Schwellenländerbonds lohnen sich immer noch

Mit regulierungskonformen Fonds und langem Anlagehorizont können Institutionelle von den vielen Vorteilen der Assetklasse profitieren

Schwellenländerbonds lohnen sich immer noch

Die Ankündigung der US-Notenbank, ihre ultralockere Geldpolitik ausklingen zu lassen, löste Mitte 2013 heftige Verkäufe bei Schwellenländeranleihen und Kurseinbußen bei Lokalwährungen aus. Das Schlimmste dürfte aber überstanden sein: Die Performance im Jahr 2014 zeigt, dass Emerging-Markets-Anleihen wieder attraktiv sind. Dabei dürfte es bleiben, denn vor zwei Jahren wurden die Märkte von der US-Notenbank überrascht, heute aber werden steigende Zinsen erwartet. Länder einzeln betrachtenNatürlich gibt es Risiken. Der steigende US-Dollar etwa kann den Emerging Markets zu schaffen machen. Man muss allerdings jedes Land einzeln betrachten. Viele Schwellenländer können dank hoher Fremdwährungsreserven ihre Währungen stützen, und die mancherorts hohen Zinsen bieten Schutz gegen spekulative Angriffe. Ein anderer Risikofaktor sind die fallenden Rohstoffpreise, vor allem beim Rohöl. Während Ölexporteure wie Venezuela und Nigeria verwundbar sind, kommen die niedrigen Preise anderen Schwellenländern zugute, beispielsweise der Türkei oder Pakistan. Oft als Risiko für die Emerging Markets wird auch die Wirtschaftsentwicklung in China genannt. Die Regierung in Peking hat jedoch große Infrastrukturprojekte beschlossen und eine Lockerung der Geldpolitik angepeilt, um die Probleme im Immobiliensektor abzufedern. Auch die Finanz- und Fiskalreformen im Reich der Mitte machen Fortschritte, ebenso wie die Investment-Deregulierung.Insgesamt ist die Lage daher günstig, zumal global niedrige Renditen und die gebremste Inflation den Schwellenländern zugutekommen. Auch das technische Bild hellt sich auf: Die Mittelzuflüsse ziehen, besonders bei Hartwährungsanlagen, wieder an. In den letzten fünf Jahren bewegten sich die Renditeaufschläge des J. P. Morgan Emerging Market Bond Index Global Diversified (EMBIGD) überwiegend in einer Spanne zwischen 250 und 350 Basispunkten. Derzeit rangieren die Spreads unterhalb des Fünfjahresdurchschnitts, damit dürften Emerging-Markets-Bonds attraktiv bepreist sein und genügend Bewertungspuffer aufweisen, um positive Erträge erzielen zu können. Langfristig intakte StoryDie Anlagemöglichkeiten im Emerging-Markets-Debt-(EMD)-Universum werden immer größer, denn die Assetklasse wächst rasant. Die Marktkapitalisierung der Benchmark beträgt mehr als 2 Bill. US-Dollar, das Volumen ausstehender Verbindlichkeiten wird insgesamt auf rund 14 Bill. US-Dollar geschätzt. Der Löwenanteil entfällt mit weit über 80 % auf Lokalwährungsanleihen.Schon heute ist die Konjunktur in Schwellenländern dynamischer und die Produktivität meist höher als in entwickelten Nationen. Günstige demografische Profile verheißen ein höheres strukturelles Wachstum, und disziplinierte Geld- und Fiskalpolitik ermöglicht oft geringere Haushaltsdefizite und Schuldenstände als in den G7-Ländern. In 20 bis 30 Jahren dürften sich global die wirtschaftlichen Gewichtungen massiv verschoben haben. Investoren sollten Schwellenländerbonds daher vor allem als langfristiges Investment im Portfolio halten. Kurzfristig sind Schwankungen immer möglich, zumal es in Bezug auf Rechtssysteme und Marktzugang in einigen Ländern durchaus Defizite gibt. Veränderte KorrelationenInvestoren sollten die Bildungs- und Finanzsysteme der Schwellenländer beobachten, die neben der Zentralbankführung eine wichtige Rolle für die langfristige Entwicklung spielen. Auch Korruption, in einigen aufstrebenden Märkten verbreitet, sollte in die Länderbewertungen einfließen. Nicht übersehen darf man, dass die Korrelationen der Schwellenländer sich zuletzt verändert haben, sowohl untereinander als auch gegenüber entwickelten Märkten. Weil die Emerging Markets immer stärker in die Weltwirtschaft integriert werden, dürfte der Gleichlauf weiter zunehmen. In “Frontier Markets” – den Schwellenländern von morgen – finden sich aber noch niedrige Korrelationen.Die Zahl der Emissionen in lokalen Währungen wächst, weil Schwellenländer zunehmend von Schuldnern zu Gläubigern werden. Auch bei Hartwährungsanleihen, die vor lokalen Währungs- und Zinsrisiken schützen, werden aber weiterhin ausreichend Emissionen erwartet, denn die Anzahl potenzieller Emittenten wächst – vor allem auf der Unternehmensseite.Die zunehmende Regulierung von Banken und institutionellen Anlegern hat auch für den EMD-Markt Folgen. Zeitweise sind Preisbewegungen zu beobachten, die daraus resultieren, dass Banken regulierungsbedingt nur noch geringere Bestände halten können. Fondsmanager müssen flexibel und liquide genug sein, um auf solche Veränderungen von Marktbedingungen reagieren zu können. Für Versicherer, Pensionskassen oder Versorgungswerke, die dem Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) unterliegen oder es freiwillig anwenden, gelten Anlagebeschränkungen, die EMD-Investments betreffen können.NN Investment Partners hat deshalb den ING International Emerging Markets Debt (Hard Currency) Select (Fondsumbenennung erfolgt im Juni 2015) aufgelegt. Das in Deutschland zugelassene Produkt ist VAG-konform, weil Instrumente mit einem Rating unter “B-” (Standard & Poor’s) oder “B3” (Moody’s) ausgeschlossen werden. Anlagen dürfen nur in Währungen der OECD-Länder getätigt werden, das mit diesen Anlagen verbundene Währungsrisiko ist grundsätzlich abzusichern.Im Schwellenländeranleihefonds in Hartwährung aus dem Hause NN Investment Partners sind derzeit Unternehmensanleihen über- und Staatsanleihen untergewichtet. In Anbetracht einer möglichen Straffung der US-Geldpolitik und niedrigerer Wachstumsraten in den Schwellenländern ist die Duration geringer als im Marktdurchschnitt gehalten. Um Alpha zu erzielen, sind Positionen außerhalb der Benchmark und der allgemeinen Markterwartung unerlässlich. Qualitätsstarke Namen aus China sind deshalb zuletzt zugekauft worden, vor allem bei mehrheitlich staatlichen Unternehmen und im Immobiliensektor. In Pakistan hat der Fonds eine Übergewichtung zur Benchmark aufgebaut, weil der Markt viel Aufwärtspotenzial bietet und das Land sich mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) auf ein Kreditprogramm geeinigt hat.Insgesamt sind – vor allem auf lange Sicht – die Argumente für Emerging-Markets-Bonds überzeugend. Sie versprechen nicht nur einen Renditevorsprung gegenüber Anleihen aus entwickelten Märkten, sondern auch gute Diversifikationseigenschaften, denn bei Ländern, Währungen und Unternehmen haben Investoren eine immer größere Auswahl. Viele Währungen bieten Aufwertungspotenzial und damit die Möglichkeit von Zusatzerträgen, und institutionelle Anleger sind im EMD-Sektor noch unterinvestiert. Dieser Nachholbedarf sollte die Märkte stützen.—Susanne Hellmann Geschäftsführerin bei NN Investment Partners Deutschland