Scope kauft Ratinggeschäft von Euler Hermes
sp Berlin
Die Berliner Ratingagentur Scope hat das Ratinggeschäft der Allianz-Tochter Euler Hermes rückwirkend zum 1. Januar übernommen. Mit der Akquisition von Euler Hermes Ratings wolle man vor allem bei der Bonitätsbewertung von kleinen und mittelgroßen Unternehmen sowie Projektfinanzierungen wachsen, teilte Scope am Mittwoch mit. Gründer Florian Schoeller, der ebenso wie BMW-Großaktionär Stefan Quandt rund 40% der Scope-Anteile hält, sprach vom „nächsten Schritt zur Konsolidierung des europäischen Ratingmarkts“. Der Sitz von Euler Hermes Ratings ist ab sofort der achte Standort von Scope. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt.
Scope war 2002 als Gegengewicht zu den angelsächsisch geprägten Agenturen S&P, Moody’s und Fitch gegründet worden. Die großen Anbieter kamen spätestens nach der Finanzkrise 2008 in die Kritik, da sie bis kurz vor Ausbruch der Krise riskante Investments als sicher bewertet hatten. Den Markt für Ratings großer Unternehmen und Anleihen dominieren sie bis heute. Scope hat in den vergangenen Tagen vor allem mit ihrer Verwicklung in den Niedergang der Greensill Bank Schlagzeilen gemacht. Maurice Thompson, Aufsichtsratschef des Bremer Instituts, sitzt im Advisory Board der Ratingagentur, die der Bank bis vor Kurzem noch die Note „BBB+“ zuerkannt hatte. Erst nachdem die Finanzaufsicht BaFin Anfang März ein Moratorium über das Institut verhängte, kassierte Scope das Investment-Grade-Rating der Greensill Bank.
Scope hofft dennoch, in den Kreis der von der Europäischen Zentralbank anerkannten Ratingagenturen aufgenommen zu werden. Dafür verlangt die Notenbank eine Mindestanforderung bei der Rating-Abdeckung, die Scope mit der Übernahme nun vergrößert. Euler Hermes war 2001 in das Geschäft mit Unternehmens- und Projektratings eingestiegen. Die Länderratings, die Europas größter Kreditversicherer zur Einschätzung der Export- und Import-Risiken in einzelnen Ländern verwendet, sind von dem Verkauf unberührt, wie eine Sprecherin betonte.