NORD/LB

Skylla oder Charybdis

Den Jahresabschluss 2017 der Nord/LB hat der Aufsichtsrat am 13. April 2018 festgestellt. Daraus zu schließen, die Verantwortlichen hätten noch komfortable dreieinhalb Monate Zeit, um das Kapitalloch der Landesbank zu stopfen, wäre indes mehr als...

Skylla oder Charybdis

Den Jahresabschluss 2017 der Nord/LB hat der Aufsichtsrat am 13. April 2018 festgestellt. Daraus zu schließen, die Verantwortlichen hätten noch komfortable dreieinhalb Monate Zeit, um das Kapitalloch der Landesbank zu stopfen, wäre indes mehr als leichtfertig. Die EZB-Bankenaufsicht macht sichtbar Druck und will allem Anschein nach spätestens im Februar eine tragfähige Lösung sehen. Die Anordnung der Zwangsverwaltung bei der italienischen Banca Carige am Mittwoch zeigt, dass die Aufseher nicht übertrieben lange fackeln, wenn ihre Pappenheimer nicht aus eigener Initiative und entschlossen genug Abhilfe schaffen. Mit Blick auf die Nord/LB wird in der EZB schon mal das A-Wort in den Mund genommen. Daran gemessen geht man die Sache in Hannover, wo bereits 2016 ein Rekordverlust in Milliardenhöhe geschrieben wurde, Eigenkapitalnöte also nicht erst in allerjüngster Zeit entdeckt wurden, bemerkenswert gelassen an.Das Investoreninteresse an der Nord/LB ist offensichtlich überschaubar – und das Taktieren ihrer Alteigentümer mindestens irritierend. Kurz vor Jahresultimo, einen Monat nach Ablauf der Abgabefrist für bindende Gebote, überraschte der Aufsichtsratsvorsitzende mit der Ansage, es liege noch gar kein verbindliches Angebot vor. Nun sickert durch, dass auf Vorstandsebene geführte Fusionsgespräche von Helaba und Nord/LB erfolglos beendet wurden. LBBW und die zeitweise wohl ernsthaft interessierte Commerzbank hatten schon vorher abgewinkt. Da lichten sich die Reihen potenzieller Partner doch deutlich, und der Zeitdruck wird umso größer. Die Alternative “Finanzinvestor oder Abwicklung” erscheint vielen in der Gruppe wie die Wahl zwischen Skylla und Charybdis. Zumal die bisher in Aussicht gestellten Bewertungen die jetzigen Eigner offenbar nicht vom Stuhl hauen, jedenfalls nicht vor Begeisterung. Dementsprechend sind das Land Niedersachsen als bisheriger Mehrheitseigner und die Sparkassenorganisation, nicht nur die niedersächsische, vor allem auch die bundesweite, deren Präsidenten hier die Rolle des Odysseus zukommt, nun mehr und dringlicher denn je gefordert.Denn es bliebe doch nur noch eine breite Beteiligungslösung der S-Familie inklusive Stützungsfonds, wobei man sich den Streit ausmalen mag, wer denn da im Obligo wäre: Sparkassen? Landesbanken? Alle? Diese Übung könnte allein an der Vielzahl der Mitredenden scheitern. Aber man träumt ja sogar von der Superfusion. Und ist womöglich schon mit der Rettung einer einzelnen Bank überfordert.