"Signifikante" Chancen in Europa

AIM-Chef Marcus Stuttard ist "nicht übermäßig besorgt" über die Folgen des Brexit für sein Geschäft

"Signifikante" Chancen in Europa

Der Chef des Wachstumsmarkts AIM der Londoner Börse gibt zwar zu, dass das Votum der Briten für den EU-Austritt Auswirkungen auf das Geschäft hat. Gleichwohl sieht er große Chancen, auch in Kontinentaleuropa, wo die London Stock Exchange seit Übernahme der Borsa Italiana 2007 präsent ist.hip London – Marcus Stuttard, Head of AIM bei der London Stock Exchange Group, hat keine Angst vor den Folgen des britischen EU-Austritts für sein Geschäft. “Ich bin nicht übermäßig besorgt”, sagte er am Mittwoch auf einer Veranstaltung des Centre for the Study of Financial Innovation (CSFI). Aber natürlich habe es Auswirkungen. Es werde kurzfristig ganz klar Folgen haben, hinzu komme die damit verbundene Unsicherheit. Aber manche Leute hätten sich auch Sorgen gemacht, dass es schaden könnte, nicht dem Euro beizutreten, und die City sei dennoch stärker und stärker geworden. Mittlerweile seien drei Jahre ins Land gegangen, in denen es für Investoren stets eine andere Entschuldigung gegeben habe, auf den Händen sitzen zu bleiben – erst das schottische Unabhängigkeitsreferendum, dann die Parlamentswahlen und nun das Votum für den Brexit. Gleichwohl sieht er große Möglichkeiten für das Geschäft. “Unsere Fundamente sind sehr sehr solide. Die Chancen für die Zukunft sind enorm,” sagte Stuttard. Auch in Kontinentaleuropa gebe es “signifikante” Chancen. Dort habe man seit der Übernahme von Borsa Italiana 2007 eine eigene Erfolgs- und Erfahrungsgeschichte. Auf die Frage, wie es nach der Fusion mit der Deutschen Börse weitergehe, sagte er, man habe das sehr starke Bekenntnis abgegeben, auf den Erfolg von AIM aufzubauen – eventuell auch in Deutschland. Tiefer PoolLondons Alternative Investment Market (AIM) habe unter anderem deshalb länger überlebt als der deutsche Neue Markt oder der Pariser Nouveau Marché, weil er sich nicht nur auf eine Branche konzentriert habe. In diesem Jahr seien so unterschiedliche Firmen an die Börse gegangen wie Oncimmune, ein Spin-off der Universität Nottingham, das sich mit der Früherkennung von Krebs beschäftigt, und der Schokoladenhersteller Hotel Chocolat. Zudem gebe es in der britischen Metropole einen tiefen Pool voller institutionellem Kapital. Institutionelle Anleger machten mehr als die Hälfte der Investoren aus.Zur schlechten Performance des Gesamtmarkts sagte Stuttard: “AIM ist ein Markt für Stockpicker, kein Markt für Indexanleger.” Es würde aus seiner Sicht nicht viel bringen, die Zahl der notierten Gesellschaften zu verringern. Delisting-Vorschriften funktionierten für Nebenwerte nicht. Zudem würden sie an anderen Märkten in Zeiten größerer Verwerfungen ohnehin meist ausgesetzt. Auch Minimalanforderungen an den Streubesitz hält Stuttard für wenig hilfreich. “Aktien von Gesellschaften mit hohem Free Float sind oft illiquide, weil die Anleger langfristig orientiert sind.” Andererseits würden Werte mit geringem Free Float oft stark gehandelt. Stuttard kritisierte die EU-Prospektrichtlinie: “Es ist lächerlich, dass eine Richtlinie, die genau diese Gruppe von Investoren schützen soll, die Kleinanleger aus dem Markt drängt.” Viele Firmen platzieren ihre Aktien wegen der gestiegenen Kosten eines öffentlichen Angebots lieber bei institutionellen Anlegern und sparen sich den Prospekt. Kleinanleger bleiben außen vor.