Schweizer treten auf Kreditbremse

Banken beschließen Verschärfung der Selbstregulierung im Hypothekengeschäft

Schweizer treten auf Kreditbremse

Im Schweizer Hypothekenmarkt erlegen sich die Banken mehr Zurückhaltung auf. Sie verhindern damit ein stärkeres Eingreifen des Regulators.dz Zürich – Die Schweizer Hypothekenbanken wollen sich in der Vergabe von grundpfandbesicherten Krediten auf strengere Mindestanforderungen verpflichten lassen. Damit entsprechen sie den Wünschen der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) und der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die beide schon vor geraumer Zeit zusätzliche Maßnahmen gefordert haben, um die kräftige Nachfrage nach Immobilien in der Schweiz zu drosseln.Gemäß einer am Dienstag verbreiteten Mitteilung der Schweizerischen Bankiervereinigung wollen die Banken von ihren Kunden eine raschere Abzahlung von Hypotheken im zweiten Rang verlangen. Demnach soll die Rückführung der Gesamtschuld auf maximal zwei Drittel des Belehnungswertes unter den zu ändernden Verbandsrichtlinien von bisher 20 Jahren auf 15 Jahre verkürzt werden. Zudem sollen Zweiteinkommen in der Berechnung der Tragbarkeit nur dann weiter berücksichtigt werden dürfen, wenn die Parteien tatsächlich auch solidarisch für die Schuld haften.Die Vorschläge müssen von der Finma als neuer Mindeststandard genehmigt werden. Die letzte Verschärfung des Standards datiert vom 1. Juli 2012, als sich die Banken in Absprache mit der Finma auf eine Erhöhung der Eigenkapitalquote der Hypothekarschuldner auf mindestens 10 % des Belehnungswertes (ohne Einbezug von Vorsorgegeldern) geeinigt hatten. Parallel dazu aktivierte die Regierung auf Antrag der SNB auch den sogenannten antizyklischen Kapitalpuffer, der die Banken zu einer höheren Eigenmittelunterlegung ihrer hypothekarischen Ausleihungen zwingt. Im Januar hatte der Bundesrat eine zweite Erhöhung des Puffers per Ende Juni auf 2 % beschlossen. Schnelles WachstumFür Lorenz Heim, Leiter des bankenunabhängigen VZ Hypothekenzentrums in Zürich, ist die jüngste Verschärfung der Selbstregulierung eine Art “Lex Raiffeisen”, wie er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung erklärt. “Ich kann mir vorstellen, dass die Maßnahme vor allem auf die Geschäftspolitik der kleineren, eher lokal tätigen Banken abzielt.” Zu diesen gehören insbesondere auch die Banken der Raiffeisen Gruppe, die den Markt in den vergangenen Jahren tatsächlich offensiver als die meisten Konkurrenten bearbeitet haben und daherdeutlich schneller gewachsen sind als ihre Mitbewerber.Im jüngsten Finanzstabilitätsbericht der SNB wurde die Raiffeisen Gruppe als zweitgrößtes Hypothekarinstitut der Schweiz namentlich für ihre weit überdurchschnittliche Exposition gegenüber Zinsänderungsrisiken angemahnt. Am Sonntag hatte Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz in einem Interview die Mahnungen der SNB aber zurückgewiesen und die Kreditvergabepolitik der Bank als angemessen verteidigt. Eine Verschärfung der Selbstregulierung bezeichnete er als legitim, und Raiffeisen stehe “voll dahinter”.Die Folgen der Verschärfung für die Kreditnehmer sind im Urteil der Ökonomen der Credit Suisse aber gering. Der Kreis potenzieller Käufer dürfte sich nur “moderat verkleinern”, schreiben sie in einer Analyse. Noch im April endeten Diskussionen über eine noch weitergehende Verschärfung der Selbstregulierung zwischen den Banken, der Finma und der SNB aufgrund divergierender Positionen ergebnislos. Inzwischen räumt aber auch die SNB ein, dass auf dem Immobilienmarkt eine Abschwächung der Marktdynamik eingetreten sei.