Skandal um frauenfeindliches Verhalten bei FDIC schlägt hohe Wellen
Skandal um frauenfeindliches Verhalten bei FDIC schlägt hohe Wellen
Männliche Mitarbeiter von US-Einlagensicherung sollen für toxisches Betriebsklima gesorgt haben – Behördenchef Gruenberg stößt Untersuchung an
xaw New York
Beim US-Einlagensicherungsfonds FDIC schlägt ein Skandal um mutmaßliches frauenfeindliches Verhalten von Mitarbeitern hohe Wellen. Ein "toxisches Arbeitsumfeld" führe seit Jahren dazu, dass Mitarbeiterinnen einen der führenden Bankenregulatoren der Vereinigten Staaten verließen, berichtet das "Wall Street Journal". Die Behörde habe Fehlverhalten männlicher Kollegen nicht bestraft oder sogar ermöglicht, schreibt das US-Medium unter Berufung auf Gespräche mit Betroffenen, interne und rechtliche Dokumente sowie Beschwerden bei Gewerkschaften und der US-Antidiskriminierungskommission EEOC.
Die Liste der Vorwürfe ist lang. Beispielsweise soll eine Führungskraft im Büro der Behörde in San Francisco Mitarbeiter in einen Stripclub eingeladen haben. Ein Manager des FDIC-Ablegers in Denver habe Sex mit einer Angestellten gehabt und im Kollegenkreis davon erzählt sowie die Frau dazu angehalten, während der Arbeitszeit Whiskey zu konsumieren. Hochrangige Bankprüfer der Behörde schickten Kolleginnen angeblich Fotos ihrer Geschlechtsteile.
Alkoholkonsum im Fokus
Insider sprechen von einer Kultur wie in einer Studentenverbindung, in der sexuelle Anspielungen an der Tagesordnung seien, Frauen nach ihrem Äußeren beurteilt und gegenüber männlichen Mitarbeitern benachteiligt würden. Damit einher gehe heftiger Alkoholkonsum im Kollegenkreis, den die FDIC bisher toleriert habe. Ein Hotel der Behörde außerhalb Washingtons, in dem Mitarbeiter anderer Standorte auf Dienstreisen untergebracht werden, genießt einen Ruf als Partyhöhle.
Auf die Berichterstattung des "Wall Street Journal" hin sendete der FDIC-Vorsitzende Martin Gruenberg am Montag ein Video an Mitarbeiter, in dem er eine umfassende und unabhängige Untersuchung der Belästigungs- und Diskriminierungsvorwürfe ankündigte. Zu diesem Zweck hat die Behörde wohl die Anwaltskanzlei Baker Hostetler beauftragt.
Mitarbeiter kritisieren, dass diese Reaktion der Behördenspitze spät komme. In den USA prägt die Debatte über sexuelle Belästigung und Diskriminierung am Arbeitsplatz den öffentlichen Diskurs spätestens seit 2017 – damals machten mehrere Frauen schwere Vorwürfe gegen den Filmproduzenten Harvey Weinstein publik.
Der FDIC-Generalinspekteur bezeichnete Maßnahmen der Behörde gegen sexuelles Fehlverhalten bereits 2020 als mangelhaft. Vorwürfe würden dezentral, unpräzise und nicht zeitgerecht nachverfolgt. Die Behörde stimmte damals zwar Änderungen an ihren Praktiken zu, widersprach aber der Darstellung, ihr Anti-Belästigungsprogramm sei unzureichend.
In Reaktion auf die jüngsten Berichte betonte eine FDIC-Sprecherin, Belästigung in jeder Form widerspreche den Werten der Einlagensicherung. Die Behörde habe Trainings- und Aufsichtsprogramme aufgelegt, um ein sicheres Arbeitsumfeld zu fördern. In Umfragen, Abschlussgesprächen mit Mitarbeitern und anderen Sitzungen habe die FDIC seit 2020 keine Probleme in Bezug auf sexuelles Fehlverhalten mehr festgestellt.
Viele Mitarbeiterinnen sollen allerdings keine Beschwerden über mutmaßliches Fehlverhalten von Kollegen eingereicht haben, weil sie Repressalien fürchteten. Andere hätten nicht geglaubt, dass ihre Meldungen nachverfolgt würden. Sei es doch zu Ermittlungen gekommen, habe die FDIC Beschuldigte selbst bei umfassender Beweislast häufig an andere Standorte versetzt, statt sie zu entlassen.
Kritik nach Bankenkollaps
Die Vorwürfe über die Betriebskultur stehen im starken Kontrast zum verantwortungsvollen Auftrag der FDIC, die mit ihren weniger als 6.000 Mitarbeitern die Stabilität im US-Bankensystem gewährleisten soll. Im laufenden Jahr ist die Behörde infolge der Zusammenbrüche der Silicon Valley Bank, der Signature Bank und der First Republic Bank verstärkt in die Kritik geraten. Interne Untersuchungen machen auch die zahlreichen Abgänge behördlicher Prüferinnen und Prüfer dafür verantwortlich, dass die Einlagensicherung Probleme bei den kollabierten Instituten nicht früher aufspürte.