Scope zieht EU-Mandat an Land
bn Frankfurt
Prestigeerfolg für Scope: Die deutsche Ratingagentur hat ein Mandat der Europäischen Kommission für deren Schuldinstrumente an Land gezogen – „als erste europäische Ratingagentur“, wie die Gesellschaft am Donnerstag betont hat. Scope-Chef Florian Schoeller bejubelt „einen weiteren Meilenstein für Scope Ratings“.
Seit Oktober 2020 hat die Kommission allein zur Finanzierung des Programms „Next Generation EU“ sowie des Kurzarbeit-Programms Sure über 220 Mrd. Euro aufgenommen. Allein an grünen Bonds dürften 250 Mrd. Euro hinzukommen.
Bisher hat Scope die Europäische Kommission, die im Namen der EU Schulden auf dem Fremdkapitalmarkt aufnimmt, unerbeten und dabei mit „AAA“ bei einem stabilen Ausblick eingestuft – S&P hat der Kommission ein „AA“ bei positivem Ausblick zuerkannt und Moody’s ein „Aaa“ mit stabilem Outlook. Dass aus dem Scope-Rating nun eine mandatierte Bonitätsnote wird, dürfte dem Berliner Unternehmen Rückenwind verleihen. Die Europäische Kommission stellt das Mandat explizit als eine Unterstützungsmaßnahme dar: Durch die Ernennung von Scope demonstriere sie ihr Engagement für die Förderung des Markteintritts neuer Wettbewerber im Markt für Kreditratings, teilt sie mit. Dies entspreche den Zielen der Regulierung.
Unter dem Eindruck der Finanzkrise, die US-Ratingagenturen mit Bestnoten für windige Hypothekenverbriefungen zu einem nicht unwesentlichen Teil heraufbeschworen hatten, war in Europa vor Jahren der Wunsch nach einem europäischen Pendant zu den US-Ratingriesen gekeimt. Versuche, das Oligopol von S&P, Moody’s und Fitch zu beenden, sind bislang indes fehlgeschlagen. Im vorvergangenen Jahr vereinten die drei Platzhirsche Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch insgesamt 92% des Marktes auf sich. Scope kam nur auf 1% nach 0,6% 2019. Ein Hebel, diese Marktposition zu verbessern, wäre vor allem eine Anerkennung als Ratingagentur durch die EZB. Sie würde helfen, auf breiter Front weitere Mandate von Emittenten zu akquirieren. Denn Schuldverschreibungen mit Ratings von notenbankanerkannten Agenturen können zu Refinanzierungszwecken bei der EZB eingereicht werden. Die EZB setzt für eine Anerkennung eine breite Abdeckung des Marktes mit Ratings über längere Zeit voraus. Zu Jahresbeginn hat Scope, 20 Jahre nach Gründung, nun den Bewerbungsprozess gestartet, wie ein Sprecher am Donnerstag auf Anfrage erklärt hat. Wie lange das Verfahren dauern wird, ist offen.
Wie Scope zudem mitteilt, ist nach den Versicherern HDI/Talanx, Mobiliar und Signal Iduna auch Axa bei der Agentur eingestiegen. Zum Volumen der Beteiligung und der Bewertung war nichts zu erfahren.
Wertberichtigt Seite 8