SMI ist als Referenzindex unmöglich geworden

Einige Banken meiden Schweizer Börsenbarometer

SMI ist als Referenzindex unmöglich geworden

dz Zürich – Der Swiss Market Index (SMI) kommt unters Messer. Eine am 18. September in Kraft tretende Regeländerung sieht eine Beschneidung des maximalen Indexanteils (Gewicht) pro Titel bei 18 % vor, kündigte die Index-Promotorin und Börsenbetreiberin Six Swiss Exchange an (vgl. BZ vom 5. Mai). Der Grund ist, dass der SMI immer häufiger mit den Diversifizierungsgrenzen zu kollidieren droht, wie sie in den europäischen Vorschriften für Fondsanlagen, der Ucits-Richtlinie, festgelegt sind. Nach diesen Richtlinien darf ein Index nicht als Referenz für die Zusammensetzung eines Aktienfonds für das breite Publikum genommen werden, wenn sein größter Einzelwert 35 % oder mehr und sein zweitgrößter Wert mindestens 20 % des Index repräsentiert. Die Richtlinie lässt auch nicht zu, dass zwei Titel je 20 % oder mehr des Index abbilden. Kritische Marken gerissenDer SMI schrammt schon seit Jahren an diesen kritischen Marken vorbei. Mehrmals hat er sie in den vergangenen drei Jahren bereits gerissen, mit dem Resultat, dass immer mehr Banken den Index nicht mehr als Grundlage für ihre Investmentprodukte verwenden wollen. Das ist schlecht für die Six Swiss Exchange, die Lizenzeinnahmen kassiert, je größer die Verbreitung ihrer Indizes ist. Es ist aber auch schlecht für die Anleger, weil es das Angebot begrenzt. In der Schweiz ist die Angebotsvielfalt an passiven beziehungsweise indexorientierten Investmentprodukten deutlich geringer als in anderen Märkten mit einer weniger ausgeprägten Index-Konzentration. “Die Gewichtsbegrenzung im SMI ist nötig”, sagt Alex Hinder von Hinder Asset Management. “Ein Investor, der einen Index kaufen möchte, um seine Risiken zu streuen, erreicht sein Ziel mit dem SMI nicht mehr.” Trio dominiertAktuell wird der SMI von drei Titeln dominiert: Nestlé Namen, Novartis Namen und Roche Genussscheine. Das Trio bringt zusammen 59,3 % des Index auf die Waage und prägt damit seit Jahren das Bild des Schweizer Aktienmarktes.Und die Konzentration nimmt weiter zu. Jüngst wurde die Baseler Pharmafirma Actelion übernommen und ist deshalb aus dem SMI ausgeschieden. Sie wird ersetzt durch Lonza, die mit einem Börsenwert von knapp 13 Mrd. sfr nicht einmal die Hälfte von Actelion erreicht. Am kommenden Montag steigen die Inhaberaktien des Bauchemiekonzerns Sika in den Leitindex auf. Die Titel bringen rund 14 Mrd. sfr auf die Waage. Der Agrochemiekonzern Syngenta geht in chinesisches Eigentum über und lässt eine Lücke von mehr als 40 Mrd. sfr im SMI zurück. “Die geplante Kappung des SMI ist positiv für die kleineren Aktien im Index. Sie sind nach dem bisherigen Reglement immer bedeutungsloser geworden”, sagt Hinder.Im Fall von Sika könnte sich die Indexaufnahme besonders positiv auswirken. Bei einem Kurswert von 7 500 sfr wären die Inhaberpapiere, was die Bewertung angeht, auf dem gleichen Stand wie die Namensaktien unter der zwischen St. Gobain und den Sika-Erben bestehenden, aber gerichtlich bestrittenen Verkaufsvereinbarung. Der geringer werdende Bewertungsunterschied lässt die Erben und die Geschäftsführung von Sika in ihrem Streit wenigstens finanziell einander näherkommen.