Sondereffekt bei Kreditgenossen im Südwesten

Verband rechnet mit weiteren Fusionen - Institute würden von Small Banking Box stark profitieren

Sondereffekt bei Kreditgenossen im Südwesten

igo Stuttgart – Die Volks- und Raiffeisenbanken des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV) haben das vergangene Jahr mit einem Ergebniswachstum um 27,6 % auf 490 Mill. Euro abgeschlossen. Das deutliche Plus resultierte allerdings vor allem aus einem Sondereffekt: 2017 hatten Pensionsrückstellung den Jahresüberschuss von damals 380 Mill. Euro belastet, wodurch der Anstieg nun überdurchschnittlich deutlich sei, ordnete Verbandspräsident Roman Glaser die Entwicklung am Dienstag ein. Für 2019 geht er auf Basis der Planzahlen der BWGV-Banken von einer ähnlichen Entwicklung wie 2018 aus. Allerdings rechne er damit, dass “die Wachstumsraten etwas verhaltener sein werden” und sich das Ergebnis seitwärts bewege.Operativ lief es für die Bank gut: Das Kreditgeschäft stieg, hauptsächlich gestützt von den Firmenkunden, um gut 6 % auf 102 Mrd. Euro. Die Einlagen kletterten um 5,4 % auf rund 126 Mrd. Euro. Dennoch sank angesichts der niedrigen Zinsen der Zinsüberschuss um 6,7 %, während das Provisionsergebnis um 4,1 % und die Verwaltungskosten um 0,6 % zunahmen. Glaser zufolge hatten die Banken im vergangenen Jahr vor allem in IT-Systeme investiert. Nach der Risikobewertung, die Glaser zufolge vor allem auf Abschreibungen im Wertpapiergeschäft entfiel, kletterte das Betriebsergebnis um 6,2 % auf 830 Mill. Euro.Die Zahl der genossenschaftlichen Banken in Baden-Württemberg sank 2018 durch neun Fusionen auf 171 Institute. Glaser erwartet im laufenden Jahr eine ähnliche Größenordnung. Bislang habe der BWGV für 2019 Kenntnis von vier geplanten Zusammenschlüssen. Eine sinnvolle Unter- oder Obergrenze für die Zahl der Banken könne er nicht definieren, sagte er. “Entscheidend ist die Zukunftsfähigkeit einer Bank und dass sie in ihrem Marktgebiet gut aufgestellt ist, nicht ihre Größe”, so Glaser. Er glaube gleichwohl nicht, dass der genossenschaftliche Finanzsektor auf ein großes Institut zusammenschrumpfen werde. Vielmehr gehe es um die Frage, wie sich die Finanzgruppe in administrativen Tätigkeiten besser entlasten könne.Als einen Grund für die Fusionen nannte Glaser Regulierungsanforderungen, die speziell kleinere Banken mit wenigen Mitarbeitern überforderten. Daher sei es begrüßenswert, dass die EU-Institutionen in den kommenden Wochen die Small Banking Box verabschieden wollen, die Erleichterungen bei der Regulierung von Banken mit einer Bilanzsumme unter 5 Mrd. Euro vorsieht. Auf den BWGV hätte dies erhebliche Auswirkungen: Von den 171 Banken kommen nur die Volksbank Stuttgart mit einer Bilanzsumme von rund 7 Mrd. Euro und die BB Bank in Karlsruhe mit rund 12 Mrd. Euro über diese Schwelle.BWGV-Verbandsdirektorin Monika van Beek bezeichnete die bevorstehende Verabschiedung als “wichtigen Anker, um jede neue regulatorische Anforderung auf den Prüfstand zu stellen”. Sie geht davon aus, dass die europäische Bankenaufsicht EBA bis 2020 konkrete inhaltliche Vorschläge für die Small Banking Box erarbeiten werde. “Deshalb versuchen wir schon jetzt, Ideen einzubringen”, so von Beek. Die Kreditgenossen plädierten beispielsweise für Entlastungen bei den Offenlegungs- und Meldepflichten sowie bei den Eigenmittelanforderungen. Die bisherigen Anforderungen erfüllen die BWGV-Banken indes bereits jetzt. Die kumulierte Kernkapitalquote der Institute stieg im vergangenen Jahr auf 16,3 %.