Schwere Vorwürfe gegen Ex-BBVA-Chef
ths – Ende Dezember verabschiedete sich Francisco González nach zwei Jahrzehnten an der Spitze von BBVA, Spaniens zweitgrößter Bank, in den Ruhestand. Genießen kann er sein neues Leben derzeit jedoch kaum, denn nun holt den Banker womöglich die Vergangenheit ein. Die spanische Börsenaufsicht CNMV geht Medienberichten nach, die besagen, dass González im letzten Jahrzehnt die Dienste eines zwielichtigen Polizeikommissars und Privatdetektivs für die Abwehr einer feindlichen Übernahme der Bank benutzt haben soll.Der ehemalige Broker war 1996 vom konservativen Ministerpräsidenten José María Aznar auf den Vorstandsposten der damals noch staatlichen Argentaria gehoben worden, die später mit BBV zu BBVA verschmolz. Nach dem Wahlsieg der Sozialisten 2004 betrieb die neue Regierung mit Hilfe nahestehender Unternehmer den Versuch, die Kontrolle bei BBVA zu übernehmen und González aus dem Amt zu drängen. Die Speerspitze war der Baukonzern Sacyr, der dank des Immobilienbooms auf vollen Kassen saß.”FG”, wie der BBVA-Chef genannt wird, beauftragte den Berichten zufolge José Manuel Villarejo, einen hohen Polizeikommissar, der nebentätig als Privatdetektiv brisante Dossiers über wichtige Persönlichkeiten anfertigte und verkaufte. Villarejo zapfte demnach Tausende Telefone an, von Unternehmern, Politikern und Journalisten, bis zum Büro von Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero. In einem der Gespräche, die das Online-Medium Elconfidencial.es veröffentlicht hat, besprechen der damalige Leiter der Wirtschaftsabteilung des Ministerpräsidenten, Miguel Sebastián, der zuvor im Unfrieden als Chefvolkswirt von BBVA geschieden war, die stellvertretende Regierungschefin, María Teresa Fernández de la Vega, und der Chefvolkswirt von Santander, Ignacio Rupérez, die Operation zum Sturz von “FG”. Santander, der große Konkurrent von BBVA, stand der sozialistischen Regierung nahe. Am Ende aber überstand González den Übernahmeversuch.Villarejo sitzt seit 2017 wegen seiner privaten Aktivitäten in Untersuchungshaft. Über die Medien werden immer wieder Informationen und Aufzeichnungen aus seinem Archiv publik gemacht, die Spaniens Politik und Unternehmerwelt in Atem halten. So zeichnete er etwa heimlich ein vertrauliches Gespräch mit Corinna zu Sayn-Wittgenstein auf, die eine intime Freundschaft mit Juan Carlos I verband. Darin erhebt sie heftige Korruptionsanschuldigungen gegen den früheren Monarchen.BBVA reagierte am Donnerstag auf die Medienberichte zum Fall Villarejo. Man habe bereits im Juni vergangenen Jahres eine interne Untersuchung einberufen, um die vermeintlichen Geschäftskontakte zur Firma des Kommissars aufzuklären. Die Bank werde gegebenenfalls die “angebrachten internen Maßnahmen treffen”. Francisco González ist seit der Stabsübergabe an Carlos Torres Vila Ehrenvorsitzender von BBVA.