GASTBEITRAG

Sepa - die Zukunft hat schon begonnen

Börsen-Zeitung, 10.1.2013 Anfang November 2012 hat der Bundestag per Gesetz den einheitlichen Europäischen Zahlungsverkehrsraum Sepa (Single Euro Payment Area) auch formal bestätigt. Damit gibt es ab dem 1. Februar 2014 in den Mitgliedstaaten keine...

Sepa - die Zukunft hat schon begonnen

Anfang November 2012 hat der Bundestag per Gesetz den einheitlichen Europäischen Zahlungsverkehrsraum Sepa (Single Euro Payment Area) auch formal bestätigt. Damit gibt es ab dem 1. Februar 2014 in den Mitgliedstaaten keine unterschiedlichen nationalen Formate im Zahlungsverkehr. Sepa steht bis heute in erster Linie für die Umstellung von Kontonummern und Bankleitzahlen auf die neuen 22-stelligen IBAN-Nummern und wird in der öffentlichen Wahrnehmung mit der europäischen Brille der vereinfachten grenzüberschreitenden Überweisung gesehen. Dabei sind die Auswirkungen überwiegend inlandsbezogen. So ist in Deutschland der gesamte Zahlungsverkehr mit weit mehr als 90 % immer noch “inländischer” Zahlungsverkehr – aber eben in Zukunft unter Nutzung der neuen Sepa-Formate. Tiefgreifende UmstellungAber wie kann man sich die Größenordnung einer derart tiefgreifenden Umstellung vorstellen? Ein gutes Beispiel dafür ist die Zahlungsabwicklung der gesetzlichen Rente. Die letzte große Zäsur erfolgte hier vor rund 20 Jahren, als auf die elektronische Zahlung der Renten umgestellt wurde. Seitdem liefen die Prozesse für die Abwicklung in einem eingespielten Verfahren vollautomatisch ab. Eingriffe waren im Regelbetrieb nicht notwendig. Von den insgesamt 20 Millionen Rentenzahlungen in Deutschland steuert die DZ Bank als größte “Kopfstelle” monatlich 5,3 Millionen Zahlungen im Gesamtwert von 3,5 Mrd. Euro. Die Umstellung auf Sepa erfolgte bereits 2011 – und das bei laufendem Betrieb. Die Sepa-Rentenüberweisungen für die Kunden der Volksbanken und Raiffeisenbanken laufen nunmehr seitdem reibungslos mit dem vollen Volumen. Die genossenschaftliche Finanzgruppe ist damit einer der großen Sepa-Umsetzer in Deutschland. Belastbare InfrastrukturInsgesamt verfügt die deutsche Kreditwirtschaft seit dem Start von Sepa über eine belastbare Infrastruktur und weist eine umfängliche Erreichbarkeit für die Sepa-Verfahren auf. Seit 2008 laufen die Sepa-Überweisungen und seit 2009 die Sepa-Lastschriften. Sepa ist also zwischen den Banken etabliert, aber die Kunden und hier vor allem Firmenkunden sind noch nicht “abgeholt” worden. Und genau hier müssen wir als Banken uns fragen: Wie können wir unsere Kunden ermutigen und sie dabei unterstützen, die verbindlichen regulatorischen Sepa-Anforderungen praxis- und zeitgerecht umzusetzen?Was sollten Firmenkunden bei der Sepa-Umstellung beachten? Das jetzt vom Bundestag verabschiedete Gesetz sorgt dafür, dass bereits bestehende sogenannte Einzugsermächtigungslastschriften ihre Gültigkeit behalten. Bankkunden müssen daher diese nicht erneuern. Mit dem Ende der Sepa-Migration ab 1. Februar 2014 werden dann nur noch bei Neuausstellung die Sepa-konformen Mandate akzeptiert. Gerade die Diskussion um die Lastschrift lässt derzeit andere Herausforderungen durch die Terminlage der Sepa-Umstellung außer Acht. Hier gibt es noch enormen Handlungsbedarf, denn für die Unternehmen gilt Sepa ab Februar 2014. Betrachtet man aber den Umsetzungsgrad für Sepa bei Unternehmen, Vereinen oder auch der öffentlichen Hand, so könnte der Eindruck entstehen, die Wirtschaft würde den Zeitdruck und die Dimension von Sepa ignorieren. Selbst bei einem Großteil der Firmenkunden sehen wir zu wenige Aktivitäten. Die Umstellung der Buchhaltungssysteme etwa auf IBAN und BIC ist nicht zu unterschätzen und sollte im besten Fall bereits im Herbst 2013 abgeschlossen sein. Rechtzeitig aktiv werdenUnternehmen sollten deshalb rechtzeitig umstellen, da sich bei den Beratungsunternehmen und Softwarehäusern kurz vor dem Enddatum Engpässe ergeben können. Eine Durchführung in der ersten Jahreshälfte 2013 würde dafür ausreichend Spielraum geben. Der Aufwand für die Unternehmen hängt vom Einzelfall ab, da hier über die Buchhaltungssysteme im Kern oft weitere technische Systeme, aber auch die vielfältigen Prozesse der Rechnungsstellung und des Zahlungsverkehrs anzupassen sind. Auch wenn es ein Detail sein mag, so sollten IBAN und BIC auf allen Rechnungen ausgewiesen werden, zudem benötigt der Firmenkunde eine sogenannte Gläubiger-Identifikationsnummer, die er online bei der Bundesbank erhält. Für neue Sepa-Lastschriften ist eine Mandatsverwaltung sinnvoll. Und aus einer Handvoll Textschlüsseln bei Überweisungen, die oft in der Vergangenheit zur unternehmensinternen Steuerung der Buchungsprozesse verwendet wurden, sind unter Sepa nun über 100 sogenannte “Purpose Codes” geworden. Der Vorteil ist allerdings, dass es sich nun um europaweit nutzbare und nach der internationalen ISO-Norm standardisierte Kennzeichen handelt. Notwendig ist aber auch, die erforderlichen Prozesse mit den neuen Codes anzupassen. Betroffenen fehlt EinsichtIn der deutschen Kreditwirtschaft ist Sepa bereits heute Realität. Deshalb sind die Voraussetzungen optimal, um die derzeit stockende Einführung “positiv voranzutreiben”, wie es Bundesbankvorstand Carl-Ludwig Thiele kürzlich in dieser Zeitung angemahnt hat. Thiele hat recht, wenn er zur Eile mahnt. Diese Einsicht fehlt aber leider bei einem Großteil der Sepa-Betroffenen. Vielen ist auch offensichtlich nicht wirklich klar, dass Sepa eine gesetzliche Regelung ist und nicht eine freiwillige Produkteinführung.Vor diesem Hintergrund müssen alle Beteiligten – Banken und Unternehmen, aber auch Institutionen im öffentlichen Bereich und auf kommunaler Ebene – gemeinsam dafür sorgen, dass Sepa zügig umgesetzt wird. Die konsequente Umstellung auf Sepa-Überweisungen wäre ein erster wichtiger Schritt. Die Kreditwirtschaft hat den Ernst der Lage erkannt und aktuell viele Sepa-Initiativen auf den Weg gebracht. Die Firmenkunden “fit für Sepa” zu machen, steht ganz oben auf der Agenda. Neben den üblichen Sepa-Schulungen setzen wir dabei bereits auf praktische Orientierungshilfen für die Umstellung in den Unternehmen – wie etwa umfangreiche Checklisten und Arbeitshilfen. Denn erst wenn hier Klarheit besteht, steigt die Akzeptanz von Sepa in den Unternehmen. Ob Sepa beliebt wird, zeigt sich spätestens, wenn wir unseren Firmenkunden das Optimierungspotenzial ihrer Zahlungsverkehrsprozesse unter Sepa aufzeigen.