Schwerster Härtetest für Banken seit 2009

S&P rechnet mit Erholung 2023 oder noch später

Schwerster Härtetest für Banken seit 2009

kb Frankfurt – Den Banken rund um den Globus steht 2021 infolge der Corona-Pandemie der schwerste Härtetest seit dem Ausbruch der Finanzkrise 2009 bevor. Das laufende Jahr sei schon schwer für Banken, aber nächstes Jahr könnte noch härter werden, schreibt die Ratingagentur Standard & Poor’s in ihrem “Global Banking Outlook”.Die Unterstützungen für Banken und Schuldner, um die Krise zu überleben, könnten nicht von Dauer sein. Falle die Unterstützung weg, dann werde sich das wahre Bild der zugrunde liegenden Assetqualität der Banken zeigen, selbst wenn eine Konjunkturerholung einsetzen sollte. Positiv merkt S&P allerdings an, dass die finanzpolitischen Stützungsmaßnahmen auch den Banken zugutekämen und die Finanzierungsmärkte offenstünden. Insgesamt seien die Banken heute besser gerüstet als 2009, um wirtschaftlichem Druck standzuhalten. Dies sei auch eine Folge der regulatorisch bedingten höheren Eigenkapitalausstattung.Dennoch: Vor zwölf Monaten, vor dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie, hätten die Banken noch relativ zuversichtlich auf 2020 geblickt, doch der Kontrast mit Blick auf 2021 könnte nicht größer sein. Die Ratingagentur rechnet in vielen Ländern denn auch mit einer Erholung auf ein Vor-Corona-Niveau nicht vor 2023 oder sogar noch später.Der lange Weg, der den Banken noch bevorstehe, reflektiere sich in den Ratingänderungen, die S&P bereits vorgenommen habe. Seit Ausbruch der Pandemie habe sich das Rating von weltweit 236 Banken negativ verändert. Bei 77 % der Banken sei der Outlook auf “negativ” gestellt worden oder die Institute auf “Credit Watch negative”. Der Rest mit fast einem Viertel waren Herabstufungen. Hinzu komme, dass die Hälfte der 87 Banking Industry Country Risk Assessments (BICRAs) auf “negativ” rutschten und auch die Länderratings ins Rutschen geraten. Eine Erholung der Bankenmärkte nach der Pandemie werde nur langsam einsetzen und weltweit nicht in allen Ländern gleich verlaufen, erwartet S&P. Für 14 der 20 von S&P untersuchten Märkte werde eine Erholung auf eine frühere Finanzstärke erst 2023 oder sogar noch später einsetzen. Die längste Zeit würden Banken in Indien, Mexiko und Südafrika benötigen.2023 könnten Banken in Europa (Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien, Großbritannien), in den USA, in Japan, Brasilien, Russland, Australien und Indonesien wieder zu alter Finanzstärke finden. Doch selbst in aufstrebenden Märkten wie China würden Banken erst gegen Ende 2022 zur Erholung ansetzen. Zu dieser Gruppe zählt S&P auch Kanada, Singapur, Hongkong und Südkorea. Weitere VerschlechterungGrundsätzlich geht S&P davon aus, dass sich die Bilanzstruktur der Banken vielerorts zunächst verschlechtern werde, bevor eine Verbesserung greife. Die Ratingagentur hält an ihrer Prognose vom Juli fest, dass die Pandemie zu Kreditausfällen bei Unternehmen und Verbrauchern in Höhe von 2,1 Bill. Dollar bis Ende 2021 führen werde.Vier Risiken gelte es zu berücksichtigen, die die Prognosen von S&P in die eine oder andere Richtung verändern könnten. Erstens: Die konjunkturellen Verwerfungen dauern länger oder verschlimmern sich. Zweitens: Die staatlichen Unterstützungen laufen 2021 zu früh aus, was private Haushalte und Unternehmensbilanzen und damit auch die Banken schädigen könnte. Drittens: eine zu hohe Unternehmensverschuldung und steigende Insolvenzen. Viertens: die Entwicklung der Immobilienmärkte, insbesondere der ohnehin unter dem Onlinehandel leidenden Einzelhandelsimmobilien.