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Six-Chef Dijsselhof - ein Vorzeigeschweizer

dz - Jos Dijsselhof ist ein Niederländer, wie sein Name leicht verrät. Doch der 53-Jährige spricht, als wäre er ein wahrhaftiger Eidgenosse. Der frühere ABN-Amro-Banker ist seit Anfang 2018 Chef der Schweizer Börsen- und...

Six-Chef Dijsselhof - ein Vorzeigeschweizer

dz – Jos Dijsselhof ist ein Niederländer, wie sein Name leicht verrät. Doch der 53-Jährige spricht, als wäre er ein wahrhaftiger Eidgenosse. Der frühere ABN-Amro-Banker ist seit Anfang 2018 Chef der Schweizer Börsen- und Finanzmarktinfrastrukturbetreiberin Six. Die Rolle behagt ihm sichtlich. Angesprochen auf die Suspendierung der Äquivalenzanerkennung für die Schweizer Börse, mit der die EU-Kommission eine raschere Einwilligung der Schweizer Politik zu einem bilateralen Rahmenvertrag mit der Gemeinschaft erzwingen will, sagte er unlängst im Interview mit dem hauseigenen Kundenmagazin: “Seien wir ehrlich: Das vorliegende institutionelle Abkommen ist kein bilaterales Abkommen mehr, sondern hat aufgrund seines dynamischen Charakters das Potenzial für mehr. Ich verstehe, dass viele Schweizerinnen und Schweizer ihre Souveränität und die direkte Demokratie gefährdet sehen.”Dijsselhof kann aber offensichtlich noch mehr als nur reden wie ein Schweizer. Davon zeugt das Übernahmeangebot, das er am Montag den Aktionären der Bolsas y Mercados Españoles (BME) unterbreitet hat. Die Offerte hat eine betont föderalistische Note, wie sie der politischen Kultur seines Gastlandes entspricht. Mit 50 % plus einer Aktie wäre Six bereits zufrieden. Man erwarte, dass BME als eigenständiges Unternehmen an den Börsen in Madrid, Barcelona, Bilbao und Valencia gelistet bleibe. Die Marke BME soll mindestens für vier Jahre Bestand haben, ebenso sämtliche Geschäftsaktivitäten und Standorte der Börsenbetreiberin. Dieser wolle man einen genügend großen Grad an Unabhängigkeit erhalten. Zwar wolle Six künftig eine Mehrheit der Aufsichtsräte von BME selbst bestellen können. Doch diese solle aus Personen mit spanischem Pass bestehen. Zudem seien für zwei Iberer mit Wohnsitz in Spanien auch zwei Sitze im Aufsichtsrat von Six reserviert. Für weitere lokale Zugeständnisse sei man auf Verlangen der spanischen Behörden bereit, damit der Betrieb an der spanischen Börse weiterhin gut funktioniert.Gewiss, die Schweizer wissen, dass sie ihre Erfolgschancen mit einem Frontalangriff auf die BME deutlich geschmälert hätten, denn Börsen sind, ganz unabhängig von ihrer Eigentümerschaft, noch immer eine nationale und vor allem eine politische Angelegenheit. Doch mit der subtilen Avance hat Dijsselhof in Madrid möglicherweise schon einen entscheidenden Vorsprung auf die konkurrierende Mehrländerbörse Euronext herausgeholt.