Sinnvolle Alternative zum Dax als Basiswert für Zertifikate

Anleger können mit einer neuen Indexgeneration höhere Renditen erzielen

Sinnvolle Alternative zum Dax als Basiswert für Zertifikate

Die Niedrigzinspolitik der EZB hat es zu einer echten Herausforderung gemacht, den Anlegern von strukturierten Produkten eine attraktive Rendite anzubieten. Das wirkt sich insbesondere in einem risikoaversen Markt wie Deutschland aus. Die Kupons von strukturierten Produkten mit traditionellen Benchmark-Indizes als Basiswert sind in den vergangenen Jahren stetig gesunken und erfüllen damit nicht mehr die Renditeerwartungen der Anleger.Die Finanzierung eines attraktiven Optionsteils, aus dem der Kupon generiert werden kann und das gleichzeitige Anbieten einer vollen Kapitalgarantie für ein strukturiertes Produkt ist auf kurze und mittelfristige Laufzeiten quasi unmöglich geworden. Nur widerwillig haben Anleger sich von 100 % kapitalgeschützten Produkten abgewandt und akzeptierten letztendlich bedingte Kapitalgarantien, z.B. durch den Einsatz von niedrigen Barrieren oder Airbags. Das im deutschen Markt immer noch erhöhte Sicherheitsbedürfnis bezahlt der Anleger mit Verzicht auf Rendite aus dem Aktienmarkt.Das Zinsniveau kann nicht von den Anbietern strukturierter Produkte beeinflusst werden. Es stellte sich also die Frage, wie strukturierte Produkte eingesetzt und verbessert werden können, um dem Anleger eine attraktivere Rendite zu bieten.Innovationen bei Zertifikaten können auf drei Ebenen erfolgen: Erstens: Das Emittentenrisiko kann durch spezielle Gestaltungen gestreut oder besichert werden (dies ist jedoch nicht der Fokus dieses Beitrags). Zweitens: Das Auszahlungsprofil kann verändert werden. Die Zeiten, in denen die Auszahlung eines strukturierten Produkts durch eine komplizierte mathematische Formel beschrieben wird und sich über eine ganze Seite erstreckt, liegen zum Glück weit hinter uns. Bleibt noch drittens: der Basiswert.Anleger investieren in der Regel in das, was sie kennen. Laut Statistiken von Structured Retail Products bevorzugen sie in den meisten Ländern lokale Benchmark-Indizes oder Aktien aus ihrer Region. So stehen in Europa die Indizes Euro Stoxx 50, Dax 30, CAC 40, AEX, FTSE 100 an der Spitze der Liste der für strukturierte Produkte verwendeten Basiswerte. Diese Benchmark-Indizes existierten jedoch lange vor dem Aufstieg strukturierter Produkte. Die ursprüngliche Idee der Benchmarks besteht darin, die wirtschaftliche Entwicklung bestimmter Märkte widerzuspiegeln. Dies ist auch der Grund, warum die Aktien solcher Indizes meist nach Marktkapitalisierung gewichtet sind. Zur Identifikation von Markttrends kann dies sinnvoll sein – aber nicht notwendigerweise aus Anlegersicht. Investiert beispielsweise ein Anleger in den klassischen Dax-Index, legt er etwa 50 % seines Geldes in den fünf größten deutschen Aktien an. Dies ist in Bezug auf die Portfoliodiversifikation nicht ideal.Natixis hat daher die Entwicklung einer neuen Generation von Indizes führend vorangetrieben, die speziell als Basiswert für strukturierte Produkte entwickelt wurden. Ziel war eine möglichst hohe Korrelation zur klassischen Benchmark, aber mit besseren Konditionen im Zertifikat.In langjähriger Zusammenarbeit mit wichtigen Index-Sponsoren wie Stoxx, Euronext, FTSE, Dow Jones und S&P ist eine Indexreihe entwickelt worden, die denselben Grundregeln und Transparenzgraden wie traditionelle Aktienmarktindizes folgt, aber attraktivere Finanzkonditionen für Investoren in strukturierte Produkten bietet. Gleiche GewichtungEines der Hauptmerkmale dieser Marktzugangs-Indizes ist die Gleichgewichtung der Indexkomponenten. Die akademische Forschung stützt dies über den sogenannten “Size-Factor-Effekt” (Fama – French Three Factors Modell (1992)): Unternehmen mit niedriger Marktkapitalisierung generieren demnach eine bessere Performance als diejenigen mit größerer Marktkapitalisierung. Die Gewichtung nach Marktkapitalisierung wirkt jedoch wie ein “buy high – sell low”-Mechanismus, der Aktien übergewichtet, die über eine gute Performance verfügen (Kauf nach einem Marktanstieg) und Aktien untergewichtet, die eine schlechtere Performance hatten (Verkauf nach einem Marktrückgang). Die Gleichgewichtsmethode hingegen ist nicht dem gleichen Konzentrationsrisiko ausgesetzt wie die Marktkapitalisierungsmethode. Sie gewichtet Unternehmen mit einer niedrigeren Marktkapitalisierung vergleichsweise höher und wirkt so wie ein “buy low – sell high”-Mechanismus. Dies ermöglicht es Investoren, die Mehrrenditen kleinerer Unternehmen im Vergleich zu größeren Unternehmen zu erfassen. Die Gleichgewichtung kann z.B. durch eine vierteljährliche Neugewichtung innerhalb des Index beibehalten werden. Neue Generation von IndizesEin weiteres gemeinsames Merkmal dieser neuen Generation von Indizes ist die stabile Dividende. Beim klassischen Index muss beim Preis eines Zertifikats berücksichtigt werden, dass keine genaue Information über die zukünftige Höhe der Dividende vorliegt. Diese Unsicherheit wird von Banken durch einen Risikopuffer ausgeglichen, der sich jedoch im Preis niederschlägt. Eine sogenannte stabile (oder synthetische) Dividende bietet die Möglichkeit, Dividendenvolatilität zu eliminieren. Der eingesparte Puffer stellt mehr Geld für die Ausgestaltung des Produktes zur Verfügung. Auch die Illiquidität impliziter Dividenden bestimmter lokaler Benchmark-Indizes muss mit dieser Methode nicht mehr berücksichtigt werden. Wie funktioniert das Ganze? Der konzipierte Index wird berechnet, indem alle netto gezahlten Dividenden reinvestiert und gleichzeitig eine stabile synthetische Dividende pro Jahr abgezogen wird. Die synthetische Dividende entspricht einem festen Betrag, der dem Median der in den Vorjahren beobachteten Dividenden gleicht. Mithilfe dieser neuen Indizes können dem Anleger wesentlich attraktivere Kupons oder Partizipationsraten innerhalb von strukturierten Produkten angeboten werden.Die neuen Marktzugangs-Indizes haben den Vertrieb von strukturierten Produkten stark verändert. Allein in den CAC Large 60 EWER Index wurden in Frankreich und Deutschland seit der Einführung im April 2015 4 Mrd. Euro investiert. Ähnliche Indizes existieren bereits in allen wichtigen Märkten wie der Stoxx Euro iStoxx 70 Equal Weight 5 % Decrement Index für Europa oder der idDax 50 Equal Weight Decrement 4 % Index für den deutschen Markt.Um ihr Branding als “Market Access”-Indizes zu verdienen, verfügen alle genannten Indizes nicht nur über die oben bereits beschriebenen Merkmale (Gleichgewichtung und stabile Dividende) – sie bieten auch Zugang zu einem erweiterten Markt im Vergleich zu ihrer Benchmark. So kombiniert der Stoxx Euro iStoxx 70 Equal Weight 5 % Decrement Index typischerweise 45 bis 50 Aktien aus dem Euro Stoxx 50 Index und 20 bis 25 relativ kleinere Unternehmen aus der Eurozone. Ziel der Erweiterung soll es sein, eine bessere Rendite mit dem “Size-Factor-Effekt” zu erzielen.Die Aufnahme zusätzlicher Unternehmen verbessert außerdem die sektorale Diversifikation des Euro iStoxx 70 Equal Weight 5 % Decrement Index. Die gleiche Methode gilt für den idDax 50 Equal Weight Decrement 4 % Index, der neben den 30 Dax-Mitgliedern auch die 20 nächstliquiden Werte des Prime Standard-Segments der Deutschen Börse enthält. Nachhaltigkeit im FokusFerner gibt es für Anleger mit dem Fokus Nachhaltigkeit bereits bestehende Indizes wie zum Beispiel den Euronext Climate Objective 50 Euro EW Decrement 5 % oder ECO5E Index. Da sich immer mehr institutionelle Investoren bei der Auswahl von Aktien über Umweltkosten und -risiken Gedanken machen, wurde in Zusammenarbeit mit den “Green and Sustainable Hub Research”- Analysten von Natixis ein klimafreundlicher ECO5E-Index entwickelt. In Frankreich wird der Index bereits als Basiswert verwendet. Noch in diesem Jahr wird mit Investitionen von rund 1 Mrd. Euro gerechnet. Steigende PopularitätInsgesamt gesehen haben Marktzugangs-Indizes in den letzten Jahren stark an Popularität gewonnen. Sowohl private, als auch institutionelle Anleger haben diese als Alternative zu den klassischen Indizes gerne angenommen. Spezifische Merkmale wie Gleichgewichtung der Indexkomponenten und synthetische Dividenden ermöglichen es, eine bessere Ausgestaltung des Zertifikats im Vergleich zu traditionellen Benchmark-Indizes zu erzielen – bei gleichzeitig geringerer Volatilität aufgrund einer stärkeren Diversifizierung und Branchenexposition. Investoren sehen diese Indizes als einen neuen inländischen Basisindex, der außerdem den Zugang zu kleineren Wachstumsunternehmen ermöglicht.—-Frank Schafft, Head of Global Markets DACH, Corporate Investment Banking, Mitglied der Geschäftsleitung Natixis, Zweigniederlassung Deutschland