Immobiliendarlehen

Schwere Zeiten für Kredite

Der Liquiditätsbedarf von Wohnungsunternehmen steigt rasant. Doch Vonovia und Co. beschaffen sich Liquidität zusehends über Anleihen und Schuldscheine.

Schwere Zeiten für Kredite

fed Frankfurt

Das klassische Finanzierungsangebot der Banken via traditionellem Hypothekendarlehen wachse gegenwärtig nicht so schnell, dass die Wohnungsunternehmen ausreichend Liquidität vorfinden, erläuterte Fabian Lander, Head of Front Office, Finance and Treasury bei Vonovia, anlässlich des 17. Immobilientags der Börsen-Zeitung. Wohnungsgesellschaften seien daher auf andere Finanzquellen verwiesen. So hätten sich börsennotierte Immobiliengesellschaften zu einer festen Größe am Anleihemarkt entwickelt. Wohnungsunternehmen jen­seits der Börse verschafften sich derweil ihre Liquidität immer häufiger auf dem Schuldscheinmarkt. Lander stellte vor diesem Hintergrund die ketzerische Frage, ob der klassische Immobilienkredit ein „Auslaufmodell“ sei – um gleichzeitig anzufügen, dass er das Hypothekendarlehen durchaus als Finanzierungsquelle wertschätze.

Maria Teresa Dreo-Tempsch, Vorstandsmitglied der Berlin Hyp, sieht das Nebeneinander von Bank- und Marktfinanzierung nicht zwangsläufig als Nachteil an, sondern als eine sinnvolle Ergänzung – zumindest für große Wohnungsunternehmen. Für die kleineren Wohnungsunternehmen sei der Pfandbrief derweil auch weiterhin die günstigere Option – hier erkennt sie daher auch keine Verdrängung des besicherten Kredits durch Schuldschein-Emissionen.

Der Trend der großen Wohnungskonzerne hin zum Anleihemarkt sei nicht ganz neu, erläuterte Jan Peter Annecke, Bereichsleiter Immobilienkreditgeschäft der Helaba. Er räumte ein, dass es auf der Seite der besicherten Immobilienfinanzierung schwieriger werde, angesichts strengerer Eigenkapitalvorschriften Finanzierungsangebote zu machen, die attraktiver seien als die Kapitalaufnahme am Markt. Louis Hagen, Vorstandschef der Münchener Hypothekenbank und Präsident des Verbands deutscher Pfandbriefbanken, sprach in Zusammenhang mit den Baseler Anforderungen, die gerade in europäisches Recht übersetzt werden, von einer „bankenfeindlichen Regulatorik“, die gerade jene Banken bestrafe, die Kredite in ihren Büchern behalten.

Hagen hofft, dass die Politik in den Schlussverhandlungen zur Basel-Umsetzung im Herbst den Wert gut besicherter Darlehen würdigt, indem es noch zu Anpassungen am umstrittenen Output Floor kommt, der die Relevanz bankinterner Modelle zur Kalkulation des Eigenkapitalbedarfs einschränkt. Hagen kann sich aber auch vorstellen, einen Reduzierungsfaktor für besicherte Immobilienfinanzierungen einzuführen – nach Vorbild des Mittelstandsfaktors, der dafür sorgt, dass Kredite an kleine Firmen mit weniger Eigenkapital unterlegt werden müssen.

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