Versicherer

Scor schließt Frieden mit Hauptaktionär Covéa

Nach einem Übernahmeversuch 2018 hat Scor den Versicherer mit Klagen überzogen. Jetzt haben sich beide geeinigt. Covéa zieht sich aus dem Kapital des Rückversicherers zurück. Im Gegenzug verzichtet Scor auf weitere Prozesse gegen seinen größten Aktionär.

Scor schließt Frieden mit Hauptaktionär Covéa

wü Paris

Drei Jahre lang lieferten sie sich einen erbitterten Krieg. Doch jetzt haben der Rückversicherer Scor und sein Hauptaktionär Covéa das Kriegsbeil begraben. Sie schlossen ein sieben Jahre gültiges Waffenstillstandsabkommen, das vor allem den geordneten Rückzug Covéas aus dem Kapital von Scor innerhalb der nächsten fünf Jahre vorsieht. Mit 8,44% des Kapitals ist die französische Nummer 1 im Schadensgeschäft, zu der die Versicherer GMF, Maaf und MMA gehören, der größte Aktionär.

Im Gegenzug verzichtet der noch von Denis Kessler geleitete Rückversicherer auf alle anhängigen juristischen Verfahren gegen Covéa. Eigentlich hätte Anfang Juli vor einem Strafgericht in Paris ein Prozess wegen Vertrauensbruchs und der Vertuschung des Vertrauensmissbrauchs gegen die Gruppe, die seit den 70er Jahren Aktionär von Scor ist, und ihren Chef Thierry Derez stattfinden sollen. Begonnen hatte der Streit vor drei Jahren, als Covéa dem Verwaltungsrat des Rückversicherers Ende August vorschlug, Gespräche über eine Annäherung der beiden Gruppen einzuleiten. Mit seinem Vorschlag, Scor für rund 8 Mrd. Euro zu übernehmen, stieß Covéa jedoch bei Kessler auf taube Ohren. Mehr noch, denn der Scor-Chef, der die operative Geschäftsführung Ende dieses Monats abgeben will, witterte dahinter eine Intrige, ein mögliches Gegenprojekt zu seinen eigenen Plänen. Denn er hatte dem Strategieausschuss während einer Sitzung, an der Covéa-Chef Derez teilgenommen hat, kurz zuvor ein Projekt für eine Annäherung an PartnerRe präsentiert. PartnerRe ist ein auf den Bermuda-Inseln angesiedelter Rückversicherer, der Exor gehört. Kessler begann deshalb, juristisch gegen Covéa vorzugehen. Ein Londoner Gericht verfügte, dass die Beraterbank von Covéa, Credit Suisse, Scor Mails und andere Kommunikation im Zusammenhang mit der Affäre aushändigen musste. Auf Basis dieser Dokumente verurteilte ein Pariser Handelsgericht Covéa und Derez im November vergangenen Jahres zu einer Geldbuße von 20 Mill. Euro, weil er gegen seine Verpflichtungen als Verwaltungsratsmitglied von Scor verstoßen und vertrauliche Informationen genutzt habe, um Scor zu übernehmen. Derez hat Berufung eingelegt, auf die er jetzt verzichtet. Daneben standen noch weitere Verfahren aus.

Covéa räumt Scor nun ein Vorkaufsrecht für die nächsten fünf Jahre für die von ihm gehaltenen Aktien für 28 Euro je Papier ein. Dieses kann auch an eine dritte, von Scor bestimmte Partei übertragen werden. Gleichzeitig sieht das Abkommen vor, dass der Rückversicherer Covéa 30% des Leben-Portfolios, das von den in Irland ansässigen Scor-Einheiten gehalten wird, für fast 1 Mrd. Euro abtritt.