22. DIRK-KONFERENZ

Sinkender Anteil der Börsen am Handel erwartet

Konzentration der Order-flows prognostiziert - Emittenten beklagen mangelnde Transparenz

Sinkender Anteil der Börsen am Handel erwartet

ck Frankfurt – Trotz der technologischen Umwälzungen und des bereits hohen Anteils des außerbörslichen Handels haben regulierte Börsen nach Einschätzung von Michael Schmitz, Co-Branch-Manager Goldman Sachs International Germany, eine Zukunft. “Es wird immer Börsen geben”, sagte er in einer Podiumsdiskussion auf der 22. DIRK-Konferenz.Auch Goldman Sachs habe einen systematischen Internalisierer und betreibe diesen. “Wir versuchen möglichst viel zu internalisieren, also Käufe und Verkäufe zu crossen.” Jeder Print an Börsen koste Geld. “Wir alle sind unter Kostendruck und versuchen deshalb, erst mal zu vermeiden, an den Primärbörsen zu printen.” Es werde eine Koexistenz geben, aber der Anteil, der an Börsen gehandelt werde, werde weiter zurückgehen. Goldman Sachs habe in den zurückliegenden 18 Monaten um 2 Prozentpunkte zugelegt und habe jetzt einen Anteil von 13 %. Innerhalb der letzten vier Jahre habe sich der Anteil in Europa in etwa verdoppelt. Goldman Sachs glaube, dass die fünf größten Player 50 bis 60 % des Order-flows auf sich vereinigen können.Laut Stefan Armbruster, Vorstandsmitglied der Vontobel Europe AG, sind derzeit zwei unterschiedliche Entwicklungen zu beobachten. Hochliquide Produkte tendierten zur Konzentration am effizientesten und kostengünstigsten Platz. Parallel dazu sehe man aber auch eine starke Fragmentierung durch Systeme für bestimmte Bedürfnisse.Auf die Frage, ob IT-Unternehmen mit Banklizenz die Zukunft von Intermediären wie Banken und Börsen bedrohen, unterstrich Benon Janos, Head B2B und Mitglied des Executive Committee der Fintech Group, dass die Digitalisierung in jeder Industrie Einzug erhalte. Die Finanzbranche sei davon nicht verschont, es habe sie relativ spät erwischt, aber sie sei jetzt im vollen Umbruch. Dank Digitalisierung bekämen Endkunden günstigere Preise und bessere Produkte. Die Fintech Group sehe sich als verlängerte Werkbank für die Finanzdienstleister und versuche dazu beizutragen, dass diese bei der Digitalisierung vorankommen. Mittlerweile seien alle größeren deutschen Banken an die Plattformen der Fintech Group angebunden. Nur 50 Prozent zu sehenVertreter börsennotierter Unternehmen beklagten in der Diskussion eine aus ihrer Sicht fehlende Transparenz bzw. mangelnde Informationen über den Handel in ihren Aktien. Anhand der Daten der Deutschen Börse könne man nur 50 % des Marktes sehen, man wisse nicht, wie viel an welchen Plattformen gehandelt werde. Kursbewegungen seien häufig kaum nachvollziehbar.Schmitz zufolge hat es wegen der Dominanz der Dark Pools in der Vergangenheit wenig Transparenz gegeben. Heute ist es der Siegeszug der algorithmischen Trades, der Unklarheiten schaffe. Von den 13 % Marktanteil, den Goldman Sachs im europäischen Aktienhandel habe, erfolgten 10 % über algorithmische Trades. Da ein großer Anteil des Handels über anonyme Algorithmen laufe, könne keine seriöse Auskunft darüber gegeben werden, warum etwa eine Aktie 5 % im Minus liege.Armbruster zufolge hat ein Investor-Relations-Manager ein berechtigtes Interesse daran, zu verstehen, was mit der Aktie des eigenen Unternehmens geschieht. Dem stehe jedoch das Interesse des Assetmanagers gegenüber, der vermeiden möchte, dass eine Order bei der Platzierung bereits für jeden sichtbar werde und Marktreaktionen auslöse. Armbruster und Schmitz betonten allerdings, dass sämtliche Transaktionen an Transaktionsregister gemeldet werden müssen, deren Anzahl überschaubar sei. Es müsse aber geklärt werden, wie und welche Informationen offengelegt werden.