Rückversicherer

Aktionäre strafen Scor nach Gewinnwarnung ab

Scor muss wegen ihrer Lebens- und Krankenversicherungssparte eine Gewinnwarnung abgeben und den Strategieplan überarbeiten.

Aktionäre strafen Scor nach Gewinnwarnung ab

Rückversicherungen

Aktionäre strafen Scor ab

Lebens- und Krankenversicherungssparte enttäuscht erneut – Überarbeitung der Strategie

wü Paris
Von Gesche Wüpper, Paris

Investoren scheinen die Geduld mit Scor verloren zu haben. Sie haben den französischen Rückversicherer Dienstag für eine Gewinnwarnung stark abgestraft, sodass die Aktie an der Börse von Paris im Laufe des Tages zeitweise mehr als 25% einbrach.

Scor hat die Prognose für ihre Lebens- und Krankenversicherungssparte (L&H) deutlich gesenkt und gewarnt, dass sie im zweiten Quartal rote Zahlen schreiben dürfte. Die kompletten Ergebnisse für den Zeitraum April bis Ende Juni will der Rückversicherer am 30. Juni veröffentlichen.

Die Lebens- und Krankenversicherungssparte hatte bereits im ersten Quartal wegen einer höheren Sterblichkeitsrate in den USA enttäuscht. Deshalb war das Ergebnis der Gruppe stärker als erwartet eingebrochen. Unternehmenschef Thierry Léger hatte daraufhin beschlossen, die jährliche Überprüfung der Hypothesen zu beschleunigen, auf deren Grundlage er Rücklagen für die L&H-Sparte bildet. Das Ergebnis davon ist die jetzt veröffentlichte Gewinnwarnung.

Jahresziel nicht einzuhalten

Scor geht inzwischen davon aus, dass die Sparte Leben und Kranken im zweiten Quartal einen Verlust von 400 Mill. Euro verbuchen wird. Dagegen hatten Analysten im Schnitt mit einem Nettoergebnis von 119 Mill. Euro gerechnet. Im zweiten Halbjahr könnten zusätzliche Anpassungen in Höhe von 100 Mill. Euro notwendig sein, warnte der Rückversicherer. Deshalb dürfte das Ergebnis der Sparte im Gesamtjahr deutlich niedriger als die zu Beginn des Jahres in Aussicht gestellten 500 Mill. Euro ausfallen.

Der Rückversicherer kündigte jetzt auch an, die Marge auf die Dienstleistungen im Lebens- und Krankenversicherungsgeschäft vor Steuern und bei konstanten Wechselkursen im zweiten Quartal um 900 Mill. Euro nach unten korrigiert zu haben. Im restlichen Jahr könnten weitere Anpassungen nach unten um 400 Mill. Euro notwendig werden, erklärte er.

Der wirtschaftliche Mehrwert der Gruppe im zweiten Quartal dürfte 8,3 bis 8,5 Mrd. Euro oder ungefähr 46 bis 47 Euro je Aktie betragen. Zum Vergleich: Im ersten Quartal betrug er 54 Euro. Deshalb dürfte Scor im Gesamtjahr auch das Ziel ihres Strategieplans verfehlen, den wirtschaftlichen Mehrwert um jährlich 9% zu steigern.

Überarbeitung des Strategieplans

Scor-Chef Léger will bei der Vorstellung der Ergebnisse des dritten Quartals am 14. November weitere Details bekannt geben, bevor er am 12. Dezember eine detaillierte Strategie für die Sparte L&H und eine Überarbeitung des Strategieplans für die gesamte Gruppe präsentiert. Der frühere Swiss-Re-Manager hat das Ruder von Scor im Mai letzten Jahres übernommen, als dritter designierter Generaldirektor innerhalb von nur drei Jahren.

Zuvor hatte Denis Kessler den Rückversicherer wie kein anderer geprägt. Er hatte ihn nach den Attentaten vom 11. September 2001 wieder flottgemacht. 2022 hatten Naturkatastrophen Scor dann erstmals wieder einen Verlust beschert. Trotz aller Widrigkeiten war Scor 2023 ein Comeback mit einem Rekordergebnis gelungen. Eine aktive Hurrikan-Saison in den USA in diesem Jahr könnte die Solvenzquote Scors belasten, meinen die Analysten von UBS.

Der französische Rückversicherer Scor erwartet für das zweite Quartal 2024 einen Verlust im Lebens- und Krankenrückversicherungsgeschäft. Die Aktie brach im Laufe des Tages um 25% ein. Die Sparte dürfte auch die Prognose für das Gesamtjahr verfehlen. Scor-Chef Léger will Ende des Jahres eine neue Strategie vorstellen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.