ZERTIFIKATE

Smart den Markt schlagen

Auch über Zertifikate können Anleger mit cleveren Konzepten das Risiko senken und höhere Renditen als der Markt erzielen.

Smart den Markt schlagen

Von Armin SchmitzSchon sehr früh haben Investoren nach Alternativen zu der Kursentwicklung von klassischen Aktienindizes gesucht. Die Krisen an den Kapitalmärkten seit Ende der neunziger Jahre haben die Suche nach Anlagekonzepten verstärkt, die die Verlustrisiken in den Portfolien dämpfen. Die Zertifikateindustrie bietet seit zwei Jahrzehnten bereits Produkte an, mit denen Anleger ein asymmetrisches Chance-Risiko-Profil ihres Portfolios konstruieren können. Seit Mitte der neunziger Jahre gibt es Discountzertifikate, mit denen Anleger an der Entwicklung von Aktien, Indizes oder anderen Assetklassen mit einem Preisabschlag partizipieren können. Später kamen Aktienanleihen, Bonus- und Expresszertifikate hinzu. Nach der Dotcom-Krise Anfang des Jahrtausends kam ein neuer Trend auf: Indizes, die die Nachteile der klassischen Indizes beseitigen, die die Mitglieder entsprechend ihrer Marktkapitalisierung gewichten. 2003 wurde von Standard & Poor’s die erste Indexvariante zum klassischen US-Leitindex, dem S & P 500 Composite, gestartet. Bei dem neu kreierten S & P Equal Weight sind die Indexmitglieder gleich gewichtet. Mit diesem Index fiel der Startschuss für eine neue Form von Marktbarometern, die heute als Smart-Beta-Indizes einen neuen Trend bilden. Der S & P Equal Weight hat die Anleger bisher nicht enttäuscht. In den vergangenen zehn Jahren konnte diese Variante den klassischen S & P 500 um jährlich 1,2 Prozentpunkte schlagen. Dieser Index ist bisher nur durch einen Indexfonds handelbar, den DB-X-Trackers S & P 500 Equal Weight UCITS (IE00BLNMYC90). Seit langem gibt es bereits Zertifikate, die Smart-Beta-Strategien abbilden. Sie weisen also eine wesentlich längere Historie als die Indexfonds auf, die die Wirksamkeit der Strategien in unterschiedlichen Marktphasen zeigt. Zu den ältesten gehören die Dividendenstrategien, also die Investition in Unternehmen, die hohe Dividendenzahlungen abwerfen. Die Commerzbank hat ein Zertifikat auf den DivDax Performance Index (DE000CB52598) im Angebot, bei dem auch die Dividendenzahlungen beru?cksichtigt werden. Binnen drei Jahren kam das Papier auf einen Zuwachs von rund 26,2 %. Das bedeutet eine Outperformance von 3,1 Prozentpunkten gegenüber dem deutschen Leitindex. Anders sieht es dagegen über ein Jahr aus. Über diesen Zeitraum liegt ein Minus von 20,5 % vor, was eine Underperformance von rund 12 Prozentpunkten gegenüber dem Dax bedeutet. Das Solactive-Europe High Dividend Low Volatility-Index-Zertifikat (DE000VZ7HDL4) von Vontobel setzt auf europäische Unternehmen, die hohe Dividendenrenditen mit niedrigen Volatilitäten aufweisen. Der Index enthält nur Gesellschaften mit einer hohen Dividendenrendite, die in den zurückliegenden fünf Jahren niemals Dividendenkürzungen vorgenommen haben, außerdem das letzte Jahr verlustfrei abschlossen und die niedrigste historische Volatilität aufweisen. Dividendenzahlungen werden bei der Berechnung berücksichtigt. Die Managementgebühr liegt bei 1,2 % jährlich. In der aktuellen Marktphase konnte sich das Papier nicht bewähren. Binnen eines Jahres musste das Zertifikat einen Verlust von 12,2 % hinnehmen.Einen Value-Ansatz verbrieft das SG Global Quality Income Indexzertifikat der Société Générale (DE000SG3JGQ9). Der Index enthält 42 internationale Aktien, die auf Basis der Dividendenhöhe, der Profitabilität, des Anteils der langfristigen Verbindlichkeiten an der Bilanzsumme, der Liquidität, der Mittelherkunft und der operativen Effizienz ausgewählt wurden. In dem Index sind dadurch Werte wie AT&T, British American Tobacco und Coca-Cola enthalten. Die Zusammensetzung wird quartalsmäßig überprüft und angepasst. Dieser passive Ansatz war allerdings nicht sonderlich erfolgreich. Seit dem Start 2012 bleibt dem Anleger ein Ertrag von insgesamt 29,6 %. Im laufenden Jahr liegt ein Verlust von 4,8 % vor. Etwas besser hat sich das Partizipationszertifikat der UBS auf den Solactive Value Investoren Index (DE000UBS1SV7) entwickelt, über das Anleger an der Kursentwicklung von Investment-Unternehmen partizipieren können, die eine Value-Strategie verfolgen. Der Solactive Value Investoren Index spiegelt die größten und liquidesten internationalen Unternehmen wider, die in diesem Bereich tätig sind. Der Index enthält 13 Unternehmen wie beispielsweise Brookfield Asset Management, Invesco und auch Berkshire Hathaway. Der Index wird als Performanceindex berechnet, Dividendenzahlungen werden also bei der Berechnung berücksichtigt. In den zurückliegenden drei Jahren verbuchte das Zertifikat einen Anstieg von 50,8 %. Im laufenden Jahr besteht allerdings ebenfalls ein Verlust von 4,8 %. Risiko wird nicht entlohntSeit einigen Monaten verzeichnen Passivfonds, die Minimum-Varianz-Strategien umsetzen, nicht zuletzt wegen der Turbulenzen an den Finanzmärkten hohe Zuflüsse. Varianz-Strategien basieren auf den Arbeiten von Robert Haugen, der bereits Ende der sechziger Jahre beschrieb, dass Aktienanleger für die zusätzlichen Risiken nicht angemessen entlohnt werden. Zusammen mit seinem Kollegen A. James Heins wies Haugen in einer Reihe von Veröffentlichungen darauf hin, dass das Portfolio mit dem geringsten Risiko eine höhere Rendite aufweist als das reine Marktportfolio. Vor einigen Jahren hat die Deutsche Börse auf dieser Basis den DaxPlus Minimum Varianz gestartet, der ein Portfolio abbildet, bei dem verschiedene Aktien aus dem 30 Werte umfassenden Dax mit der niedrigsten Volatilität und damit dem niedrigsten Risiko abgebildet werden. Mithilfe der historischen Renditen und Volatilitäten sowie der Korrelationsparameter der einzelnen Titel werden nun die geeigneten Indexmitglieder für den Varianzindex herausgefiltert. Das DaxPlus Minimum Varianz Indexzertifikat der BNP Paribas (DE000AA0KFZ2) macht die Strategie handelbar. Über die zurückliegenden drei Jahre konnte der Anleger mit diesem Papier einen Gewinn von 46,2 % erzielen. Die Volatilität liegt bei rund 22,9 %. Der Dax kam im gleichen Zeitraum auf einen Gewinn von 23,1 %. Binnen eines Jahres kam das Zertifikat auf einen Ertrag von 5,3 %. Der deutsche Leitindex muss dagegen ein Minus von 8,5 % hinnehmen. Die gleichen Prinzipien verfolgt das DaxPlus Minimum Variance US Performance Indexzertifikat (DE000AA0KF14). Es erreichte im Dreijahreszeitraum eine Wertsteigerung von 53 %. Der US-Leitindex S & P 500 kam auf eine Wertsteigerung von 30 %. Über die vergangenen zwölf Monate erreichte das Papier einen Gewinn von 5,4 %, der S & P 500 erlitt einen Verlust von knapp 1,1 %. Eine andere Smart-Beta-Variante ist die Minimum-Sharpe-Ratio-Strategie. Das Produkt auf den DaxPlus Maximum Sharpe Ratio Index (DE000AA0KF06) bildet eine Kombination von Dax-Titeln mit der höchsten Sharpe Ratio ab. Diese Kennzahl setzt die Mehrrendite einer Anlage über dem risikofreien Zinssatz ins Verhältnis zum Risiko der Anlage. Es wird also gemessen, wie viel Rendite der Anleger je Risikoeinheit erhält. Bei dem DaxPlus Maximum Sharpe Ratio Index werden auf Basis der historischen Rendite, der Volatilität und der Korrelationsparameter der einzelnen Dax-Werte die geeigneten Indexmitglieder herausgesucht. Auch in diesem Fall ging die Strategie auf. Das Zertifikat kam im Dreijahreszeitraum auf einen Gewinn von 43,8 % und konnte damit den Dax deutlich schlagen. Auch über die vergangenen zwölf Monate schlug das Papier mit einem Minus 7,5 % den Dax knapp.Es zeigt sich, dass einige der Smart-Beta-Strategien in den vergangenen Jahren den Markt schlagen konnten und dem Anleger einen Mehrwert lieferten. Auch in den turbulenten Marktphasen wie zuletzt bewährten sich die Zertifikate. Heute konkurrieren die Derivate allerdings mit den Smart-Beta-ETF, die das Anlagevermögen durch das Sondervermögen schützen.