Berlin Hyp verdoppelt Halbjahresgewinn
IM GESPRÄCH: SASCHA KLAUS
"Eine Jahresendrally wird es sicher nicht geben"
Das Neugeschäft ist unter Druck. Trotzdem hat die Berlin Hyp ihr Vorsteuerergebnis zum Halbjahr nahezu verdoppelt.
Von Andreas Heitker, Berlin
Die schwierige Lage auf den Immobilien- und Baumärkten hat auch bei der Berlin Hyp im ersten Halbjahr zu einem deutlich geringeren Neugeschäft geführt. Im Gespräch mit der Börsen-Zeitung prognostiziert Vorstandschef Sascha Klaus, dass das Neugeschäftsvolumen im Gesamtjahr sogar um bis zur Hälfte gegenüber 2022 zurückgehen könnte. „Wir sind weiterhin auf Kurs“, stellt Klaus aber zugleich klar. Das Kreditportfolio der Berlin Hyp sei weitgehend robust. „Wir sehen uns mit unserer strategischen Ausrichtung auch in der aktuell schwierigen Lage gut gewappnet.“
Planmäßiges LBBW-Andocken
Der Vorstandsvorsitzende der LBBW-Tochter rechnet nicht damit, dass sich die schwierige Situation auf den Immobilienmärkten so schnell ändern wird: Die aktuellen Probleme führten dazu, dass die Marktakteure ihre Einschätzungen und Preiserwartungen neu kalibrieren müssten, erläutert er. Diese Phase mit niedrigen Transaktionsvolumina werde wohl noch bis ins nächste Jahr hinein andauern. „Eine Jahresendrally wird es 2023 sicher nicht geben. Dafür ist einfach noch zu viel Unsicherheit und Zurückhaltung in den Märkten“, sagt der Vorstandschef in dem Gespräch.
Im Gewinn der Berlin Hyp schlug sich dies im ersten Halbjahr allerdings nur bedingt nieder. Zins- und Provisionsüberschuss sanken zwar insgesamt um 16% auf 227 Mill. Euro, was aber im Wesentlichen auf einen positiven Sondereffekt des Vorjahres zurückzuführen war. Die Verwaltungsaufwendungen sanken ebenfalls um 16% auf 98 Mill. Euro. Die Cost-Income-Ratio verbesserte sich auf 42,2 (i.V. 45,2)%. Das Vorsteuerergebnis konnten die Berliner auf 59,4 (30,0) Mill. Euro nahezu verdoppeln, was insbesondere auf die um 25 Mill. Euro gesunkenen Beiträge für den Fonds für allgemeine Bankrisiken zurückzuführen war. Auch für das Gesamtjahr 2023 blieb Klaus bei der Vorhersage, dass der Vorsteuergewinn leicht oberhalb des Vorjahresniveaus bleiben wird.
Im Kreditportfolio wurden Einzelwertberichtigungen nötig – was es 2022 gar nicht gegeben hatte – sowie ebenso eine Aufstockung von Pauschalwertberichtigungen. Die Risikovorsorge betrug
zum Halbjahr knapp 50 Mill. Euro. Diese lag zwar unter dem Vorjahresniveau
von 61 Mill. Euro. Im Vorjahr betraf die Vorsorge allerdings das Wertpapiergeschäft, jetzt die Kreditrisikovorsorge. Die LBBW hatte Anfang August bereits über Wertberichtigungen von 83 Mill. Euro berichtet.
Erster Social Loan
Das Andocken an die Baden-Württemberger seit der Übernahme zur Jahresmitte 2022 verläuft nach den Worten von Klaus „planmäßig“. Es würden zwar weiterhin noch Ressourcen gebunden. „Wir hoffen aber, dass wir bis Ende 2024 alle wichtigen Meilensteine in diesem Prozess erreicht haben“, betont der Berlin-Hyp-Chef, der darauf verwies, dass es auch bei der mit der LBBW vereinbarten Zwei-Marken-Strategie bleibe. „Daran ändert sich nichts“, sagt Klaus.
Das Neugeschäft inklusive langfristiger Prolongationen sank im ersten Halbjahr von 3,1 auf 2,4 Mrd. Euro, wovon 83% auf Deutschland entfielen. Gut die Hälfte dieses Geschäfts kam von Investoren, 40% von Wohnungsbauunternehmen und die restlichen 8% von Developer und Bauträger. Das Wohnen-Segment machte damit mit 61% einen weitaus größeren Anteil aus als üblicherweise. Dafür ging das Geschäft mit Büroimmobilien auf 24% zurück. Erstmals brachte die Berlin Hyp im Juli einen Social Loan zur Finanzierung bezahlbaren Wohnraums an den Markt – es ist die formale Ausgestaltung eines Produkts zu dem seit 2022 emittierten Social Bond.
Klaus prognostiziert in dem Gespräch, dass die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) auch in der zweiten Jahreshälfte restriktiv ausfallen wird. „Es wäre für den Immobilienmarkt allerdings wichtig, dass wieder mehr Klarheit über die eventuell weiteren, noch anstehenden Zinsschritte der EZB herrschen würde“, sagt er. „Auf entsprechende Signale wartet der Markt, damit das Zinsniveau auch mittel- bis langfristig besser eingeschätzt werden kann.“
Der Berlin Hyp-Chef begrüßt es, dass die Bundespolitik derzeit versucht, Impulse für die Baukonjunktur zu geben. „Vor allem eine Sonder-Afa, Steuererleichterungen – etwa bei der Grunderwerbsteuer – sowie schnellere Genehmigungsprozesse sind wichtig für die Branche“, hebt Klaus in dem Gespräch hervor. Die Baukonjunktur dürfe nicht komplett zum Erliegen kommen. Ansonsten werde es nämlich sehr schwer, sie überhaupt wieder in Gang zu bringen.
Der Immobilienfinanzierer Berlin Hyp muss die Kreditrisikovorsorge deutlich aufstocken. Auch das Neugeschäft steht angesichts der schwierigen Marktlage unter Druck. Vorstandschef Sascha Klaus sieht die LBBW-Tochter aber weiter auf Kurs. Das Vorsteuerergebnis wurde im ersten Halbjahr nahezu verdoppelt.