SNB macht riesigen Verlust

Frankenaufwertung reißt Loch von 50 Mrd. sfr - Ausschüttung nur möglich, wenn Fehlbetrag halbiert wird

SNB macht riesigen Verlust

Der Schweizer Notenbank geht angesichts hoher Verluste zunehmend das Eigenkapital aus. Eine Ausschüttung für 2015 wird immer unwahrscheinlicher.bg Frankfurt – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) weist auch für das zweite Quartal einen hohen Verlust aus. Dieser beläuft sich auf 20 Mrd. sfr, wobei Wechselkursverluste mit knapp 18 Mrd. Euro das Gros ausmachten. Die Goldbestände der Notenbank waren 2,2 Mrd. sfr weniger wert. Damit hat die Aufhebung des Euro-Mindestkurses vom 15. Januar und die damit verbundene Aufwertung des Schweizer Franken erneut tiefe Spuren hinterlassen in der Bilanz der Schweizerischen Nationalbank.Zum Halbjahr summiert sich das zu einem Rekordverlust von 50,1 Mrd. sfr. Dabei beträgt der Verlust aus den Fremdwährungspositionen 47,2 Mrd. sfr. Denn der Schweizer Franken hat seit Januar stark zugelegt: Gegenüber dem Euro betrug die Aufwertung im ersten Halbjahr 13,3 %, gegenüber dem Dollar 6,2 %, gegenüber dem Yen 8,3 % und gegenüber dem britischen Pfund 5,1 %. Da auch der Goldpreis in den ersten sechs Monaten um gut 8 % nachgab, fiel auch bei dieser Position ein Verlust von 3,2 Mrd. Euro an. Einen positiven Beitrag zum Ergebnisausweis steuerten die Zinserträge mit 3,5 Mrd. sfr bei. Davon steuerten allein die Negativzinsen auf Giroguthaben 530 Mill. sfr bei. Weitere 1,2 Mrd. sfr entfallen auf Dividendenerträge. Die von Direktoriumspräsident Thomas Jordan geführte SNB arbeitet schon seit langem an einer breiteren Streuung auf verschiedene Währungen, was positive Beiträge liefert, die Wucht der Euro-Wechselkurspositionen aber nicht abfedern kann. Eigenkapital gibt nachAngesichts des hohen Fehlbetrags schrumpfte das Eigenkapital der Notenbank per Ende Juni auf 34,3 Mrd. sfr, was die Eigenkapitalquote bei einer Bilanzsumme von 577 Mrd. sfr auf 5,9 % stellt – vor fünf Jahren wurden hier noch 30 % ausgewiesen, vor zehn Jahren mehr als 50 %. Mit ihrer derzeitigen Kapitalisierung bleibe die Notenbank hinter den Vorgaben zurück, die sie für systemrelevante Banken des Landes vorgibt, wird in der Schweiz kritisiert.Bleibt der Schweizer Franken stark, ist die Gewinnausschüttung an Bund und Kantone für das laufende Geschäftsjahr gefährdet. Noch 2014 hatte die SNB einen Rekordgewinn von 38,3 Mrd. sfr verbucht und daraus 2 Mrd. sfr an Bund und Kantone ausgeschüttet. Für 2013 hatte die SNB zum ersten Mal seit 1907 keine Gewinnausschüttung vorgenommen. Die SNB selbst verweist nur darauf, dass starke Schwankungen in der Entwicklung der Gold-, Devisen- und Kapitalmärkte die Regel seien und deshalb Rückschlüsse auf das Jahresergebnis nur bedingt möglich seien.Klargestellt wurde am Freitag aber auch: Eine Gewinnausschüttung an Bund und Kantone kann die SNB nur leisten, wenn der Jahresverlust deutlich sinkt, da der Fehlbetrag nicht höher liegen dürfe als die zur Jahresmitte ausgewiesene Ausschüttungsreserve von 27,5 Mrd. sfr. “Sollte sich das Ergebnis der SNB bis Ende des Jahres nicht verändern, ist eine Ausschüttung an Bund und Kantone und eine Dividende ausgeschlossen”, so ein SNB-Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur sda.Die UBS geht in einer Analyse von Mitte Juli davon aus, dass die Kantone aufgrund des starken Franken wahrscheinlich leer ausgehen werden. Die Credit Suisse rechnet aktuell vor, dass eine Gewinnausschüttung an Bund und Kantone noch möglich sei. Ein Gewinn von rund 25 Mrd. sfr im zweiten Halbjahr dürfte genügen, um eine Ausschüttung zu ermöglichen, heißt es.—– Wertberichtigt Seite 8