Schwellenländern zu verdanken gewesen, analysiert die Bank.  

Ihre Analysten verweisen zudem auf die „starke Überbewertung“ des Dollar, dessen Abwertungspotenzial durch die wohl nicht zuletzt politisch bedingte Aufwertung des Greenback im vergangenen Jahr weiter gestiegen sei. Die Entwicklung der Wechselkurse ist für das SNB-Ergebnis deshalb so wichtig, weil von den in der Bilanz gehorteten Devisenanlagen von 744 Mrd. sfr (Stand Ende November) je rund 38% in Dollar bzw. in Euro denominiert sind.

Ein Viertel der Devisenanlagen hat die SNB in Aktien ausländischer Firmen investiert. Auch hier profitierte das Noteninstitut in hohem Maß von dem hervorragenden internationalen Börsenklima, das sich 2024 unter anderem in einem Anstieg des MSCI-Weltaktienindex in Franken gerechnet um rund 25% manifestierte. Die SNB verfolgt nach eigenen Angaben eine indexnahe Anlagepolitik bei den Aktien. Somit dürfte sie auch im großen Stil bei den sieben amerikanischen Überflieger-Aktien Apple, Microsoft, Nvidia, Amazon, Meta (Facebook) und Alphabet (Google) exponiert sein. Die Aktien der „Glorreichen Sieben“ repräsentieren rund 30% des Gesamtwertes aller US-Aktien. Sie steuerten 2024 rund 70% zur Performance des amerikanischen S&P-500-Index bei.

Immerhin generiert die SNB auf ihren ausländischen Aktien- und Anleihenbeständen auch jährliche Dividenden- und Zinserträge in Höhe von 13 Mrd. sfr (2023), die ihr zu einem Gewinnpotenzial von rund 15 Mrd. sfr pro Jahr verhelfen. Die Schwankungen um den Mittelwert sind aber groß.

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